Der Kampf an der Corona-Front tobt. Überall in der Schweiz wird die medizinische Behandlung des Virus täglich beansprucht. Seit mehreren Wochen sind sogar Angehörige der Armee im Einsatz. Bis zu 8000 Soldaten können bei Bedarf zur Unterstützung des Gesundheitssystems aufgeboten werden. Trotz bestehender Reaktionskonzepte und guter Vorbereitung ist es auch für das Militär eine ungewohnte Erfahrung, denn ein solches Grossaufgebot gab es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. In der ganzen Hektik ist der Mauenseer Gemeinderat Michael Gisler. Als Fachexperte im Krisenstab der SANKO des Bundes wirkt er im bernischen Ittigen intensiv bei der Bekämpfung des Virus mit. Für ihn ist der Fall klar: «Wir sind quasi im Krieg.»
Verantwortungsvolle Aufgabe
«Bei meinem Team gehen die Gesuche der Kantone ein, die Hilfe in den Spitälern benötigen. Im engen Kontakt mit ihnen planen wir dann unsere Einsätze», erklärt Michael Gisler. Die Voraussetzungen vor Ort, die zu treffenden Schutzmassnahmen, die Zahl der benötigten Truppen: Das alles muss bedacht werden. Für Gisler bedeutet das unzählige Telefonate und Sitzungen, lange Arbeitstage und vor allem eine grosse Verantwortung, die er sich bewusst sein muss: «Mit jedem Tag gibt es neue Infizierte und jeder unserer Entscheide kann über Leben und Tod vieler Erkrankter bestimmen.»
Auch auf politischer und gar internationaler Ebene gebe es Entscheide zu fällen, die für die Zusammenarbeit als Kollektiv gegen das Virus ausschlaggebend seien, so Gisler.
Dass er sich nun voll auf seine Arbeit im Krisenstab konzentrieren könne, verdanke er voll und ganz seiner rücksichtsvollen Familie und seinen verständnisvollen Kollegen und Kolleginnen im Gemeinderat, meint der Mauenseer. «Sobald wir das überstanden haben, haben wir uns die Familienferien richtig verdient». Bis das jedoch soweit ist, wird es wohl noch eine Weile dauern, denn momentan ist noch lange keine Aussicht auf Entwarnung.
Ausserordentlicher Einsatz
Bei Krisensituationen, wie der aktuellen «ausserordentlichen Lage», sind die Kapazitäten der einzelnen Kantone zur medizinischen Versorgung deutlich kleiner als üblich, weshalb auch die Schweizer Armee mit ihren Sanitätsbataillonen und sanitätsdienstlichen Infrastrukturen als zusätzliche Unterstützung dient. Wo und wie diese Entlastung einzusetzen ist, gilt es für das sanitätsdienstliche Koordinationsgremium des Bundes zu entscheiden. Sie hat die nötigen Verbindungen zu Kantonen und einzelnen Gliedern des Rettungswesens.
Normalerweise, bei Zwischenfällen wie beispielsweise einer Massenkarambolage, funktionieren die kantonalen Gesundheitswesen einwandfrei. Dank einem umfassenden Informationssystem ist es allen Sanitätsdiensten möglich, auf passende Unterstützung in Spitälern zurückgreifen zu können. Auch zwischenkantonale Zusammenarbeit ist oft gefragt.