Die Verordnung zum Schutz des Sempachersees und seiner Ufer bezweckt, die See- und Uferlandschaft als Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten. Weiter sollen unter anderem das Gebiet als Erholungsraum «durch schonende Nutzung» gesichert und beeinträchtigte Lebensräume so weit als möglich wiederhergestellt werden, vor allem die naturnahe Ufervegetation. Beim Sempachersee existieren verschiedene Schutzzonen. Die stärksten Beschränkungen gelten in den Ruhezonen für Wasservögel und den Reservatszonen, welche besonders wertvolle Lebensräume im Uferbereich umfassen.
Die privaten Grundstücke, welche unmittelbar an den See grenzen, liegen in der Uferschutzzone. Die unmittelbare Uferlandschaft soll von Bauten und Anlagen freigehalten werden, hält die Schutzverordnung fest. Für Privatgebrauch sind gewisse Einrichtungen wie Tische, Sitzbänke, Cheminées, Spielgeräte oder ähnliches jedoch gestattet, wenn sie mindestens acht Meter vom Wasser entfernt sind.
In der Erholungszone können die Gemeinden Bauten und Anlagen vorsehen, die der Öffentlichkeit zur Benützung des Sees und seiner Ufer dienen. Dazu dienen die Seebadis als Beispiel.
Stark frequentierte Schutzzonen
Die von der Öffentlichkeit besonders gerne besuchten Gebiete am Sempachersee nebst den Seebädern mit Eintritt sind die Seeallee Sempach, die Rossbadi Neuenkirch, die Badi Nottwil, der Triechter in Sursee, das Seeplätzli in Schenkon und vereinzelte kleine Zugänge direkt an der Seestrasse in Eich. All diese Gebiete liegen in der Erholungszone, abgesehen von den Eicher Uferplätzen, der Neuenkircher Rossbadi und den dem Seewasserwerk in Sempach zugewandten Bereich der Seeallee, welche zur Naturschutzzone gehören. Die Naturschutzzone darf grundsätzlich betreten werden und baden ist erlaubt. Doch: «Es gilt Rücksicht auf die Natur zu nehmen», sagt der Fachbereichsleiter Lebensräume der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa), Peter Kull. So dürfe beispielsweise keine geschützte Ufervegetation zerstört werden. Und sämtliche provisorische Bauten und Einrichtungen sind verboten. «Problematisch wird es hier, wenn zu viele Leute kommen.»
Sempach: Nutzung entflechten
Und dies ist zweifellos an gewissen Tagen an vielen pittoresken Seeplätzen der Fall. Um wieder den Blick auf Sempach zu richten, manifestiert sich der starke Nutzungsdruck an schönen Tagen auf der gesamten Seeallee bis zur Vogelwarte. Mit der neuen Nutzungsverordnung möchte der Stadtrat eine Verlagerung der Besucherströme Richtung Festhalle erreichen. Und: Die Exekutive beabsichtigt im Rahmen der Ortsplanungsrevision, einen Streifen zwischen dem Parkplatz Seevogtei und des Ufers beim Seeweg aus der Naturschutzzone in die Erholungszone zu überführen. «Die Chancen sind sehr gross, dass der Kanton diesem Ansinnen zustimmt», sagt dazu Peter Kull.
Sonderfall Rossbadi
Die Rossbadi ist ein Beispiel, wie stark sich der Mensch auch in Naturschutzzonen am See breitgemacht hat. Hier bringen die Besucher auch schon mal eigene Grills, Tische und Stühle mit, um die schmucke Uferlandschaft zu geniessen. «Die Rossbadi ist ein Spezialfall», kommentiert Peter Kull. Seit langer Zeit werde sie durch den Menschen genutzt und das solle auch so bleiben. Es gebe am Sempachersee relativ wenige, frei zugängliche und naturnahe Stellen. Man habe diesen schönen Ort bewusst nicht in die Erholungszone eingeteilt. Der Kanton wollte so weitergehende Begehrlichkeiten bezüglich Bauten und Anlagen verhindern. «Der bereits vorhandene grosse Tisch sollte aber in Absprache mit der Gemeinde toleriert werden.» Oder mit anderen Worten gilt in der Rossbadi: «So viel, aber nicht mehr.» Das heisst, dass man kein Feuer entfachen, kein eigenes Mobiliar mitbringen und keinen Abfall hinterlassen dürfte. Peter Kull ist sich bewusst: «Das ist eine Gratwanderung, die nicht immer leicht zu vollziehen ist.»
