«Alle sind so müde»
«Eigentlich fänden bei uns im März die Schnupperwochen statt. Corona macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Es ist sehr schwierig, Betriebe zu finden, die Schnupperlehrstellen anbieten. Viele befinden sich im Homeoffice oder haben Angst vor Infektionen. So kann ich in der Schnupperwoche nur einen Tag schnuppern gehen. Im Frühling sollten wir anfangen, eine Lehrstelle zu suchen. Es fällt aber sehr schwer, sich zu entscheiden, wenn man in kein Unternehmen reinschauen kann.
Corona hat auch den Schulalltag stark verändert. Wir müssen den ganzen Tag Masken tragen, das macht müde, und die Konzentration leidet. Vor den Ferien müssen wir jeweils alle Unterlagen und Bücher mit nach Hause nehmen, falls wir nach den Ferien wieder in den Fernunterricht wechseln. In der Hauswirtschaft haben wir nur noch Theorie, kochen tut jeder zuhause für sich. Anstatt drei Stunden Sport pro Woche gehen wir eine Stunde laufen.
Am meisten fehlt mir das Geräteturnen mit dem STV Sursee. Ich mache zwar zuhause viel Sport, die Geräte fehlen aber natürlich. Viele Trainings-gspändli habe ich seit Monaten nicht mehr gesehen. Auch das Treffen von Kolleginnen ist nicht einfach. Wenn es so kalt ist, wollen wir nicht raus, drinnen können wir uns aber auch nur zu zweit oder so treffen. In den Ferien sind wir bisher ein-, zweimal Skifahren gegangen. Dass sogar das Alpamare im Winter geschlossen ist, ist blöd.
Am meisten nervt aber definitiv die Maske. An der Schule geht sie allen auf die Nerven. Alle sind so müde.»
Malea Oehen,
14 Jahre, 2. Sek, Schenkon
«Das Fussballspielen fehlt»
«Im Frühling während des Lockdowns habe ich vier Wochen den Unterricht nicht besuchen können. Dann haben wir von der Schule einen Plan erhalten, auf dem wir an den jeweiligen Tagen draufklicken konnten und so die Aufgaben erhielten. Wir mussten aber selber einteilen, wann wir was machen, und das war schon ungewohnt. Ansonsten wird einem in der Schule ja immer gesagt, was man genau tun muss. Andererseits war das aber auch eine Abwechslung zum üblichen Schulalltag. Mit den vier Wochen dauerte es ja auch nicht lange.
Im Frühling war es leider auch nicht möglich, im FC zu trainieren oder mit dem Schlagzeug-Ensemble der Musikschule zu üben. Am meisten gefehlt haben mir in dieser bisherigen Coronazeit die Fussballspiele mit dem FC Sempach, bei dem ich bei den Eb-Junioren mitmache. Es gab zwar vereinzelte Matches, doch auch die Trainings haben manchmal nicht stattfinden können. Dann habe ich halt für mich Fussball gespielt, mit den Eltern oder ab und zu auch mit einem Kollegen. Das Fussballlager hat im Sommer aber stattfinden können, einfach als Tageslager in Sempach. Damit ich fit bleiben konnte, habe ich auch zuhause Übungen gemacht. Heute ist der Schulalltag wie immer. Wir müssen auch nie eine Maske tragen. Man achtet aber immer darauf, das Klassenzimmer gut zu lüften. Schön ist auch, dass man immer noch Freunde treffen kann. Ich wünsche mir, dass die Fallzahlen bald deutlich zurückgehen. Wichtig ist mir, dass man dann trotzdem vorsichtig bleibt.»
Lyan Joss, 10 jahre, 4. Primar, Sempach
Neue Hobbys entdeckt
«Im letzten Schuljahr war Corona fast stärker spürbar. Damals hatten wir während des ersten Lockdown eine Zeit lang Fernunterricht. Ich fand das gar nicht so schlimm, denn ich strukturierte mir meinen Alltag halt einfach selbst. Es braucht zwar schon etwas mehr Eigendisziplin, um jeden Morgen aufzustehen und die Schulaufgaben zu erledigen. Damals hatte ich auch die Lehrstelle noch nicht. Ich dachte mir, alle anderen können sich wegen des Lockdowns gerade auch nicht darum kümmern und deshalb habe ich es etwas vor mir hergeschoben. Doch im August habe ich dann etwas gefunden. Andere haben jetzt noch nichts, denn wegen Corona gestaltet sich die Lehrstellensuche schon etwas schwieriger.
Schade ist, dass viele Anlässe des Abschlussjahrs nicht stattfinden können. So ist zum Beispiel das Skilager weggefallen. Doch als Ersatz hat in der Schule eine Mottowoche stattgefunden. Jeden Tag gab es ein anderes Motto, und wir gingen in einer anderen Verkleidung hin. Auf andere Anlässe hoffen wir noch. In Sempach gibt es jedes Jahr ein Abschlussmusical der dritten Sek. Die Vorbereitungen laufen, und wir sind alle zuversichtlich, dass wir es dann auch aufführen können.
Ich habe trotz oder vielleicht wegen der Einschränkungen auch neue Hobbys entdeckt. So gehe ich zum Beispiel häufig abends mit Kolleginnen spazieren, und wir tauschen uns über den Tag aus. Auf diese Weise hat man auch ohne Training etwas Bewegung und fühlt sich weiterhin verbunden.»
