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Die närrische Zeit steht vor der Tür

Geri Wyss 14. Februar 2020

Zur Luzerner Fasnacht gehören Guuggenmusiken wie das Amen in die Kirche. Seit 50 Jahren bereichern die Sooregosler das närrische Treiben mit Musik und auch die Familienguuggenmusiken wie die Snozzichöbler und die NoTeTUter steuern zum Traditionsanlass bei.

Mit gehörntem Grend und spitzer Zunge,feuerroter Haut und «gförchigem» Gesichtkommen sie heuer daher, die Sooregosler Oberchöuch. «50 tüüflisch goldigi Johr» haben sie auf dem Buckel – das Guuggen und Schränzen sind sie noch lange nicht müde. Die Mottos des vergangenen halben Jahrhunderts werden der verrückten 5. Jahreszeit gerecht.Als Barbaren, Römer, Wächter der Pandora waren sie «fochstüüfus-
wöud», nachtschwärmerisch und auch voller «Lofe, Piss änd Häpiness» unterwegs. Als Teufel wollen sie der «goldenen 50» nun die Krone aufsetzen.

Präsident Thomas Trachsel feiert ebenfalls ein kleines Jubiläum. Diese Fasnacht ist seine 9. Saison, seit fünf Jahren ist er Präsident der Sooregosler. «Für mich ist das nichts Spezielles. Ich bin nach wie vor mit Leidenschaft dabei und habe Freude an meinem Amt», sagt er. Im Endeffekt brauche es jeden für eine funktionierende Guuggenmusik. Vom Schminkteam bis hin zum Fest-OK. Der Präsident sei einfach derjenige, der sämtliche Fadenenden zusammenbringe.

 

Mit Rasseln nach Romoos

1970 am Maskenball in Oberkirch hatten Jack Buchmann und seine Kollegen Anton Hodel und Josef Peter die zündende Idee, eine eigene Guuggenmusik zu gründen. Inspiriert hatte sie eine Gruppe junger Frauen und Männer, die zusammen Musik machten. Innert kurzer Zeit fanden sich um die 30 Köpfe, die bei der neuen Guuggenmusik dabei sein wollten. «Innerhalb einer Woche nähten wir die Kleider, hielten eine Probe ab und spielten in Romoos das erste Mal», erinnert sich Jack Buchmann. Ein paar Mitglieder brachten Rasseln mit, andere ihre eigenen Instrumente. Das Fasnachtskleid war ein weisser Pyjama mit farbigen Rüschchen, das jeder aus eigener Tasche bezahlte. Man hätte meinen können, mit nur einer Probe hätten die Sooregosler damals eher bescheiden geklungen, doch dem war nicht so. «Es ist nicht in die Hose gegangen. Es war ein voller Erfolg», versichert Buchmann.

In der Sure «gegoslet»

Mit der Sure vor der Haustür fiel die Namensfindung nicht schwer. Tatsächlich stellte die Gemeinde Oberkirch früher jährlich das Wasser der Sure zurück, um den Fluss zu putzen und auszufischen, erzählt Buchmann. Warum man die Fische jeweils herausnahm, kann er nicht genau sagen. Jedenfalls habe man recht im Wasser «goslen» müssen.

In späteren Vereinsjahren habe man den Namen als Anstoss dafür genommen, sich weiter um die Sure zu kümmern, erzählt Peter Gunziger, Präsident der Sooregosler von 2005 bis 2010. In Gummistiefeln und Badehose «gosleten» die Mitglieder in einer Säuberungsaktion auf ganzer Länge durch den Fluss. «Beim ersten Mal fischten wir viel Abfall heraus. Auch Velos, Gartentische und halbe Haushalte», sagt er.

