Ein tristes Bild, das auch den 33-jährigen Sempacher Janick Janssen schockiert hat. «Es tat schon weh, den See so zu sehen», erzählt er dieser Zeitung. Er war so betroffen vom Anblick, dass er mit vier Kehrichtsäcken loszog, um Abfall einzusammeln. Er dachte, dass er damit weit kommt, doch bereits nach 25 Metern und knapp einer halben Stunde Arbeit waren die Säcke gefüllt. Es sei schön gewesen zu sehen, dass auch andere Leute begonnen hätten, Unrat zu entfernen. «Ich glaube, das hat die Leute aufgerüttelt, viele waren schockiert», sagt Janssen.
Auch der Präsident des Schutzverbandes Pro Sempachersee, Josef Blum, nahm die Zerstörungen durch die Gewitter und vor allem die weitherum verstreuten Abfälle schockiert zur Kenntnis. «Es war ein beinahe skurriles Bild.» Während eines Spaziergangs habe er beobachtet, wie ein Mädchen zu ihrer Mutter gesagt habe, «schau mal, wie unvernünftig die Leute mit unserem schönen See umgehen.» Er frage sich, ob das kleine Mädchen als Erwachsene wieder einen gesunden See erleben dürfe.
Für Josef Blum ist klar, dass es Aufgabe der Behörden ist, die Schutzverordnung für den Sempachersee umzusetzen und die Naturschutzflächen zu schützen. «Es braucht ein neues Verständnis für den See und seine Landschaft», fordert er weiter. Nur naturnahe Ufer könnten eine gute Wasserqualität garantieren. «Deshalb sind Schilfufer so wichtig. Sie filtrieren Wasser und entziehen ihm Nähr- und Schadstoffe.»
Thomas Stirnimann, stellvertretender Leiter der Abteilung Natur, Jagd und Fischerei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald, sagt, man könne davon ausgehen, dass sich das Schilf wieder selber erhole. Ob der Schilfgürtel schon im nächsten Jahr wieder weitgehend intakt sei, könne im Moment jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden. «Möglicherweise dauert es mehrere Jahre.» Ebenfalls analysiert werden müsse dann noch, wie gross die Schäden an Uferböschungen und ufernahen Infrastrukturen, beispielsweise den Spazierwegen, durch Hochwasser und Wellenschlag sind. Diese Analyse werde jedoch erst gemacht, wenn der Zugang an Gewässer aus Sicherheitsgründen wieder möglich sei. «Zusammen mit den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern sowie den Anrainergemeinden werden wir dann die notwendigen Sanierungsmassnahmen definieren.»
Schilf biete vielen Tieren und Pflanzen einen wertvollen Lebensraum, weshalb die Regeneration der Schilfbestände wichtig sei. Als Beispiel aus der Fauna nennt Thomas Stirnimann Wasser- und Singvögel, die nur hier das Habitat zum Brüten vorfinden und Jungfische, die im Dickicht dieser Uferpflanzen vor Räubern geschützt aufwachsen können. Wie stark nun im beschädigten Schilf die Biodiversität leide, werde sich noch zeigen. «Intakter Schilf ist auch ein Sichtschutz. Er schirmt beispielsweise die Wasservögel vor Störungen ab, die von Erholungssuchenden an Land ausgehen», sagt Thomas Stirnimann. Der Experte betont, dass die Schutzverordnung unverändert gilt; Schilfbestände sind geschützt. «Wir werden beobachten, ob es allenfalls zu zusätzlichen Störungen kommt, weil die Schilfbestände nicht mehr gut sichtbar sind.  Bei Bedarf werden wir die Erholungssuchenden primär mit Informationen sensibilisieren.»
Sammelaktion  Zusammen mit den Werkdiensten von Sempach und Neuenkirch organisiert Pro Sempachersee am nächsten Freitag, 23. Juli, ab 9 Uhr das Räumen der Ufer des Sees von Abfall und Schwemmholz. Treffpunkt ist der Parkplatz Seevogtei. Für die Aktion sucht Pro Sempachersee Freiwillige, die sich noch bis Donnerstag, 22. Juli anmelden können bei Josef Blum, Präsident Pro Sempachersee, Hubelweid 12, 6204 Sempach, 079 758 76 09, vereinigung@prosempachersee.ch, damit Verpflegung und Arbeitsmaterial organisiert werden können. Es sind selbstverständlich auch Spontane herzlich willkommen. Als Ausrüstung sind Stiefel, Handschuhe und eventuell Regenjacke dienlich, und nach Möglichkeit sollen Gartenrechen, Kräuel oder Karste mitgenommen werden, um das Holz ans Ufer zu ziehen. Die Versicherung ist Sache der Teilnehmenden.
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