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Minus 10 Prozent als Ziel

Geri Wyss 05. Februar 2021

Weniger Plastik verbrauchen und diesen Kunststoff wiederverwerten: Damit möchte Nottwil in drei Jahren den Plastikverschleiss messbar reduzieren. Er setzt auch auf Vereine und Gewerbe.

«Steter Tropfen höhlt den Stein», besagt ein Sprichwort. In Nottwil hiesse das in Sachen Plastik: Stete Information und Sensibilisierung senkt den Plastikverschleiss. Seitdem Nottwil sich auf die Fahne geschrieben hat, zu einer plastikarmen Gemeinde zu werden, ist die Bevölkerung regelmässig über die Problematik von Plastik in der Umwelt informiert worden. «In der Schweiz verbrauchen wir jährlich im Schnitt 125 Kilogramm Plastik pro Kopf, Tendenz steigend», gibt Gemeindepräsident Walter Steffen zu bedenken. «Rund 5000 Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Umwelt und schädigen sie.»

 

Vermeiden und Vermindern

Die Nottwilerinnen und Nottwiler sollen also weniger Plastik verbrauchen, diesen Kunststoff aber auch dem Recycling zuführen. Dafür hatte die Gemeinde in den letzten rund einenhalb Jahren Sammelsäcke für gemischten Plastik vergünstigt abgegeben. Diese konnte man bei der Surseer Josef Frey AG abliefern. Die Abgabe ist auch im umgebauten Entsorgungshof in Nottwil möglich. Die Bevölkerung soll nach dem Prinzip reduce (reduzieren), reuse (wiederverwenden) und recycle (wiederverwerten) zur Einsparung von Plastikressourcen beitragen.

 

Messungen und jährlicher Bericht

Mittlerweile hat die Umweltschutzkommission Nottwil das Dossier «plastikarme Gemeinde» übernommen. Walter Steffen ist sich bewusst, dass es noch viele Anstrengungen braucht. «Wir geben dem Projekt drei Jahre Zeit. Bis dann soll in Nottwil 10 Prozent weniger Plastik anfallen.» Dazu sollen laufend Messungen der Mengen erfolgen. «Die gesteckten Ziele werden jährlich mittels eines Berichts überprüft», ergänzt er.

Nebst dem vergünstigten Plastikentsorgungssack ist schon einiges unternommen worden. So ist beispielsweise an der Bundesfeier 2019 kompostierbares Geschirr eingesetzt worden. Laut Walter Steffen wird die Gemeinde weiterhin möglichst auf die Vermeidung von Einwegplastik an eigenen Anlässen und solchen von Vereinen hinwirken. Es brauche aber auch die Mithilfe des Detailhandels und Gewerbes, ist sich Steffen bewusst. So wird das Thema an der Vereinspräsidentenkonferenz angesprochen und auch am diesjährigen Gewerbeanlass aufgegriffen werden.

 

Stoffsäcke von riesiger Hose

Der Gemeinderat hat auch entschieden, sich genähte Säcke zuzulegen, die an Anlässen wie Gemeindeversammlungen, Neuzuzügerabenden oder Jungbürgerfeiern abgegeben werden sollen. Diese Stoffsäcke werden von einem versuchten Weltrekord stammen, den der Schneider Xwendekar Kelesh, kurz «Kali» genannt, aus Beromünster anstrebt. Der 2011 aus dem kurdischen Teil Syriens in die Schweiz Geflüchtete will eine 70 Meter lange und 40 Meter breite Hose nähen, die letztlich rund 600 Kilogramm wiegen wird. Damit erhofft er sich einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Das Nachhaltige daran: Er wird aus dieser Hose anschliessend 12'000 Stofftaschen nähen, damit weniger Plastiksäcke verbraucht werden.

 

Sammelsäcke kosten mehr

Seit Jahresbeginn sind die Plastiksammelsäcke nicht mehr vergünstigt. Eine Rolle à 10 Säcke (35 Liter) kostet nun 14 statt 10 Franken. «Die Subventionierung der Säcke war als Anstoss für das Recycling gedacht», begründet Walter Steffen. Nun sollen die finanziellen Mittel für gezielte Aktionen eingesetzt werden. Die Gemeinde wolle den Prozess, den Plastikverbrauch zu reduzieren, weiterhin aktiv begleiten und fördern. So soll es jährlich mindestens einen öffentlichen Informationsanlass geben. Und auf der Website der Gemeinde ist eine Plattform mit einer dazugehörigen App angedacht. Getreu dem Motto: «Steter Tropfen höhlt den Stein.»

 

In Kreisläufen denken

Aus Plastik neue Produkte machen schont die Umwelt. Doch an erster Stelle steht, Abfälle zu vermeiden.

Die Sammelsäcke für Haushalt-Kunststoffe beginnen sich zu etablieren. Laut einer Mitteilung der Surseer Josef Frey AG, welche die Kunststoff-Sammlung in der Region vollzieht und die gepressten Säcke dann zur Innorecycling ins thurgauischen Eschlikon transportiert, sind im letzten Jahr 227,5 Tonnen Haushalts-Kunststoffe gesammelt worden (2019 160 Tonnen). 

 

Neu auch Tetra Paks erlaubt

Neu dürfen im Sammelsack auch Getränkekartons (Tetra Pak) mitgegeben werden. Wie Marc Briand, Geschäftsführer der Innorecycling AG erklärt, würden die gesammelten Haushalt-Kunststoffe und Getränkekartons in einer hochmodernen Anlage mittels Nahinfrarot nach den einzelnen Kunststoffarten sortiert. Teile des nun sortenreinen Materials werden bei der Innoplastics AG in Eschlikon zu Regranulat verarbeitet und finden danach den Weg in neue Produkte. Aus den Getränkekartons entstehen andernorts neue Wellkarton-Verpackungen. Laut Marc Briand werden aus den Haushalts-Kunststoffen aktuell 63 Prozent zu Regranulat in verschiedenen Sorten verarbeitet und so neue Produkte hergestellt. Der Rest dient als Brennstoff in Zementwerken. Lediglich drei Prozent gehen in die Kehrichtverbrennungsanlage.

 

Bafu: Nationale Lösungen

«Damit die Belastung der Umwelt durch Kunststoffe nachhaltig reduziert werden kann, muss unseres Erachtens der ganze Lebenszyklus von Kunststoffen miteinbezogen werden», sagt Amanda Finger, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion Siedlungsabfälle beim Bundesamt für Umwelt (Bafu). In der Abfallhierarchie stünden somit die Vermeidung und Verminderung von Abfällen noch vor dem Recycling. «Wir begrüssen die Bestrebungen der Gemeinde Nottwil, auch beim Verbrauch anzusetzen.» Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, dass man gesamtschweizerische Systeme aufbaue, damit Kunststoffe vermehrt im Kreislauf behalten werden könnten.

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