Der 11. Dezember war für Rita Bussmann-Meier ein spezieller Tag. An der Fachveranstaltung «Sorgende Gemeinschaft – Caring Comunity» des regionalen Altersleitbilds in Schenkon bestritt sie ihren letzten Auftritt als Präsidentin der Kommission für Altersfragen Region Sursee. Die Verabschiedung im Anschluss an die Veranstaltung bot Gelegenheit, auf das Geleistete der vergangenen Jahre zurückzublicken und Danke zu sagen.
Die Verabschiedung sei für sie ein emotionaler Moment gewesen, lässt Rita Bussmann durchblicken. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber auch mit grosser, innerer Zufriedenheit über das viele Gute und Wirksame, das aus dem gezielten Miteinander der 16 Gemeinden unter dem Dach des Regionalen Altersleitbildes Sursee zugunsten der älteren Bevölkerung gewachsen sei.
Der richtige Zeitpunkt für die Übergabe des Präsidiums an Jolanda Achermann Sen sei gekommen. «Jolanda und ich kennen und schätzen uns seit 1992. Ich weiss, dass sie die begonnene Arbeit zielgerichtet weiterführen wird.»
Sternstunden mit Eltern erlebt
Das innere Feuer, mit welchem sich die abtretende Präsidentin über all die Jahre für die ältere Bevölkerung engagierte, habe viel mit ihren Eltern zu tun, sagt Rita Bussmann. Zu diesen habe sie jahrzehntelang eine tiefe Beziehung gepflegt, habe sie begleiten und betreuen dürfen. «Beide erreichten ein sehr hohes Alter – ein Geschenk! Die gemeinsame Zeit erlebte ich als Sternstunden.» Gleichzeitig habe sie miterlebt, welche Freuden und Probleme das Alter mit sich bringt.
Aber auch von Berufs wegen war Rita Bussmann seit jeher dem Pflegebereich bestens vertraut. Sie unterrichtete als Lehrerin für Krankenpflege in Luzern, Olten und Sursee.
Geuenseer spürten Herzblut
Seit 1991 mit ihrer Familie in Geuensee wohnhaft, wirkte sie während acht Jahren im Pfarreirat mit. Sie gründete die Nachhilfebörse. Im Jahre 2008 trat die gebürtige Hochdorferin in der surentaler Gemeinde das Amt der Sozialvorsteherin an. Wenn Rita Bussmann in den Gemeindeversammlungen jeweils von den neusten Entwicklungen aus ihrem Ressort berichtete, spürte die Geuenseer Bevölkerung das Herzblut, mit welchem sich ihre Sozialvorsteherin für die Anliegen der sozial schwächeren und der älteren Bevölkerung einsetzte. Sie engagierte sich ebenso für das Gesundheitswesen, speziell die Spitex und die Kinderbetreuung (Gutscheine). Die Anliegen aller Bürger mit berechtigten Anliegen stiessen bei ihr auf offene Ohren. Beim Vorstellen neuer Projekte betonte sie denn auch stets, dass man «keine Papiertiger produzieren» wolle. Und sie sollte recht behalten.
Acht Jahre war sie Sozialvorsteherin der Gemeinde Geuensee, davon fünf Jahre auch Mitglied der Vormundschaftsbehörde. Sie half als Projektmitglied beim Aufbau der KESB und amtete unter anderem als Delegierte des Pflegeheims Seeblick sowie der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde und der Sozialberatungszentren Sursee/Hochdorf.
