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«Ein hochwertiger Proteinlieferant»

Geri Wyss 09. Oktober 2020

In den Fussballcamps von Hakan Yakin und von MS Sports wird heute auf Schweinefleisch verzichtet. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht spricht aber nichts gegen den Verzehr, sagen zwei Experten.

Wer Sport treibt, verbraucht mehr Energie und der Körper muss sich nach intensiven Anstrengungen auch wieder gut erholen können. Hierbei spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Solche Aspekte berücksichtigen auch Fussballlager für Kinder wie das Yakin-Fussballcamp – eines davon findet gegenwärtig in Nottwil statt – und jene Camps von MS Sports. Wie unsere Zeitung in der Ausgabe von letzter Woche berichtete, wird in beiden Fussballlagern auf Schweinefleisch verzichtet. Während der Geschäftsführer von MS Sports, Mario Sager, sagte, man tue dies auch, weil viele Kinder mit Migrationshintergrund teilnähmen, erwähnte der Projektleiter der Yakin-Fussballcamps, Deniz Islikaye, einzig gesundheitliche Überlegungen.

 

Eher viele gesättigte Fettsäuren

Ist Schweinefleisch tatsächlich nicht optimal als Nahrung für Sportler? Ein Experte, der sich mit der Ernährung von Sportlern befasst, ist Dr. Samuel Mettler, Studienleiter und Dozent an der Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit. Für ihn spricht aus wissenschaftlicher Sicht nichts gegen den Verzehr von Schweinefleisch im Sport. «Schweinefleisch ist ein hochwertiger Proteinlieferant», sagt Samuel Mettler. Zwar räumt er ein, dass das Fett einen eher hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren aufweise. Und auch die Omega-3-Fettsäuren seien in tieferer Menge vorhanden als bei anderen Fleischarten. «Diesbezüglich ist vor allem das Fleisch von Kaltwasserfischen, die reich an ungesättigten Fetten sind, wie dem Lachs, der Makrele oder dem Thunfisch, zu nennen – oder pflanzliche Öle wie Raps- oder Leinsamenöl.»

 

Zubereitung ist entscheidend

Jedoch stellt sich die Frage, wie relevant die Fettzusammensetzung überhaupt ist. «Mageres Schweinefleisch ist sehr fettarm, womit es bezüglich der Fettzufuhr des Menschen gar keine relevante Rolle spielt.» Viel wichtiger wäre es zu beachten, wie das Schweinefleisch zubereitet wird. «Es ist wesentlich einschneidender, in welchem Öl es beispielsweise gebraten oder mit welcher Sauce es gereicht wird», legt Mettler dar. Wenn umgekehrt ein Sportler bei sehr fetthaltigem Schweinefleisch wie Speck regelmässig kräftig zulangt, wäre dies für die Fettzufuhr natürlich nicht optimal.

 

Verzicht kulturell bedingt?

Zu guter Letzt weist Samuel Mettler auch noch darauf hin, dass die Fütterung der Nutztiere einen grossen Einfluss auf die Fleischqualität hat. Und: «Die Produktion von Schweinefleisch zieht einen deutlich niedrigeren ökologischen Fussabdruck nach sich als etwa beim Rindfleisch, das erst noch teurer ist.» Verzichteten Sportlager oder Profifussballvereine auf Schweinefleisch, beruhe dies wohl eher auf kulturelle Hintergründe, vermutet Samuel Mettler. «In gewissen Kulturen gelten Schweine als unrein und der Verzehr dieses Fleisches ist nicht erwünscht.»

 

Die Menge machts aus

Wilma Schmid-Emmenegger, die in Luzern eine Praxis für Ernährungsberatung in Gesundheit und Sport betreibt, bestätigt auch, dass der Konsum von Schweinefleisch und anderen Fleischarten bei sportlichen Aktivitäten grundsätzlich unproblematisch sei. «Nebst dem Protein liefert Fleisch auch Eisen und das Vitamin B12, welches bei sportlichen Leistungen und in der Regeneration eine wichtige Rolle spielen.» Fleisch, Eier und weitere tierische Produkte enthalten Arachidonsäuren, welche Entzündungen fördern können. Auch deshalb rät Wilma Schmid Sportlern, wöchentlich nicht mehr als zwei bis drei Portionen Fleisch zu essen.

 

Protein gibts auch anderswo

Wer Sport treiben, aber auf Fleisch verzichten wolle, könne dies durchaus tun, ergänzt Wilma Schmid. «Es gibt viele Sportler, die vegetarisch oder sogar vegan leben. Andere Produkte können genauso Proteine liefern.» Sie nennt hier die Beispiele Tofu, Quorn, Seitan und Hülsenfrüchte. Man müsse diese Quellen aber gut kombinieren, was ein ausreichendes Know-how voraussetze, vor allem unter anderem, um auch einem Eisenmangel vorzubeugen und die biologische Wertigkeit zu steigern, sagt Wilma Schmid.

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