Braun gebrannt und in Shorts erscheint Peter Taeschler zum vereinbarten Termin. Es ist Donnerstagnachmittag, 30 Grad, eine schwüle Hitze hat sich über den Sempachersee gelegt. Beim Yachtclub Sempachersee (YCSe) in Eggerswil planschen Mitglieder, Kinder und Erwachsene, vergnügt im Wasser. Festgezurrt an Bojen, dümpeln die Segelboote in der kleinen Bucht vor sich hin. Vom Balkon des alten Bootshauses aus lässt Taeschler den Blick über den See schweifen. Die Oberfläche kräuselt sich kaum sichtbar. «Nur schon ans Segeln zu denken, lohnt sich heute nicht», kommentiert der 65-Jährige trocken.
Natur, Taktik und das Team
Der Schenkoner Peter Taeschler ist Segler durch und durch. Bereits sein Vater regattierte auf dem Sempachersee. Mit 10 Jahren sprang die Faszination für Wind und Wellen auf den Junior über, die Segelprüfung absolvierte er mit 14 Jahren. Peter Taeschler wurde in der Lightning-Szene (Lightning: Jolle für drei Personen) gross, nahm an SM, EM und WM teil. 1985 krönte er sich in der Lightning-Klasse zum Europameister.
«Natur, Taktik, Technik, das Team und körperlicher Einsatz»: Der studierte Jurist weiss, weshalb ihn das Segeln fast sein ganzes Leben lang in den Bann zog. «Verändert sich das Wetter, muss der Skipper reagieren, Segel, Mast und Boot trimmen. Das braucht Erfahrung und ein Auge für den Wind», sagt Taeschler, der den Yachtclub Sempachersee von 1999 bis bis 2016 präsidierte und den Nachwuchs sieben Jahre lang auf Optimisten ausbildete. Vom unter Seglern oft gehörten Spruch «Wer refft, ist feige» hält er deshalb wenig. «Lieber reffe ich die Segel früher, als dass ich in eine brenzlige Situation gerate. Safety first», sagt Taeschler.
Die Weltmeere entdecken
Es ist wohl diese besonnene Art, die Taeschler charakterisiert und die ihn vor zehn Jahren dazu bewog, touristische Hochseetörns anzubieten. «Es gibt Segler, die auf See möglichst viele Meilen abspulen oder bei Nacht segeln wollen. Ich will hingegen die Faszination des Segelns vermitteln, meine Gäste sollen in den Genuss von Ferien der anderen Art kommen», erklärt Taeschler.
Als Skipper organisiert und begleitet Peter Taeschler Törns in allen Ecken der Weltmeere: British Virgin Islands, Kroatien, Elba, Korfu, Seychellen, Thailand, Montenegro. «Neben eigenen Routen bin ich offen für Vorschläge meiner Gäste. Die Segelsaison ist letztlich bestimmt durch den Ort, an dem man segelt. Die Nebensaison von Mai bis Juni sowie ab September bietet sich aber an, weil die Hafengebühren tiefer sind.» Törns führt Taeschler ab vier Personen durch.
Viel Komfort auf hoher See
Die Yachten, die Taeschler chartert, sind sehr gross und komfortabel. «Sicherheit steht an erster Stelle, die Boote sind nie älter als zwei Jahre.» Alle Annehmlichkeiten, die man sich von einem Appartement gewohnt ist, sind auch auf See vorhanden: Dusche, WC, Kühlschrank, Küche, ja sogar WLAN.
Das Segeln auf dem Meer sei anspruchsvoller als auf einem Binnensee, erklärt Taeschler. Gezeiten, Untiefen, höhere Wellen und die Weite des Meeres halten den Skipper auf Trab. Moderne Navigationssysteme sind deshalb Pflicht. Seit Längerem ersetzt ein iPad Karte und Kompass. «Trotzdem muss man damit umgehen können, sollten die digitalen Helfer einmal ausfallen», sagt Taeschler.
Keiner zu klein, ein Skipper zu sein
Die Faszination des Segelns näherbringen heisst bei Peter Taeschler aber auch: anpacken. «Jeder, der will, soll segeln und steuern dürfen. Das erste Anlegemanöver ist vielleicht ein wenig hektisch, geklappt hat es aber noch immer.» Wer mit Taeschler segelt, braucht kein Vorwissen. «Ich bin geduldig und kann gut erklären», sagt der Skipper. So erläutert Taeschler zu Beginn eines Törns die wichtigsten Sicherheitsregeln und zeigt die gängigsten Knoten, die zum Beispiel beim Mooring (Festmachen des Boots im Hafen oder an einer Boje) benötigt werden.
Sowieso: Auf einem Segeltörn gibt es immer was zu tun, und Wind, Wasser und die Hitze sorgen dafür, dass man am Ende des Tages auf der «Schnorre» sei, wie Taeschler mit einem Schmunzeln ausführt.
Das Tagesprogramm stellen die Gäste jeweils am Vorabend zusammen, Peter Taeschler berät und macht Vorschläge. Landgänge und das Besichtigen von malerischen Küstendörfern dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie das Baden in einsamen Buchten und das Beobachten von Sonnenuntergängen.
Kaugummi gegen Seekrankheit
Überraschungen habe es bisher auf seinen Segeltörns selten gegeben, sagt Peter Taeschler. So hat er Seekrankheit bisher nur einmal erlebt – bei einem Segler. Heute gebe es neben Stugeron zudem Kaugummi, sogenannter Sea Gum, der dank seines hohen Vitamin-C-Gehalts gegen die Übelkeit helfe. Auch bei den Wetterbedingungen hält sich Taeschler auf der sicheren Seite. «Wenn aus meteorologischen Gründen Segeln nicht möglich ist, zum Beispiel weil der Mistral oder der Schirokko bläst, dann brechen wir die Übung ab. Safety first.» Da ist es wieder.