Mit Bierhumpen auf dem Kopf

Bis zu acht Stunden Arbeit pro Teufelsgrend investierten die Sooregosler dieses Jahr. Giessen, an Köpfe anpassen, bemalen – ein langwieriger Prozess. Das Grundgerüst stammt vom Maskengestalter und ehemaligen Sooregosler-Mitglied Roger Stalder. Die aufwendigen Grende gehören zu den Sooregoslern fast seit Anbeginn dazu. «Mir schwebte immer vor, ‘Grende’ zu basteln. Denn mir war klar, sonst fallen wir nicht auf», sagt Jack Buchmann. 1972 folgten dann die ersten Grende. Passend zum Fasnachtsmotto trug die Guuggenmusik riesige Bierhumpen auf dem Kopf. «Damals waren die Grende grösser als heute. Mit Rohren haben wir sie in die Höhe gebaut.» Mit Karton und Kleister bastelten die Mitglieder einen, manchmal sogar zwei Monate an den Grenden. «Seither haben wir jedes Jahr einen neuen Grend. Das musste einfach sein. Mit den Kostümen und der Musik stellen wir schliesslich etwas dar.»   

Die Seele baumeln lassen

Zur 39-köpfigen Guuggenmusik gehört auch das Sooregosler-Chörli, das vergangenes Jahr sein 40-Jahr-Jubiläum feierte. Es setzt sich aus ehemaligen Aktivmitgliedern der Sooregosler zusammen, die sich zusätzlich mit speziellem Gesang musikalisch weiterentwickeln wollten. Weiter gründeten in den 90er-Jahren Ehemalige das Buebezögli, das bis heute als Kleinformation auftritt. Jack Buchmann spielt in der Gruppe bis heute die Posaune. Das Buebezögli spielt vermehrt alte Stücke wie «Dini Seel chli la bambälä lo» oder «Tessiner Potpourri». Ältere Musikschätze haben auch die Sooregosler in ihrem Repertoire. Darunter «Die kleine Kneipe» oder «Let’s twist again». «Diese Lieder spielen wir seit über 30 Jahren. Wenn man sie hört, weiss man sofort, das sind die Sooregosler», sagt Thomas Trachsel.

Mit Humor durch den Abend

Das Jubiläumsjahr begeht die Guuggenmusik traditionellerweise mit dem Goslerball am Schmutzigen Donnerstag. Durch den Abend begleiten Kleinformationen und Sketch-Darbietungen. Ein weiterer Festakt ist das Guuggair am Fasnachtssonntag. Ab 18 Uhr verbreiten 13 Guuggenmusiken beim Schulhaus in Oberkirch Stimmung. Mit von der Partie sind an den Festakten ehemalige Mitglieder der Sooregosler. Mit Höhepunkt am Güdisdienstag, wo die Goslerfamilie mit mehr als 90 Personen am Umzug in Sursee anzutreffen ist.

Ein Spektakel für die ganze Familie

Bei den NOTeTUtern aus Nottwil und den Snozzichöblern Sursee läuft die närrische Zeit ab, wie bei einer «gewöhnlichen Guugge»: Musizieren, geniessen und auf die Pauke hauen. «Das Mitwirken der Kids gibt eine spezielle Dynamik und natürlich den Jöö-Effekt», meint der Tambourmajor der NOTeTUter, Philipp Renggli. Er erzählt zudem, dass sich die Verantwortung über die Kinder immer ganz gut verteile, denn bei ihnen schaue jeder zu jedem – auch bei den Kindern.

Aus Rücksicht auf die Jüngsten passen die Familienguuggenmusiken ihren Fahrplan etwas an. So gönnen sie sich gar einen Tag Erholungspause oder spielen meist zu frühen Auftrittszeiten – kann Vorteil wie Nachteil sein. Snozzichöbler Christoph Najer berichtet: «Zum einen ist man nach dem Auftritt sehr flexibel, andererseits hat es oft weniger Publikum.» Wie viele andere Vereine leiden auch die Familienguuggenmusiken an Mitgliederschwund. Die Snozzichöbler nehmen es mit Humor und sagen sich: «Weniger ist meistens mehr». Für die NOTeTUter bedeutet dies nach 21 Jahren sogar «aufzuhören, wenn es am schönsten ist». Sie feiern ihre Abschiedssaison. 

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