Engagement ab erster Stunde
Als Rita Bussmann 2016 das Amt der Geuenseer Sozialvorsteherin an ihre Nachfolgern Alexandra Stocker übergab, fokussierte sie ihr Engagement für die Anliegen der älteren Bevölkerung noch stärker auf die Region. Auf Initiative der Sozialvorstehenden der Sursee-Plus-Gemeinden hatten sich die Gemeinden Büron, Eich, Geuensee, Grosswangen, Hildisrieden, Knutwil, Mauensee, Neuenkirch, Nottwil, Oberkirch, Ruswil,Schenkon, Schlierbach, Sempach, Sursee und Triengen zusammengefunden, um gemeinsam ein regionales Altersleitbild für die Region Sursee zu entwickeln. Rita Bussmann war die treibende Kraft hinter diesem ambitionierten Vorhaben. Sie engagierte sich als Präsidentin und Co-Projektleiterin ab der ersten Stunde für den Aufbau und die Umsetzung des Regionalen Altersleitbilds Sursee.
Auf 16 Gemeinden gewachsen
Heute sind dem Projekt, das durch die Fachstelle Gemeinwesenarbeit von Pro Senectute Kanton Luzern begleitet wird, obgenannte 16 Gemeinden angeschlossen. Mit dem seit 1. Januar 2019 gültigen Gemeindevertrag vereinbaren und regeln die Gemeinde-Exekutiven verbindlich die Organisation der Zusammenarbeit für Altersfragen in der Region Sursee inklusive der finanziellen Beteiligung. Umgesetzt wurden Dorf- und Quartierrundgänge, Projekte zur Gangsicherheit, Mobilität und Sturzprävention wie Tai Chi und Qi Gong und Café Balance. Bei der Drehscheibe 65plus Region Sursee, die per 1. Januar 2021 auf 15 Gemeinden erweitert wird, erhalten Senioren kostenlos Antworten zu Fragen rund um das Alter. Zu den weiteren Meilensteinen gehören etwa der Ausbau des Netzwerkes Mobile Palliative Care und die Aufnahme des Projekts «Netzwerken in der Region Sursee – für eine regionale und vernetzte Alterspolitik» ins Programm «Socius 2» der Age-Stiftung sowie der Start des Projekts «Sorgende Gemeinschaft» diesen Dezember.
Mit Teamwork zum Erfolg
«Ohne Teamwork wäre undenkbar gewesen, ein so umfassendes Projekt zugunsten der älteren Bevölkerung aufzubauen und umzusetzen», meint Rita Bussmann rückblickend. Allen voran danke sie diesbezüglich ihrem engsten Mitarbeiter Marcel Schuler, dem Leiter Fachstelle Gemeinwesenarbeit bei der Pro Senectute Luzern, mit dem sie die operative Projektleitung von Anfang an konstruktiv, ergänzend und in fruchtbarer Zusammenarbeit geteilt habe. Auf das Erreichte seien sie und ihr Team schon etwas stolz: «Heute sind 16 Gemeinden miteinander unterwegs. Wir werden politisch ernst genommen, sowohl was die Zusammenarbeit als auch die Bedeutung der Altersthematik betrifft. Wir sind gemeinsam statt einsam unterwegs». Politisch habe das Alter einen festen Platz erhalten und die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sei gewachsen. Die einzelnen Massnahmen und «Leuchttürme» sowie deren schrittweise Umsetzung würden von der Bevölkerung geschätzt und seien entsprechend gut besucht.
«Zukunft möglich machen»
In welcher Form sie sich künftig in die Altersthematik in der Region einbringen werde, will Rita Bussmann indes offenlassen. Ihr fehle es nicht an Ideen, wie sie ihr Pensionsalter geniessen könne, sagt die 68-Jährige. Nun habe sie mehr Zeit für spontane soziale Kontakte, für Familie und Freunde, aber auch für sich selbst. «Ich werde die Spaziergänge mit meinem Hund geniessen, lesen, klassische Musik hören, Sudokus lösen und das Klavierspiel wieder aufnehmen», freut sie sich.
Für ihre Familie, ihren Gatten Toni, die drei Söhne und ihren Hund Nala wünsche sie sich, gemeinsam und bei guter Gesundheit noch einige erfüllte Jahre verbringen zu dürfen. «Oder mit Antoine de Saint-Exupery ausgedrückt: Die Zukunft sollte man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.»