Bruno Vorburger stieg schon in die Lüfte, bevor er überhaupt die Autoprüfung in der Tasche hatte. Im Alter von 17 Jahren absolvierte er das Flugbrevet als Segelflugpilot. Ein Jahr später folgte das Motorflug-Brevet. Doch aus gesundheitlichen Gründen konnte Vorburger seinen Traum einer Karriere als Berufspilot nicht verwirklichen und schloss eine Ausbildung als Elektroingenieur ab. «Die Enttäuschung war gross.» Aber der angefressene Flugzeugliebhaber fand einen Weg, wie er seine Passion weiterverfolgen kann: Seit 15 Jahren fliegt Vorburger als virtueller Pilot mit seinem «semiprofessionellen» Flugsimulator von Microsoft FSX/2020 und Prepare 3D von Lockheed über die Schweiz, Europa und die ganze Welt.
Ein kostspieliges Hobby
Um die Flüge möglichst realitätsgetreu zu simulieren, besorgte sich der heute 79-Jährige eine ansehnliche Menge an Ausrüstung. Ein leistungsfähiger PC mit hochauflösenden Grafikkarten und drei Monitoren («Piloten-Sicht im Cockpit», «Aussen-
Beobachter» und «GPS Geo-Daten» der gesamten Welt) sowie die Bedienungselemente Steuerknüppel, Gashebel und Fusspedale gehören zur Grundausrüstung.Die Cockpits der virtuellen Flugzeuge sind genauso ausgestattet wie im Original-Flugzeug.
Die gesamte Ausrüstung könne schnell einmal 5000 Franken kosten, verrät Vorburger.
Nebst militärischen Flugzeugen kann Vorburger mit seinem Microsoft-Simulator 2020-Programm auch zivile Flugzeuge fliegen. Dazu gehören Wasserflugzeuge, Segelflugzeuge oder Passagierflugzeuge. Neuestens fliegt er mit der virtuellen 3D-Brille, die das Erlebnis nochmals verstärkt.
Ersatz der fliegerischen Träume
Bruno Vorburger ist beim «virtuellen Swiss Air Force-Verband» (vSAF) aktiv. «Der Verband ist eine Vereinigung von hauptsächlich ehemaligen Piloten aus der ganzen Schweiz. Unsere Gemeinsamkeit ist das Heimweh nach dem Fliegen. Wir alle finden dank dieser praxisnahen Flugsimulation einen sinnvollen Ersatz unserer fliegerischen Träume.»
Weiter erklärt Vorburger:«Jeder Pilot hat einen Nicknamen.» Seiner sei «Pfesi». Mit seinen Freunden, die verstreut in der Schweiz wohnen, fliegt «Pfesi» jede Woche im Multiplayer-Modus via Internet gemeinsam. Dabei üben sie virtuelle Akrobatik, fliegen im Verband oder simulieren Militärflüge mit der «Patrouille Suisse». «Wir sind keine Gamer, die Kriegsspiele verherrlichen. Wir üben die Exaktheit und Präzision des Fliegens und pflegen nebst dem üblichen Englisch die alte Fliegersprache, den Bambini-Code», merkt Pfesi an.
Virtuelles Fliegen bringt Vorteile
Auf die Frage, welche Vorteile das virtuelle Fliegen gegenüber dem Steuern von echten Flugzeugen habe, antwortet «Pfesi» sofort: «Ich kann hier in meinem Zimmerchen sitzen, verpeste nicht die Umwelt und nerve auch niemanden mit Lärm oder Gestank.» Ausserdem fördere es die Konzentration, die Feinmotorik und die Kombination zwischen einer dreidimensionalen Denk-, Handlungs- und Reaktionsfähigkeit sowie diegeografischen und meteorologischen Kenntnisse. Zudem könne er beim virtuellen Fliegen jeden Ort auf der Welt anfliegen. Und mit einem Schmunzeln fügt Vorburger an: «Anders als beim realen Fliegen weiss Frau immer, wo Mann ist.»