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Das Revival des Peter Schilliger

Ernesto Piazza 11. September 2020

Der 61-jährige FDP-Politiker rückt für den verstorbenen Albert Vitali in den Nationalrat nach. Unternehmer Schilliger über die Klimapolitik seiner Partei, wo er die Zeit für sein politische Arbeit hernimmt – und über seine Wiederkandidatur in drei Jahren.

Er habe schon ein etwas mulmiges Gefühl gehabt, als er in den Ratsbetrieb zurückgekehrt sei, gesteht Peter Schilliger (FDP). Zu Beginn der Herbstsession war er wieder als Nationalrat vereidigt worden. Der 61-jährige Udligenswiler rutscht für Albert Vitali nach. Dieser erlag im Juni einem Krebsleiden. Bereits vor acht Jahren folgte Schiliger dem damals ebenfalls im Amt verstorbenen Otto Ineichen in die grosse Kammer.

 

Für den Unternehmer kommt es damit zu einem Revival, nachdem die FDP im letzten Herbst ihren zweiten Nationalratssitz verloren hatte und Schilliger davon direkt betroffen war. Dieses Verdikt hat ihn noch einige Zeit beschäftigt. «Ich ärgere mich aber nicht, weil Albert wiedergewählt worden war.» Vielmehr sei es der FDP-Sitz gewesen, der verlustig ging. Und er habe sich ebenfalls hinterfragt, sagt er. Schilliger fühlte sich mitverantwortlich für dieses Resultat.

 

«Vollkaskoversicherung können wir uns nicht leisten»

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, sieht er als «ein enorm vielschichtiges Thema». Zum einen sei der Trend in der Schweiz zu mehr «grün» ein Fakt. Diese Tendenz manifestiert sich nicht zuletzt auch im neu zusammengesetzten Parlament. Zwar kritisiert Schilliger die CO2-Politik der Partei nicht, erklärt aber gleichzeitig: «Die FDP kann mit dem Dossier Klima nicht neue Wähler gewinnen.»

 

Vielmehr möchte Schilliger die «FDP als Wirtschaftspartei» wieder in den Vordergrund rücken. Auch mit Blick darauf, dass wegen Corona diverse Bereiche wie die Gastronomie, die Eventbranche, aber auch der Tourismus finanziell extrem leiden. Dass der Bund in dieser ausserordentlichen Situation solchen Betrieben hilft, sei zwar richtig. Gleichzeitig appelliert er aber «an die Selbstverantwortung von KMU». «Eine Vollkaskoversicherung ‘Staat’ können wir uns nicht leisten.» Und hier, ist er überzeugt, könnte sich die FDP noch vermehr positionieren.

 

Apropos positionieren: Die von Parteipräsidentin Petra Gössi angestossene «Enkelstrategie» findet Schilliger «einen guten Denkansatz». Wenn es nach ihr geht, soll die FDP sowohl Wirtschaft wie auch Gesellschaft so weiterentwickeln, dass die heute jüngste Generation noch davon profitieren kann.

 

 

«War noch nie so viel zuhause»

Wirtschaft ist ein Stichwort, worauf der 61-jährige Unternehmer immer wieder zu sprechen kommt. Er ist Verwaltungsratspräsident der Schilliger Holding AG und zusammen mit seinem Bruder Erwin je zur Hälfte daran beteiligt. Mit dieser Holding beherrschen sie die Herzog Haustechnik AG, die Herzog Bauspenglerei AG, die Gisler Spenglerei-Bedachungen GmbH und die Kaiser AG Haustechnik. Seine Nationalratstätigkeit beziffert er mit 40 Prozent oder anders gesagt: auf etwa 800 Stunden pro Jahr.

 

Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wo holt er sich diesen Freiraum wieder für das Mandat? Oder hatte er während seiner rund zehnmonatigen Politabstinenz plötzlich viel mehr persönliche Zeit? Schilliger erklärt es so: «Ich war noch nie so viel zuhause in meinem Leben.» Vor allem die verschiedenen Abendverpflichtungen fielen weg – und dies nicht nur wegen Corona. Daheim habe er vieles aufgeräumt und die freie Zeit genossen.

 

Nicht alle goutierten seine Rückkehr

Das alles gibt er nun wieder auf. Der entscheidendste Faktor für sein erneutes Engagement war seine mit gesundheitlichen Problemen kämpfende Frau. Sie habe ihn beim Entscheid in vollem Umfang unterstützt. «Wir möchten uns nicht vom Dauerbegleiter Krankheit den Takt vorgeben lassen, unser Leben so aktiv wie möglich gestalten.» Die drei erwachsenen Kinder wären dem Entscheid ebenfalls positiv gegenübergestanden. Zudem sei er in seinen Firmen nicht operativ tätig und habe dadurch einen gewissen Handlungsspielraum.

 

Hätte er die Frage, ob er in den Nationalrat zurückkehren soll, beispielsweise zwei Jahren nach seiner Nicht-Wiederwahl beantworten müssen, wäre die Antwort wohl anders ausgefallen. «Dann wäre ich zu weit weg vom Ratsbetrieb gewesen.» Er ist sich aber bewusst, dass es ebenfalls Stimmen gab, die seinen Entscheid nicht unbedingt goutierten, dass er Damian Hunkeler den Weg als Drittplatzierten der FDP-Nationalratsliste den Weg verbauen würde. «Doch die Rückmeldungen waren grösstenteils positiv», sagt Schilliger, der mit gegen 25'000 Stimmen rund 5'800 Voten vor Hunkeler lag.

 

 

Wieder Kandidatur in drei Jahren?

Schilliger, der in Bern neu auch in der Finanzkommission Einsitz nimmt, weiss allerdings ob der auf ihn wartenden Herausforderungen. Unter anderem will die FDP 2023 den verloren gegangenen zweiten Sitz zurückgewinnen. Und die Partei hoffe darauf, dass dies mit einem bisherigen Nationalrat eher möglich sei, erklärt er. Daher musste sich der 61-Jährige auch dahingehend Gedanken machen und erklärt: «Unter der Voraussetzung, dass es die Gesundheit von mir und meiner Frau zulassen, habe ich damit auch für eine Wiederkandidatur in drei Jahren Ja gesagt.»

 

Doch momentan ist neben seiner Rats- auch seine Kommissionsarbeit gefragt. Gehörte er während der letzten Legislatur der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) an, übernimmt er nun den Sitz des verstorbenen Albert Vitali in der Finanzkommission – allerdings nicht als deren Präsident. Dieser Umstieg sei für ihn kein Problem, erklärt er. Allerdings wird sich Schilliger in neue Geschäfte einlesen müssen. Als erstes ins Budget 2021, das nun ansteht.

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