Die Corona-Pandemie setzte in diesem Frühling der Gastronomie und Hotellerie arg zu. Wie der Verband der Schweizer Beherbergungsbetriebe, Hotelleriesuisse, auf seiner Website vermeldet, rechnet die Tourismusindustrie aufgrund einer Branchenumfrage mit einer Konkurswahrscheinlichkeit von 23 Prozent. Es drohten Schliessungen von 3200 Betrieben und der Verlust von rund 30’000 Arbeitsplätzen.
Mit dem Lockdown blieben viele Betriebe über Wochen und Monate geschlossen. Dazu zählt auch das Hotel Birdland in Sempach Station. Das Viersternehaus nahe dem Bahnhof Sempach-Neuenkirch öffnete nun just zum Nationalfeiertag wieder seine Türen.
Mit Vernunft in die Zukunft
Der Verwaltungsratspräsident der Birdland Hotel AG, Johann Peter Bachmann, erklärt, er wolle «das Birdland am Leben erhalten, mit allen Möglichkeiten, die ich habe». Damit sende er auch ein Signal hinaus an die Tourismusregion und den Wirtschaftsstandort im Raum Sempachersee. Nach seiner Auskunft hat das Birdland stornierte Buchungen in der Grössenordnung von rund 800’000 Franken erlitten. Durch den Entscheid, den Flughafen Zürich und die Grenzen zu schliessen, sei eine Aufbauarbeit über sechs Jahre praktisch zerstört worden. Seit der Inbetriebnahme 2014 hat das Hotel Birdland laut Johann Peter Bachmann rund 66’000 Gäste begrüssen dürfen. In Spitzenzeiten in der Sommerhochsaison sei man bis zu 90 Prozent ausgelastet gewesen. Davon ist man gegenwärtig weit entfernt. «Die Auslastung für die nächsten Wochen und Monate dürfte um die zehn Prozent liegen», sagt Bachmann.
Man müsse sich nun zusammenraufen und partnerschaftlich vernünftige Lösungen erarbeiten, um durch die schwierige Zeit zu kommen. Für Johann Peter Bachmann ist auch klar, dass es weitere Hilfsprogramme brauche, um den Tourismus und die Hotellerie zu stützen. Für seine Angestellten hat er im Zuge von Corona Kurzarbeit beantragt und auch einen Hilfskredit der Banken ausgeschöpft, der sich aufgrund der Grösse des Hotels auf 10 Prozent des Umsatzes belaufen habe.
Massive Umsatzeinbrüche
Das Hotel Sempachersee in Nottwil und das Sonne Seehotel Eich haben seit dem 11. Mai wieder geöffnet. Zuvor hatten beide Häuser Kurzarbeit angemeldet, das Seehotel Sonne hatte zudem vom Überbrückungskredit Gebrauch gemacht. Beide Hoteldirektoren führen aus, dass keine coronabedingten Kündigungen hätten ausgesprochen werden müssen. Die Ausfälle sind wegen der Corona-Pandemie jedoch beträchtlich. Umsatzmässig liegt das erste Halbjahr des Hotels Sempachersee gemäss Torsten Pinter 75 Prozent unter der gleichen Periode des Vorjahrs. Stefan Fuchs vom Sonne Seehotel rechnet mit einer Umsatzeinbusse von rund einer Million Franken bis Ende Jahr.
Seehotel zieht Schweizer an
Bei den Buchungen zeigen sich deutliche Unterschiede. «Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen wir einen Rückgang von 60 Prozent», sagt Torsten Pinter. Punktuell habe man gegenwärtig mehr Schweizer Gäste, aber der grösste Teil komme aus den umliegenden Ländern und den Niederlanden. Stefan Fuchs erläutert, dass die Hotelzimmer seit dem 20. Juni zu über 80 Prozent ausgelastet seien. «Die Auslastung liegt sogar knapp über derjenigen des Vorjahrs.» Zudem habe sich das Haus zu einer Feriendestination für Schweizer entwickelt, deren durchschnittliche Aufenthaltsdauer sich von etwa eineinhalb auf zweieinhalb bis drei Nächte erhöht habe. «Auch das Restaurant, die Terrasse sind hervorragend besucht.»
Urbane Hotels stärker betroffen
Bezüglich der Schweizer Gäste zeigt sich hingegen im Focus Hotel in Sursee ein anderes Bild. «Als Stadthotel profitieren wir sehr wenig von Schweizer Feriengästen», sagt Direktor Rolf Tinner. Momentan fehlten die internationalen Gäste, die zirka 50 Prozent des Gästemixes ausmachten. Die Businessgäste der Schweiz und aus Europa kommen nun langsam zurück. Das Focus Hotel hatte jedoch nie geschlossen, weil man zu Beginn noch Militär beherbergen durfte. Der Buchungsstand steigt nun wieder leicht an und beläuft sich laut Rolf Tinner auf bis 30 Prozent. Die Ausfälle seit dem Lockdown beziffert er auf «100’000 Franken pro Monat». Man habe Kurzarbeit beantragt, einen Kredit aufgenommen und mit der Vermieterin eine tragbare Lösung der Pacht besprochen.
Normalbetrieb noch fern
Die Branchenverände kämpften nun, dass die Hilfskredite nicht oder nur teilweise zurückbezahlt werden müssten, sagt Rolf Tinner weiter. «Wir müssen nun die Angst überwinden und mutig sein, die Massnahmen immer mehr zurückzufahren», hofft er, «wie es Schweden vorgemacht hat.»
Sobald ein Impfstoff vorliege, werde sich die Lage beruhigen, ist Stefan Fuchs vom Seehotel Sonne überzeugt. Dennoch wagt er keine Prognose für die Zukunft abzugeben. Vieles hänge natürlich von den Fallzahlen ab. «Ich erwarte verlässliche Informationen vom Bundesamt für Gesundheit betreffend des Tracings», fordert er. «Wir müssen wissen, wo die kritischen Orte sind.»
Torsten Pinter vom Hotel Sempachersee windet der Politik ein Kränzchen. «Wir sind sicher, dass auch in den kommenden Monaten professionelle Entscheidungen getroffen werden.»