Am vergangenen Montagmittag wärmte Anita Estermann «Resten» vom Sonntag auf. «Ich arbeitete am Morgen», entschuldigt sie sich fast. Doch das Sonntagsmenü freut jeden Gourmet: Kalbsteak, Ofen-Kartoffeln und vorher eine jahreszeitgerechte Kürbissuppe. Zum Dessert gabs selbst gebackenen Apfelkuchen.
Das Kochen lernte die heute 51-jährige Anita Estermann zu Hause. Sie wuchs als Anita Bucheli auf einem Bauernhof in Mittelarig, Gemeinde Buttisholz, auf. Nach der Schule absolvierte sie ein Haushaltslehrjahr und arbeitete als Verkäuferin in einer Bäckerei. Später gehörte sie zum ersten, kleinen Mitarbeiterteam der KNF Flodos, die damals noch in St. Erhard war. «Und plötzlich kam Julia auf die Welt.»
Julia ist heute 25 Jahre alt, gelernte Verkäuferin und arbeitet als Administratorin in der Eierbranche und ist von zu Hause ausgezogen. Forstwart Cyril (21) und Joel (17), der Landwirt lernt, wohnen noch zu Hause. Im Ausgang lernte sie damals Franz Estermann kennen, der nur 1 km Luftlinie von Mittelarig – im Stockschürli, Gemeinde Nottwil – aufwuchs. Sie kannten sich zwar als Kinder, aber nahmen kaum Notiz voneinander.
Ihre Geschwister meldeten sie für die SRF-Sendung «Landfrauenküche» Anfang Jahr an. «Ich und Franz wollten zuerst nicht», sagt sie, denn Zeit ist auf dem Eyhof ein kostbares Gut. Dann aber kam Corona, Anlässe und Besuche wurden abgeblasen. «Das gab uns Luft.» Und kochen gehörte zu ihrem Alltag wie Pferde «fuere».
Eine SRF-Redaktorin kam vorbei und überzeugte sie. Heute streicht Anita Estermann das Positive ihres Fernsehauftritts hervor. «Die Woche mit Filmen vom 3. bis 8. August war interessant, intensiv und abwechselnd.» Sie sei die älteste der teilnehmenden sieben Frauen, aber sie würden zusammen passen. Ihr Mann Franz legte seine anfängliche Skepsis ab und meint: «Das ist eine Kochsendung und nichts ist gestellt.» Er übernimmt in der Sendung den Part des Dieners und serviert das Menü.
Für die Sendung zog Anita Estermann die Luzerner Bauerntracht ihrer leider bereits verstorbenen Schwiegermutter an. «Diese Tracht ist bestimmt 60- bis 70-jährig.» Davon sieht man aber auf den Fotos und im Fernsehen nichts.
Trutenfilets – serviert an einer «Chammesosse» mit getrockneten Tomaten – kocht sie für die anderen sechs Landfrauen, weil dieses Menü selten in der Sendung vorkommt und Truthähne auf dem Eyhof aufwachsen.
Der Eyhof gehört der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Zuerst waren Franz und Anita Estermann bei der Stiftung angestellt. Seit zehn Jahren bewirtschaften sie den Hof in Pacht. Zum Milchwirtschaftsbetrieb gehören 45 Kühe in Laufstallhaltung. 53 Hochstammbäume, 2 ha Urdinkel, eine Kleintieranlage, Trutenmast sowie die angegliederte Reit- und Hippotherapie.
Bei letzterem arbeitet Anita Estermann als Pferdebegleiterin in einem Teilpensum. Neun Isländer-Pferde stehen zur Verfügung. Die Paraplegiker-Stiftung ist Besitzerin der Pferde. «Wir sind auch ein beliebter Treffpunkt für Patienten und Angehörige, was auch Zuhören beinhaltet», ergänzt die Landfrauenköchin. Auch kämen viele Nottwiler zu Besuch. «Ich mag den Kontakt zu Menschen», sagt sie. Dazu passte auch ihre Begrüssung: «Ich bin Anita.»
Wenn sie in der Sendung, die am Freitag, 2. Oktober, ab 20.05 Uhr, ausgestrahlt wird, so spontan auftritt, wird das Publikum sie ins Herz schliessen. Bescheiden erklärt sie dazu: «Ich möchte nicht unbedingt gewinnen. Für uns sind alle Favoritinnen.»
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