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Sie werfen den Lebenslauf über Bord

Red 19. April 2021

Stelleninserat, Motivationsschreiben, Lebenslauf: Beim Besetzen von offenen Stellen sind die wenigsten Unternehmen überaus kreativ. Die Folge: lange Vakanzen und viel Leerlauf im HR. Ein junges Start-up aus Oberkirch will das ändern.

Wir suchen. Wir verlangen. Wir bieten. Die Stelleninserate auf Jobplattformen gewinnen keinen Literaturpreis. Das müssen sie auch nicht. Wer eine Stelle ausschreibt, will sie möglichst schnell mit einer kompetenten Persönlichkeit besetzt haben. Effizienz ist das Zauberwort. Doch auch hier hapert es oft. Der Oberkircher Haustechnikingenieur Raphael Egli (34) kennt das aus eigener Erfahrung.

«Die Personalrekrutierung bei früheren Arbeitgebern funktionierte mehr schlecht als recht. Oft fanden Interessierte nur auf Empfehlung von Mitarbeitenden in unser Ingenieurbüro. Kein Wunder, gleichen sich die Stelleninserate von Unternehmen wie ein Ei dem anderen», sagt Egli.

Das möge funktionieren, solange es mehr Jobsuchende als offene Stellen gebe. «Doch in Branchen mit Fachkräftemangel, zum Beispiel in der IT oder auf dem Bau, braucht es mehr als ein uninspiriertes Bewerbungsverfahren, das dazu noch personelle Ressourcen bindet.»

 

Fachkräfte wollen umworben sein

Zusammen mit seinem heutigen Geschäftspartner, dem Luzerner Stephan Hunziker (40), gründete Raphael Egli deshalb im letzten Jahr die in Oberkirch ansässige Marketing Manufaktur. Mit ihrem Start-up wollen sie Unternehmen dabei unterstützen, ihren Rekrutierungsprozess zu verbessern.

«Es geht aber nicht nur darum, das Bewerbungsverfahren attraktiver zu machen. Noch zu viele Chefs glauben, fünf Wochen Ferien, gratis Kaffee und ein Früchtekorb reichten, um Fachkräfte auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen», sagt Hunziker. Gefragt seien Werte, Visionen und persönliche Weiterentwicklung, auch alternative Arbeitsmodelle würden von vielen Branchen noch belächelt.

«Wenn ein Arbeitnehmermarkt besteht, müssen Unternehmen um Fachkräfte werben und lernen, ihre Vorzüge zu verkaufen und zu kommunizieren», ergänzt Raphael Egli. «So lassen sich die Konzepte des Onlinemarketings sehr gut auf das Recruiting von Mitarbeitenden anwenden.»

 

Quiz ersetzt den Lebenslauf

Konkret bedeutet das: Reichweite generieren mit bezahlten Werbeanzeigen auf Social Media (Egli: «Damit erreichen wir für wenig Geld auch den passiven Bewerbermarkt, der 90 Prozent aller Erwerbstätigen ausmacht.») und Stellenanzeigen personalisieren (Hunziker: «Mit den Unternehmen erarbeiten wir eine Persona, also das Wunschprofil des Mitarbeitenden. Die personalisierte Stellenanzeige streuen wir anschliessend auf Social Media.»).

Auch die grösste Hürde im Bewerbungsprozess, Formalitäten wie Motivationsschreiben und Lebenslauf, werfen die beiden Jungunternehmer über Bord. «Wer ohnehin auf Stellensuche ist, hat sein Dossier parat. Alle anderen hält dieser Papierkrieg davon ab, sich auf eine Stelle zu bewerben», so Egli.

Das Start-up setzt deshalb auf ein Online-Quiz, das von den Bewerbern auf spielerische Weise Auskunft über ihre Qualifikation und Motivation verlangt. «Das Quiz ermöglicht eine Vorselektion. Für das Unternehmen ist es aber auch deshalb wertvoll, weil die Auswertung aufzeigt, an welcher Stelle im Quiz die Bewerber rausfallen», sagt Stephan Hunziker. Dadurch könnten zum Beispiel die Anforderungen an die Stelle angepasst werden.

In einem letzten Schritt melden sich Egli und Hunziker telefonisch bei den Kandidaten, um ihnen persönlich auf den Zahn zu fühlen. Erst im Anschluss leiten sie ausgesuchte Kandidaten ihrem Kunden weiter. «Dieses Verfahren wird von Bewerbern und Unternehmen geschätzt», sagt Hunziker. Zum einen sei es für das HR effizient, zum andern dauere der Bewerbungsprozess keine 60 Sekunden. «Innert 24 Stunden melden wir uns dann telefonisch bei den Interessenten. Den Unternehmen empfehlen wir, dieses Tempo beizubehalten.»

 

Vakanzen unter die Lupe nehmen

Für Egli und Hunziker ist klar, dass Unternehmen eine Veränderung durchmachen müssen, wenn sie heutzutage Fachkräfte rekrutieren wollen. «Natürlich ist der Leidensdruck nicht in jeder Branche gleich gross. Dort, wo aber regelmässig lange Vakanzen bestehen, lohnt es sich, den Bewerbungsprozess unter die Lupe zu nehmen.»

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