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Region

Gesucht: Ruhe, Aussicht, Natur

Michael Hausheer 24. Februar 2021

Der Coronasommer 2020 machte viele Reisepläne zunichte. Der Schweizer Bevölkerung hingegen schien er etwas bewusst zu machen: Man muss nicht in die Ferne schweifen, schöne Ferienorte liegen nah. Die Luzerner Landregionen arbeiten nun für naturnahe Campingplätze mit der Schweizer Plattform Nomady zusammen, um ein breiteres Angebot zu gewährleisten.

Trotz oder gerade wegen der Pandemiesituation erlebte Camping in der Schweiz im Jahr 2020 einen Boom. Tatsächlich verzeichneten Statistiken einen Zuwachs von 26 Prozent bei den Zulassungen von Campingmobilen. Auch die Anzahl an Logiernächten stieg um signifikante 15,7 Prozent. Eine solch grosse Nachfrage übersteigt die Kapazität des derzeitigen Angebots. Die Schweiz habe bislang nicht die Infrastruktur, um so viele Camper zu beherbergen, erklärt Oliver Huber, Gründer und Geschäftsführer der Nomady AG. Das junge Unternehmen aus Einsiedeln besteht nun seit zwei Jahren und hat sich auf die Fahnen geschrieben, naturnahes nachhaltiges Campen in der Schweiz zu ermöglichen. Landwirtschaftliche Betriebe können Stellplätze für Zelte oder Wohnmobile auf dem Hofareal anbieten und so Camper beherbergen. Nomady bietet dabei den Gastgebern eine Plattform, auf welcher sie ihre Angebote aufschalten und potenzielle Logiergäste auf sich aufmerksam machen können.

 

Kreativität gefordert

In der Schweiz gibt es bislang 140 Nomady-Camps, wovon sich circa 40 im Napfgebiet befinden. «Corona hat das  Wachstum deutlich beschleunigt, die Leute zieht es in die Natur», erzählt Huber. Nach den positiven Erfahrungen rund um den Napf – tatsächlich seien 99 Prozent der Bewertungen vonseiten der Gastgeber und Camper positiv – sollen jetzt auch die Regionen Sempachersee und Seetal dazustossen. Der Produktmanager Luzern Land, Sandro Bucher, sieht darin eine Chance für den Tourismus in diesen Regionen. «Das naturnahe Campen passt sehr gut zum ländlichen Tourismus und kann für landwirtschaftliche Betriebe ein interessanter Nebenerwerb sein», so Bucher. Was das jeweilige Angebot betrifft, lässt Nomady den Gastgebern freie Hand. So bieten manche einfach einen Stellplatz mit Zugang zu fliessendem Wasser und einem WC, andere würden eine Feuerstelle und Brennholz zur Verfügung stellen, während wieder andere gleich mit Frühstückskörben voller Hofprodukte aufwarten würden. «Die Kreativität der Gastgeber ist gefordert», sagt Huber. Manche würden den Campern auch die Möglichkeit bieten, einen Einblick in den landwirtschaftlichen Betrieb zu erhalten. «Uns geht es um Wertschätzung, gegenüber der Natur, den Gastgebern, ihren landwirtschaftlichen Produkten und der jeweiligen Region», betont Bucher.

 

Ergänzung zu Campingplätzen

Sollte sich das Nomady-Angebot noch steigern, käme es da nicht zu einem Interessenkonflikt mit bestehenden Campingplätzen? «Nein», meint Sandro Bucher, «das Angebot ist als Ergänzung zu betrachten. Die Leute, die ihre Ferien auf Campingplätzen verbringen, werden das wohl auch weiterhin tun.» Die Nomady-Camps würden für eine andere Form des Campens stehen, die sich mehr an Ruhe und Abgeschiedenheit orientiert und eine sehr naturnahe Erfahrung generiert.

Darüber hinaus könnten Ballungsorte wie in den Sommermonaten die Seen durch solche Angebote etwas entlastet werden. «Die Leute können somit auch in die Perpherie gelenkt werden, was gerade auch durch Corona zu einem verstärkten Bedürfnis wurde. Ausserdem hilft ein breiteres und naturnahes Angebot, das Wildcampen besser zu kanalisieren», so Bucher. Das Wildcampen hat im vergangenen Sommer deutlich zugenommen, wodurch einzelne Regionen und Gemeinden verstärkt mit liegengelassenem Abfall zu kämpfen hatten.

Zur Realisierung der Camps in der Region bräuchte es nun in erster Linie interessierte Gastgeber. Um diese zu informieren, erstellten Huber und Bucher – auch in Abstimmung mit der Dienststelle Raum und Wirtschaft (rawi) – ein sachdienliches Merkblatt (abrufbar unter www.luzern.com/nomadygastgeber). «Wir unterstützen die Gastgeber mit unserem Knowhow und beispielsweise bei den Gesuchen um eine Bewilligung.» Eine solche ist im Kanton Luzern notwendig, sobald es um eine dauerhafte Nutzung von Stellplätzen für Zelte und Wohnmobile geht. Eine Ausnahme liegt vor, wenn ein Stellplatz sich im bestehenden Hofareal, ohne zusätzliche Bauten und Anlagen befindet und weniger als 30 Tage pro Saison genutzt wird. Dadurch könnten Gastgeber das Angebot zuerst testen, bevor sie eine längerfristige Option ins Auge fassten. «Der Camping-Trend wird auch im nächsten Sommer fortdauern», gibt sich Oliver Huber zuversichtlich.

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