«Die Loipe Rickenbach konnte bis dato bereits 19 Loipentage verbuchen. Der viele Schnee hat uns eine perfekte Loipe gezaubert, und wir waren sehr glücklich damit», sagt der Präsident des Vereins Loipenteam Rickenbach. Auf der Loipe herrschte viel Betrieb, teils auch abends unter Flutlicht. Die tiefverschneiten Wälder im Umfeld liessen eine Stimmung aufkommen wie im hohen Norden.
Kampf der Luftmassen
Allgemein lag in der zweiten Januarhälfte im nördlichen Teil der Sempachersee-Region viel Schnee. Auf der Südseite des Gewässers war es aber deutlich weniger. Grund für diese spezielle Konstellation war eine markante Luftmassengrenze entlang der Linie Basel-Luzern um die Monatsmitte. Sie verlief ziemlich genau über die Sempachersee-Region. So kam es, dass es am 14. und 15. Januar im nördlichen Teil der Region, zu der auch Rickenbach gehört, kräftig schneite. Laut Meteoschweiz fielen bei dieser Wetterlage östlich der Linie 30 bis 45 Zentimeter Schnee. Auf dem Hügelzug des Nottwilerbergs waren es aber lediglich zirka 15 Zentimeter, weil am Abend des 15. Januar sogar nochmals Regen aufgekommen war.
Wintermonat Januar
Ende Monat ist es dann aber milder geworden, und Wind und Regen haben den Schnee weggeputzt. Dennoch: Der subjektive Eindruck eines winterlichen Januars bleibt. Die Zahlen der Schneehöhen sprechen für die östliche Hälfte der Schweiz und für die Berge eine klare Sprache. Bei den Temperaturen sieht es hingegen etwas anders aus. Nach Auskunft von Stephan Bader, Klimatologe bei Meteoschweiz, lag die Januartemperatur in Luzern 0,5 Grad über der Norm der Vergleichsperiode 1981 bis 2010, in Buchs-Aarau 0,7 Grad. Die Region Sempachersee liegt ziemlich genau zwischen diesen beiden offiziellen Messstationen von Meteoschweiz. Imposant sind hingegen die Niederschlagszahlen. Luzern registrierte mit 119 Millimeter pro Quadratmeter im Januar 233 Prozent der Norm, Buchs-Aarau mit 202,1 Millimeter gar 292 Prozent der Norm.
Viel Schnee auf den Gletschern
In den Alpen liegen ebenfalls überdurchschnittliche Schneemengen. Auf dem Weissfluhjoch in Davos auf knapp 2700 Metern über Meer sind es beispielsweise 2,5 Meter. Die Gletscher haben somit eine dicke, gegen Wärme isolierende Decke erhalten, welche dem Gletscherschwund in der warmen Jahreszeit entgegenwirken könnte. Doch Klimatologe Stephan Bader sagt: «Milde Temperaturen im Frühling und Frühsommer können sehr schnell viel Winterschnee schmelzen.» Nach aktuellem Wissensstand setze sich die klare Tendenz zu steigenden durchschnittlichen Jahrestemperaturen weiter fort, «auch wenn wir sofort den Ausstoss aller Treibhausgase stoppen».
Erwärmung ist «gesetzt»
Eine ziemlich pessimistische Aussicht also für alle Winterfans und jene, die sich auch in 50 bis 100 Jahren noch zahlreiche Gletscher in den Alpen wünschen. Die Emissionen der letzten Jahrzehnte hätten ihre erwärmende Wirkung auch noch in den kommenden 100 bis 150 Jahren, macht Stephan Bader deutlich. «Mit der Einschränkung der Treibhausgas-Emis-sionen können wir die kommende Erwärmung lediglich abmindern, aber nicht aufhalten.»
Abschied vom Winter
Die Klimamodelle gehen für die Schweiz davon aus, dass die Wintererwärmung weiterhin zunehmen wird. «In tieferen Lagen nördlich der Alpen wird es vor allem weniger Schnee geben, auch wenn der Winter in Zukunft vielleicht eine leichte Tendenz zu mehr Niederschlag zeigt», sagt Stephan Bader. Der Sommer liefere nach den aktuellen Szenarien in der Summe deutlich weniger Niederschlag, für Frühling und Herbst sind die Signale noch unklar.
Der winterliche Januar ändert daran nichts. «Was wir erlebt haben, ist ein Einzelereignis», führt Stephan Bader aus. «Die Klimaänderung ist jedoch die Summe der Witterungsabläufe über Jahrzehnte hinweg.» Die Tendenz zu mehr Winterwärme und wenig Schnee in tieferen Lagen sei eindeutig. «Die Chance auf Winter in der Region Sempachersee wird immer geringer.»