Der Verkehr im Städtli Sempach ist seit Jahren ein Thema. Für die einen ist es zwingend, dass Autos zirkulieren und vor den Geschäften parkieren können. Andere wünschten sich Einschränkungen, um mehr Freiraum für genüssliche Aufenthalte zu erhalten (Ausgabe vom 17. September). Am ehesten besteht noch Einigkeit darüber, dass zu viel Durchgangsverkehr herrscht.Auch wenn man Altstädte nur schwer miteinander vergleichen kann, stellen sich überall ähnliche Fragen: Wie viele Parkplätze brauchts, sollen Bereiche autofrei sein oder ein zeitweiliges Fahrverbot gelten, wie kann die Sicherheit für Fussgänger erhöht werden, wie kann das Gewerbe richtig aufblühen …?
Die Stadt Sursee hat im Mai 2015 ein Wochenend-Fahrverbot während den Sommermonaten eingeführt. Bereits seit November 2004 gilt die Altstadt als Begegnungszone mit Tempo 20 und dem generellen Vortrittsrecht für Fussgänger. Wegen den seit diesem Jahr leicht verlängerten Ladenöffnungszeiten ist das Städtli in Sursee nun von Freitagabend, 17.30 Uhr, bis Montagmorgen um 6 Uhr, für jeglichen Verkehr gesperrt. Ausnahme bilden die Altstadtbewohner.
Sursee: Fahrverbot etabliert
«Man hat sich an das Wochenend-Fahrverbot gewöhnt», sagt der Bereichsleiter Öffentliche Sicherheit, Marcel Büeler, auch wenn es immer noch kritische Stimmen gebe. «Andere haben dafür Freude, dass sie am Sonntag ruhige Momente an den Tischen vor dem Stadtcafé erleben können», nennt er dafür ein Beispiel. Ausser in der Oberstadt (Marienbrunnen) und beim Rathausplatz seien am Wochenende alle Parkplätze für Berechtigte mit einer Altstadtparkkarte verfügbar. Zudem bestehen in der Nähe der Altstadt, unter anderem mit dem Marktplatz, weitere rund 380 Parkplätze. Erhebungen hätten ergeben, dass die Geschwindigkeit von rund 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer eingehalten werde.
Zofingen setzt auf Fussgänger
Die Altstadt Zofingen gehört mit einer Fläche von rund 90’000 Quadratmeter zu den grösseren im Mittelland. Im Vergleich dazu kommt Sursee auf 40’000 Quadratmeter. Rund ein Drittel der Altstadt gilt als Fussgängerzone. Auf einer Länge von fast einem halben Kilometer kann man flanieren und die Restaurants bedienen Gäste im Sommer auch grosszügig im Freien. «Trotzdem finden sich viele Parkplätze in der Nähe der Läden», sagt Stadtrat Andreas Rüegger. Direkt in der Altstadt befinden sich etwa 300 Parkplätze und auch das Parkhaus beim Bahnhof mit 495 Plätzen ist nah. Rüegger räumt aber ein, dass oftmals ein reger Suchverkehr herrsche. «Meist gibt es aber freie Parkplätze.»
Verkehr ist nicht verschwunden
Für den Stadtrat trägt die Fussgängerzone und das damit verbundene Leben auf den Gassen massgeblich zur Attraktivität der Altstadt Zofingen bei. «Belebend sind zudem der attraktive Ladenmix.» Gut wäre ein Frequenzbringer wie etwa ein Grossverteiler oder ein grösseres Warenhaus, der aber in der Zofinger Altstadt fehlt. «Die grösste Frequenz bringt die Stadtbibliothek.»
Anlieferungen zu den Läden in der Fussgängerzone sind in den Morgenstunden zulässig. Allerdings besteht laut Andreas Rüegger noch Verbesserungspotenzial. Ein automatisches Fahrverbotskontrollsystem hat innert fünf Monaten 211 Fahrzeuge detektiert, die unerlaubt in die Fussgängerzone gefahren sind. Rüegger: «Die Regionalpolizei hat die fehlbaren Lenker mit 100 Franken gebüsst.» Die Altstadt an sich verzeichnet laut Rüegger aber keinen Durchgangsverkehr, weil sie zu beiden Seiten auf Kantonsstrassen umfahren werden kann.
(Zu) viel Betrieb
Andreas Rüegger berichtet davon, dass Teile der Altstadtbewohner, die immerhin total rund 1000 Personen umfassen, Anlässe, Freizeitlärm und das Verkehrsaufkommen als störend empfänden. Aktuell wird die Einführung einer Begegnungszone in der ganzen Altstadt diskutiert. «Dabei sollen aber keinesfalls Parkplätze aufgehoben werden und auch die Fussgängerzone bleibt unangetastet», macht Andreas Rüegger klar.
Es gebe viele Veranstaltungen, Märkte und auch der Lärm durch die belebten Aussenplätze der Beizen könne in der Altstadt ein Problem sein. Erschwerend kommt die Weitläufigkeit hinzu, und dass es keine konzentrierte Ausgehmeile gibt. Unschön seien auch viele leerstehende Geschäfte. «Die Ladenmieten sind zum Teil noch zu hoch.» Haben die autofreien Bereiche auch zu einem Ladensterben geführt? Andreas Rüegger sagt dazu: «Nach Ansicht des Stadtrates ist die Fussgängerzone eher ein belebender Faktor.»
Willisau mit schmucker Altstadt
Die Altstadt von Willisau ist wie in Sempach und Sursee eine Begegnungszone, in der Tempo 20 und das generelle Vortrittsrecht für Fussgänger gelten. Vergleichbar ist auch, dass Autos direkten Zugang zu den Geschäften haben. Gegen 100 Parkplätze sind vorhanden. Vor den Toren der Altstadt bestehen weitere rund 300 Parkplätze. Mit der Gassensanierung 2013 hat Willisau zudem die Altstadt schöner gestaltet, beispielsweise mit Pflanztrögen und Sitzbänken, und Gaststätten konnten Podeste errichten. «Diese Elemente haben die Aufenthaltsqualtität massiv gesteigert», ist Stadtammann Wendelin Hodel überzeugt.
«Mit der Schaffung der Begegnungszone hat der Durchgangsverkehr massiv abgenommen», erläutert Wendelin Hodel weiter. Wesentlich dazu beigetragen hat die Umfahrungsstrasse in Richtung Hergiswil. Eine autofreie Altstadt, wie sie unter anderem im Vorfeld der Gassensanierung diskutiert worden sei, könne Willisau vorderhand sicher nicht ins Auge fassen, glaubt der Stadtammann. «Dafür wären weitere Parkhäuser eine Bedingung.»
Verkehrsrichtplan gibt Richtung vor
«Wir sind für die Verkehrsthematik im Städtli sensibilisiert», sagt die Sempacher Bauvorsteherin Mary Sidler. Der Stadtrat hatdiesim Verkehrsrichtplan imRahmen der Ortsplanungsrevision aufgenommen. Im Entwurf des Verkehrsrichtplanes ist zu lesen, dassdie Aufenthaltsqualität erhöht werdensoll, unter anderem auch durch die Reduktion des Durchgangsverkehrs. Die Erreichbarkeit des Städtlis, insbesondere für die Städtlibewohner sowie die Kundschaft der ortsansässigen Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe, sei für alle Verkehrsteilnehmer bedarfsgerecht aufrechtzuerhalten. Mary Sidler: «Der Stadtrat will die zukünftige Lösung im Rahmen eines Mobilitätsprojektes unter Einbezug aller relevanten Stakeholder diskutieren.»