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Modelabel will Konsum eindämmen

Michael Hausheer 09. April 2021

Drei Mittzwanziger haben in Rain ein Kleiderlabel gegründet. Im Zentrum steht dabei die Motivation, eine in jedem Produktionsschritt sozial sowie ökologisch nachhaltige Kleidung herzustellen.

Die Idee für das Label «Brook Clothing» entstand bereits 2016. Elio Bachmann, Mitgründer von Brook Clothing, sagt, dass damals noch der kreative Aspekt überwog. «Wir wollten unsere eigenen Kleider designen und uns dabei kreativ austoben. Erst danach stellte sich die Frage, wie wir unsere Produkte überhaupt produzieren wollen.» Durch sein Geografiestudium ist Bachmann besonders sensibilisiert auf das Thema Nachhaltigkeit – ein Anliegen, welches die drei Teammitglieder von Brook Clothing verbindet. So hat auch Melina Weiss Geografie und Nachhaltige Entwicklung studiert. Komplettiert wird das Team durch den Grafiker Carlo Troxler.

 

Konsum eindämmen

«Wenn man einkaufen geht, sieht man im Angebot oft Kleider zu einem Spottpreis. Da ist schon klar, dass sie unmöglich fair produziert sein können», sagt Elio Bachmann. Die Fast-Fashion-Bewegung berge grosse Probleme und dagegen gelte es vorzugehen. «Vieles, dass es zu kaufen gibt, wird unter prekärsten Bedingungen produziert. Es kann doch nicht sein, dass wir Kleider tragen, bei deren Produktion Kinderarbeit, Pestizide und so weiter eingesetzt werden.» Bedenklich seien auch die Unmengen an Kleidern, welche nach der Produktion ungetragen auf dem Müll landen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) verweist auf seiner Webseite auf das Abfallproblem, welches durch den zunehmenden Kleiderkonsum pro Kopf anfällt. Es rät daher zu mehr Zurückhaltung beim Konsum und vermehrter Wiederverwendung von Kleidern und Schuhen. «Brook möchte eine möglichst sozial und ökologisch nachhaltige Alternative bieten. Möglicherweise können wir damit zumindest regional die Leute für das Thema sensibilisieren oder sogar das Konsumverhalten beeinflussen», so Bachmann.

 

Finanzen sind sekundär

Für das Brook-Team steht der finanzielle Aspekt im Hintergrund. «Wir sind alle beschäftigt mit studieren oder arbeiten. Brook ist für uns ein Hobby und wird auf Freiwilligenbasis betrieben», erklärt Bachmann. Es sei schon ein Ziel, die anfallenden Kosten zu decken und den Arbeitsaufwand finanziell entschädigen zu können, doch möchte man damit nicht Gewinn anhäufen.

Um die Nachhaltigkeit ihrer Produkte gewährleisten zu können, arbeitet Brook mit Neutral zusammen – einem Textilhersteller aus Dänemark, welcher sich eine möglichst nachhaltige Produktherstellung auf die Fahnen geschrieben hat. So wird Bio-Baumwolle verwendet, recycelt, man arbeitet mit alternativen Energien und achtet auf gute Arbeitsbedingungen und faire Entlöhnung der Arbeitenden.

Der nächste Schritt zum nachhaltigen Label besteht im Stick beziehungsweise Druck, welche regional in Luzern gefertigt werden. «Wir wollen einzigartige Stücke mit limitierter Stückzahl anbieten. Mit dem Luzerner Unternehmen Einfach.Siebdruck haben wir einen Partner gefunden, der für uns Siebdrucke bereits für 20 und nicht wie sonst üblich ab 50 Stücken fertigt.»

 

Secondhand-Shop

Als Ergänzung zum Label betreibt Brook einen Secondhand-Shop. «Oft hat man einen Haufen Kleider im Schrank, welche man bereits seit Jahren nicht mehr getragen hat. Jemand anderes könnte von diesen noch profitieren», erklärt Bachmann. Zwar gäbe es bereits Plattformen wie Ricardo oder Tutti, auf welchen Leute ihre gebrauchten Kleider anbieten könnten, doch lägen bei diesen der Fokus eben nicht auf Kleidern, wodurch dieser Bereich vernachlässigt werde.

Schneidet man sich als Modelabel nicht gewissermassen ins eigene Fleisch, wenn man die Leute dazu aufruft, vermehrt gebrauchte Kleider zu erwerben und Neukäufe zu vermeiden? «Rein wirtschaftlich macht das tatsächlich nur bedingt Sinn. Doch stehen für uns idealistische Überlegungen im Vordergrund. Ausserdem müssen trotzdem immer neue Kleider produziert werden, da scheint es sinnvoll, langlebige und nachhaltige Kleider zu produzieren und einzukaufen», so Bachmann. «Zurzeit wird in fast allen Wirtschaftszweigen mit Begriffen wie ‘grün’ oder ‘nachhaltig’ Werbung gemacht. Nachhaltigkeit sollte allerdings keine Marketingstrategie sein, sondern ganz einfach der Normalfall.»

 

Brook Clothing bietet Alternative

Das Brook-Label hat am 21. März seine erste Kollektion «From Source to Sea» herausgebracht. Die Kleidungsstücke stehen für eine alternative und nachhaltige Mode: «Wir möchten die allgemeine Wertschätzung gegenüber der Bekleidung steigern und dabei die negativen Auswirkungen auf unseren Planeten und die Menschen möglichst gering halten.» Von den Einnahmen spendet das Brook-Team für jedes verkaufte Kleidungsstück drei Franken an Viva con Agua, einen Verein, welcher sich weltweit für sauberes Trinkwasser einsetzt. 

Zusätzlich zum Mode-Label bietet Brook auf seiner Webseite einen Online-Secondhand-Shop an. Auf dieser Plattform können Leute gebrauchte Kleider einkaufen beziehungsweise zum Verkauf anbieten. www.brookclothing.ch.

 

Fashion-Revolution-Week 2021

Vom 1. bis 30. April finden in Luzern erneut die Fashion-Revolution-Wochen statt. Die Initiative fordert mehr Transparenz in den Lieferketten sowie Fairness und Nachhaltigkeit gegenüber Mensch und Umwelt. In diesen Tagen zeigen Fotografinnen und Fotografen sowie Mode-Schaffende, die nachhaltige Seite der Textilindustrie, mit spannenden Alternativen und Möglichkeiten zur Slow-Fashion Bewegung. Das Programm startet mit der Ausstellung «invisible stories», die es den ganzen Monat April zu bestaunen gibt. Vier verschiedene Fotografinnen und Fotografen zeigen die Geschichten, Emotionen, Werte und persönlichen Beziehungen zwischen einem Kleidungsstück und dessen Besitzer. Auch auf den Strassen von Luzern macht sich die Fashion Revolution bemerkbar. Am 24. April findet der Fair-Fashion-Trail statt. Teilnehmende erhalten eine Stadtkarte von Luzern, die mit 18 verschiedenen Stationen beziehungsweise Läden gekennzeichnet ist. Jede Station befasst sich mit dem Thema «Faire Mode» und informiert, wo welche Produkte zu kaufen sind, welche Zertifizierungen nachhaltige Mode kennzeichnen, wie Kleider hergestellt werden und was für saubere Alternativen die Stadt Luzern bietet.