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Ein seltenes Glück im Pferdestall

Stefanie A. Waldispühl 01. November 2020

Seit 35 Jahren gehen sie zusammen durch dick und dünn: Max Mathis und seine Haflingerstute Vreni. Das 38-jährige Pferd ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme.

Vreni wiehert, sobald Max Mathis im Hildisrieder Gimmermee den Stall betritt. Aufmerksam blickt sie ihm entgegen, sie hofft auf ein Leckerli. Die Haflingerstute hat einen eindrücklichen Palmares: Sie hat elf gesunde Fohlen zur Welt gebracht, hat x-tausende von Kilometern die Kutsche gezogen und mit ihren stolzen 38 Jahren ist sie noch immer gesund und fit. «Für Vreni hatte ich noch nie den Tierarzt, sie war noch nie krank», freut sich ein sichtlich stolzer Max Mathis. Ihm gehört die betagte Stute seit nunmehr 35 Jahren. In Menschenjahren wäre Vreni rund 108-jährig.

Neben Vreni leben noch drei andere Haflinger im Stall des Hildisrieders: Agatha, Sandro und Willi. Agatha, auch bereits 24 Jahre alt und noch bestens im Schuss, ist eine Tochter von Vreni. Agathas Sohn – und damit Vrenis Grosskind – Sandro, 16-jährig, komplettiert das Familienbild. «Es ist schon eine Seltenheit, dass man drei Generationen im selben Stall hat und die Grossmutter 38 Jahre alt ist», ist sich Max Mathis bewusst.

 

Mehr als «nur» ein Pferd

Für Vreni empfindet er eine ganz spezielle Zuneigung. Er, inzwischen 83-jährig, hat früher viel mit Pferden gehandelt, unzählige Haflinger und Freiberger hat er gekauft und weiterverkauft. Nur Vreni ist geblieben, von Anfang an. «Mit diesem Pferd habe ich so viel erlebt, wir haben mehrmals an Kutschenferien teilgenommen, hunderte von Gesellschaften in der ganzen Schweiz rumkutschiert und sind sogar an Fasnachtsumzügen mitgefahren», erinnert sich Mathis gerne an die vielen Stunden zusammen mit seinem Vreni. Die Stute war nicht nur eine treue Arbeitskraft an der Kutsche, sie hat auch vielen jungen Pferden Sicherheit gegeben, als diese das Wagenziehen erlernten. «Der Blondschopf hat all dies immer zuverlässig und brav mitgemacht», blickt Max Mathis zurück auf ein anstrengendes, aber erfülltes Pferdeleben.

 

Doch nicht mehr die Jüngste

Seit sechs Jahren geniesst Vreni ihren wohlverdienten Ruhestand auf den Weiden rund um das Gehöft. Sie galoppiert noch immer zusammen mit den drei anderen auf die Weide, wälzt sich und stationiert sich am liebsten unter dem Apfelbaum, um die süssen Früchte zu verschlingen. Inzwischen sind ihre Zähne so schlecht, dass sie Gras zwar noch mit den Lippen abzupfen kann, lange Halme kann sie aber nicht mehr richtig kauen. Deshalb ist ausserhalb der Weidezeit Spezialfutter nötig: Max Mathis bereitet ihr spezielle Mahlzeiten zu, die sie gut aufnehmen und verdauen kann.

 

Der Schlachtbank entkommen

Letztes Jahr hat sich Max Mathis aufgrund ihrer schlechten Zähne und auf Geheiss eines Tierarztes dazu entschlossen, die Stute zum Schlachter zu bringen. Sie war angemeldet und hätte bloss noch in den Hänger steigen müssen. Doch Mathis brachte es nicht übers Herz, er meldete Vreni ein paar Stunden vor dem Termin wieder ab und behielt sie bei sich. «Ihre Zeit war noch nicht gekommen», schmunzelt der gebürtige Thurgauer.

Und so geniesst die betagte Pferdedame zusammen mit ihrer Tochter Agatha und ihrem Enkel Sandro die Tage auf der Weide und lässt sich verwöhnen. Eine Freude kann man ihr relativ einfach bereiten – sei es mit einem Leckerli, mit ihrem Spezialfutter oder ganz einfach mit ein paar liegengebliebenen Äpfeln auf der Weide.

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