Vor bald einem Monat hatte die Seefischerei Zwimpfer in Sempach einen 24,5 Kilogramm schweren und 1,5 Meter langen Wels im Netz. Ein bemerkenswerter Fang, der es sogar in die sozialen Medien geschafft hat. Gefangen hat Berufsfischer Hans-Ueli Zwimpfer den Wels mit einer Fischfalle mit zwei grossen Flügeln, einem sogenannten Trappnetz. «Mit herkömmlichen Fischernetzen kann man Welse dieser Grösse nur schwer fangen», führt Hans-Ueli Zwimpfer aus. Die grossen Fische würden diese feinen Netze zerreissen und einfach durchschwimmen.
Bis drei Meter lang
Welse können also rechte Brocken sein. «Diese Fischart wächst ein Leben lang.»Zwimpfer vermutet, dass es im See bereits bis zu zwei Meter lange Welse gibt. «Der Fisch kann bis zu 80 Jahre alt, über 100 Kilogramm schwer und drei Meter lang werden.» Die eigentliche Heimat sind grössere Gewässer im weitverzweigten Einzugsgebiet der Donau. Im Sempachersee schwimmt er noch nicht so lange. «Es handelt sich um eine illegale Aussetzung», weiss Zwimpfer, «vermutlich von einem Sportfischer. Wir Berufsfischer und der Kanton waren es auf jeden Fall nicht, denn die Welse bringen das natürliche Gleichgewicht im See durcheinander.»
Fremde Krebse und Zierfische
Dies bestätigt auch Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa). Eine natürliche Einwanderung über die Sure könne ausgeschlossen werden, weshalb von einer illegalen Aussetzung auszugehen sei. Der Wels habe sich noch nicht so stark ausgebreitet, dass die Fangquoten einheimischer Fische signifikant zurückgegangen seien. Doch der Wels vermehrt sich rasch. In ein paar Jahren könnte es anders aussehen. Für Amrein ist klar, dass man den Wels nicht mehr aus dem Sempachersee bringt. «Aus fischereilicher Sicht war es die dümmste Aktion, diese Art überhaupt im See auszusetzen.» Es gibt laut dem Fischereifachmann aber auch noch weitere Arten, die eigentlich im Sempachersee nichts zu suchen hätten. Als Beispiele nennt er Goldfische, den Blaubandbärbling und den Koi, aber auch die Galizier-, Signal- und Kamberkrebse.
Felchen als Kapital
«Wir müssen mit dem Wels leben», ist sich auch Hans-Ueli Zwimpfer bewusst. Als Speisefisch ergänzt er das Angebot der Seefischerei Zwimpfer. Die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle des Sempacher Traditionshauses am See bleibt aber die Felche. 90 bis 95 Prozent der Erträge fallen auf diese Art. Erlebt man mal ein schlechtes Fangjahr der «Sempacher-Ballen», vermag die Fischerei dies nicht mit den anderen Arten wie Hechte, Egli oder Seeforellen zu kompensieren. Hans-Ueli Zwimpfer hat in den vergangenen 30 Jahren fast nur gute Fangerträge erzielt. «Das ist ein Resultat der Seebewirtschaftung durch die Fischerei», führt er aus. Fortlaufend würden Fische abgeschöpft, so dass das Nahrungsangebot für die Jungtiere immer ausreichend sei. Begünstigend komme auch der vergleichsweise hohe Nährstoffgehalt des Sees hinzu. Gerade beim Wels sei es wichtig, dass man diese Fänge unbedingt behalte und nicht wieder ins Wasser lasse. «Der Wels ist ein Raubfisch.» Er fresse somit auch Felchen. «Heute ist das noch kein Problem, doch es könnte in der Zukunft zu einem werden.»