Ria Abderhalden, 15 Jahre, 3. Sek, Sempach
«Das Beste draus machen»
«An die Gesichtsmaske habe ich mich schon seit einiger Zeit gewöhnt, so dass sie mich im Unterricht nicht mehr stört. Im Winter ist sie draussen sogar ein willkommenes Utensil, um das Gesicht warm zu halten. Die Instanzen des Schulalltags verändern sich konstant. Nebst dem ausbleibenden Sportunterricht und einigen Lehrern, die von zuhause aus unterrichten und die wir nur über den Beamer an die Wand projiziert bekommen, hat sich auch die Struktur der Mittagszeit stark verändert. Durch die Take-Away Regelung esse ich mit meinen Schulkameraden im Klassenzimmer in der Schule.
Die ausfallenden Freifächer über den Mittag führen zu langen Aufenthalten im Klassenzimmer, so dass wir auf eigene Ideen und Aktivitäten ausweichen müssen. Montagsmaler und ein gelegentliches Schachspiel lassen den Mittag dann doch vorbeiziehen. Auch in meiner Freizeit musste ich auf einiges verzichten. So ist zum Beispiel das Feiern der Fasnacht und anderer verschiedener Partys schon einige Zeit ein Wunschdenken. Auch das Eintreten in einen neuen Sportklub ist zurzeit nicht möglich.
Im Moment besteht unter der Woche nebst den Schularbeiten keine Struktur. Also verbringe ich viel Zeit online mit Freunden, um entweder zusammen zu lernen oder gemeinsam ein Videospiel zu spielen. An Wochenenden treffe ich mich mit einer eingeschränkten Gruppe in einem Hobby- oder Partyraum, um die abgesagten Grossveranstaltungen zu kompensieren. Es gilt das Prinzip der Schadensbegrenzung – für die Zeit mit Freunden, kurz vor der Matura und in meinem 18. Lebensjahr. Mit der Lust auf Freiheit hatte ich mir meinen Eintritt ins Erwachsenenleben anders erträumt. Nun heisst es, das Beste daraus zu machen.»
Pascal Muff, 18 Jahre, Klasse 6D Kanti Sursee, Nottwil
Wertvolle «Bubbles»
«Die ETH Zürich hat für das erste Semester sogenannte «Bubbles» erstellt. Das sind Gruppen à ca. 20 Studenten mit dem Ziel, die Durchmischung der Studenten zu vermeiden. Dank der «Bubbles» konnten wir einige Lektionen wie Übungsstunden, Praktika oder Sport vor Ort durchführen. Gerade im ersten Semester fand ich dies extrem wertvoll, weil man so zumindest ein paar Leute kennenlernen konnte und die Möglichkeit hatte, Freunde zu finden. Ich denke, dass die «Bubbles» einen Anschluss sogar erleichtert haben, weil man immer mit den gleichen Leuten zusammen war und nicht plötzlich in einem Hörsaal mit 500 anderen unbekannten Studenten stand. Von Freunden weiss ich, dass andere Unis kein solches «Bubblesystem» hatten und sie ihre Mitstudenten noch nicht wirklich kennen, was ich sehr schade finde. Während des Semesters waren alle Vorlesungen und später dann auch alle Übungsstunden online. Wir hatten aber die Möglichkeit, die Übertragung vor Ort in einem Zimmer mit ein paar Freunden zu schauen. Die Vorlesungen werden aufgezeichnet, und man kann sie schauen, wann man möchte. Ich freue mich aber darauf, wenn die Lage wieder normalisiert und ein herkömmliches Studentenleben möglich ist.
In meiner Freizeit reite ich, was zum Glück nach wie vor machbar ist und mir auch sehr gut tut, um vom Alltag abzuschalten. Viele Freizeitbeschäftigungen wie Kinobesuche, Shoppen gehen oder Parties feiern fallen leider weg. Das vermisse ich schon. Ich hoffe, dass ein Leben, in dem man nicht mehr immer an ein Virus und eine potenzielle Ansteckung denken muss, bald wieder möglich ist.»
Darlina von Salis, 19 Jahre, erstes Studienjahr an
der ETH Zürich in Gesundheitswissenschaften und Technologie,
Sempach
«Kann mich gut beschäftigen»
«Die meiste Zeit arbeite ich im Home-Office, selten bin ich mal im Geschäft. Zum Glück kann ich alles, was ich dort machen würde, auch zu Hause erledigen. Mit der Infrastruktur und allem funktioniert es im Home-Office ziemlich gut, und auch das Konzentrieren und Fokussieren fällt mir nicht schwer. Was natürlich fehlt, ist der persönliche Austausch mit den Arbeitskollegen, zum Beispiel in den Pausen. Das finde ich schon schade. Wenn bestimmte Arbeiten anfallen, die wir nur im Büro realisieren können, dürfen wir für einen Tag mal vor Ort gehen. Dann gilt natürlich auf dem gesamten Areal eine Maskenpflicht, die sehr ernst genommen wird.
Im Vergleich zum ersten Lockdown habe ich mich in diesem Shutdown nicht komplett verbunkert. Ab und zu treffe ich mich mit Freunden, doch da alle Freizeitanlagen zu sind und es draussen gerade an den Abenden kalt wird, fallen diese Treffen auch öfters mal weg. Im Tischtennis-Verein, in dem ich bin, können wir auch nicht mehr spielen. Aber ich habe keine Probleme, mich daheim selber zu beschäftigen. Beispielsweise habe ich mich mit Websprachen beschäftigt und selbstständig eine Website über meinen Server online geschaltet und veröffentlicht. Solche kleinen Projekte machen mir Spass.
Ich hoffe, dass alle Risikopatienten sowie ihr Pflegepersonal schnell geimpft werden können und weniger stark gefährdet sind. Natürlich erhoffe ich mir auch, dass die Verbreitung des Virus dank der Impfungen eingedämmt werden kann und wir uns schrittweise wieder der Normalität nähern.»
Mike Dätwyler, 17 jahre,
Informatiker Systemtechnik EFZ, Eich