Der schlechten Wettervorhersage zum Trotz kommt der Himmel über den Anlagen von Golf Sempach zur Saisoneröffnung am letzten Samstag babyblau und wolkenlos daher. Die morgendlichen Sonnenstrahlen nutzend, werden bereits vor acht Uhr die ersten Bälle geschlagen. Greenkeeper Roland Werder ist schon seit einer Stunde auf den Beinen. Er ist einer der insgesamt 12 Greenkeeper – zu Deutsch, Grünhalter, die sich um das Erscheinungsbild der Golfanlagen kümmern. Im Sommer, wenn es früher hell wird, starten sie bereits um sechs Uhr.
Die Golfsaison dauert von Mitte März bis Mitte November. In den Wintermonaten von Dezember bis Februar arbeiten die Greenkeeper im reduzierten Pensum. Während dieser Zeit können sie Überzeit abbauen.
Wie eine Intensivstation
Die Vorbereitungen für den Saisonstart dauern ungefähr zwei Wochen. Die Konturen der Bahnen werden geformt, Pfosten eingeschlagen, Sandbunker rausgeputzt, Golfcarts gewartet, Bäume geschnitten, und am wichtigsten: Die verschiedenen Rasen werden gepflegt und auf die entsprechende Tiefe gemäht. Das Green – die Fläche, auf welcher der Ball schliesslich ins Loch geputtet wird – ist mit vier Millimetern, das am kürzesten geschnittene Gras. «Agrostis stolonifera» nennt es Roland Werder. Auch weisses Straussgras genannt. «Es ist ein hitzebeständiges Gras, dass sich sehr tief mähen lässt», erklärt er. Das Gras, dass sich unter den Fingern fast wie Moos anfühlt, sei ideal zum Einputten – dafür aber pflegeaufwendiger. «Fast wie eine Intensivstation», sagt Werder. Bei schlechten Witterungsverhältnissen und starkem Regen brauche es besondere Pflege, um Staunässe zu verhindern. Durch zu viel Feuchtigkeit drohe nämlich Pilzbefall. Deshalb werden die Greens regelmässig gesandet und mit Löchern versehen, um die Erde darunter aufzulockern. Das Gras, welches sich wie ein Kragen um das Green herumzieht, ist mit 12 Millimetern etwas höher und bremst dadurch Bälle aus.
Nur etwas fürs Auge
Auf dem Fairway, der eigentlichen Spielbahn, bewegt sich der Golfer am meisten. Dieses Gras ist robuster, erholt sich schneller, kann jedoch nicht allzu tief gemäht werden. Es ist 15 Millimeter hoch. Auf die Frage, wie wichtig die Farbe des Grases ist, antwortet Werder: «Immer ein intensives, dickes Grün gewährleisten zu wollen, macht wirtschaftlich sowie ökologisch wenig Sinn.» Fürs Auge sei es schön, aber zum Golfen nicht zwingend notwendig.
Greenkeeping in Deutschland
Die Ökowiese rund um das Fairway herum ist beinahe doppelt so hoch. Es wird unterschieden zwischen rough, semi-rough und hard-rough. Es ist ebenfalls dazu da, zu weit fliegende Bälle zu stoppen. Hindernisse wie Sandbunker, Kurven und Weiher rund um das Fairway sollen den Golfer zusätzlich herausfordern.
Roland Werder befindet sich derzeit in der Ausbildung zum Greenkeeper. Wie viele andere seiner Greenkeeper-Kollegen sei auch er da «irgendwie hineingerutscht». Ursprünglich hat der 29-Jährige die Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt gemacht, danach die Lehre als Landschaftsgärtner angehängt. Als Landschaftsgärtner kümmerte er sich unter anderem auch einige Jahre um Fussballplätze, wohingegen der Schlenk zum Greenkeeper nicht mehr weit war. Die Ausbildung zum Fachagrarwirt Greenkeeping absolviert er in Deutschland, in der Nähe von Düsseldorf. Sie dauert zwei Jahre. Aufgrund der Corona-Pandemie ist diese vorübergehend pausiert.
Provisorium ab Mitte Mai
Die Gebäudeperimeter für das temporäre Gastronomiegebäude sind bereits ausgesteckt. Es wird in unmittelbarer Nähe zum abgebrannten Golf Restaurant auf einer momentanen Übungsanlage zu stehen kommen. Die Planung für das neue definitive Gastronomiegebäude sind am laufen. Im Frühling 2023 soll es voraussichtlich eröffnet werden. Der Neubau werde das Wesen und den Charakter des abgebrannten Objekts aufnehmen, wie CEO Daniel Weber dieser Zeitung mitteilte. Es soll, kombiniert mit neuster Technik und Design, ein «neues Leuchtturmprojekt in der Schweizer Golf- und Gastronomieszene» darstellen.