Druck wird immer grösser
Angesprochen auf den Suchverkehr nach freien Parkplätzen, der an schönen Wochenenden zur Erholungssuche am Sempachersee dazugehört, sagt der Fachbereichsleiter Lebensräume vom lawa kurz und bündig: «So lange die Leute grossmehrheitlich mit dem Auto kommen, bleibt es ein ungelöstes Problem.» Der Nutzungsdruck habe in den vergangenen Jahren klar zugenommen, sagt Peter Kull. Deshalb versuche man mit der Schutzverordnung auch, die Nutzung noch besser zu entflechten. «Das muss verstanden, eingehalten und kontrolliert werden.»
Gemeinden hoffen auf Einsicht der Badegäste
Sempach begegnet den vielen Besuchern der Seeallee mit einem eingeschränkten Parkplatzangebot und klareren Regeln. Doch mit dem hohen Nutzungsdruck sind alle Gemeinden um den See konfrontiert.
Sempach/Neuenkirch: Eine öffentliche Grillstelle, weniger Parkplätze, mehr Abfallbehälter, kein mitgebrachtes Mobiliar mehr: Mit verschiedenen Massnahmen will der Stadtrat dem sommerlichen Ansturm von Erholungssuchenden auf die Seeallee Herr werden. Dadurch erhofft er sich eine Lenkung der Menschen und ein besseres Nebeneinander mit der Natur. Das Kleinod Rossbadi ist ebenfalls ein beliebter Ort am Ufer des Sempachersees. Es liegt in der Naturschutzzone. Entsprechend könnten keine Infrastrukturen geschaffen werden. «Nur schon ein mobiles WC würde vom Kanton nicht bewilligt», sagt Gemeindepräsident Kari Huber. Er ortet an schönen Tagen zwar viel Zulauf, doch Probleme gebe es nicht. An schönen Wochenenden seien die Abfallkübel voll, und der Werkdienst müsse manchmal aufräumen. «Doch alles in allem funktioniert es gut. Die Gemeinde setzt auf die Eigenverantwortung der Besucher.» Er persönlich sei kein Freund von Beschränkungen, sonst suchten mehr Menschen einfach andere Plätze am See auf, fügt Huber an.
Eich: In den vergangenen Wochen hat auch die Gemeinde Eich eine erhöhte Nutzung der Seeeinstiegsplätze auf der gemeindeeigenen Parzelle am Dorfausgang Richtung Schenkon festgestellt. Das betreffende Grundstück befindet sich zusätzlich in der Uferschutzzone des Sempachersees, und es besteht bereits seit Jahren ein Betretungs- und Befahrungsverbot für Unbefugte. Dieses Verbot musste daher infolge der Nichteinhaltung verstärkt signalisiert und das Grundstück abgesperrt werden. Auf eine Verzeigung habe die Gemeinde bis dato jedoch verzichtet, teilt Gemeindeschreiber Roger Bannwart mit. Die weiteren genutzten öffentlichen Plätze am See befänden sich im Eigentum des Kantons Luzern oder aber in Privatbesitz. Zu diesen Grundstücken könne die Gemeinde daher keine Stellung nehmen. «Wir gehen jedoch davon aus, dass sich aufgrund der weiteren Lockerungen durch den Bundesrat und die Öffnung der Seebäder und Campingplätze seit dem 6. Juni die Lage entspannen sollte», so Bannwart.
Sursee: Während des Lockdowns hatte sich die Stadt Sursee betreffend Sicherheitsvorkehrungen am See mit der Stadt Sempach abgesprochen, so Marcel Büeler, Bereichsleiter Öffentliche Sicherheit der Stadt Sursee. Damit wollte man verhindern, die Seebesucher, – die meisten aus den Kantonen Aargau, Solothurn und Baselland – zwischen den Gemeinden hin und her zu schieben. «Wir dachten erst, an die Leute zu appellieren und Empfehlungen auszusprechen genüge. Aber die ersten Sonntage nach dem Lockdown zeigten das Gegenteil.» Als Massnahme sperrte die Stadt den Seezugang zur Quaianlage beim Triechter, die Parkplätze unter der Autobahnbrücke sowie jene zwischen Brücke und Sempacherstrasse. Mit der Eröffnung der Badi am 6. Juni wurden alle Parkplätze wieder geöffnet. An schönen Baditagen würden zudem von privater Seite her zusätzliche Parkplätze zur Verfügung gestellt. Spezielle Massnahmen, um die beliebten Plätze am Triechter zu regulieren, treffe die Stadt nicht. Für Kontrollen im Zusammenhang mit Covid-19 sei die Polizei zuständig.
Nottwil: Die Badi von Nottwil geniesst einen Sonderstatus unter den Strandbädern des Sempachersees – denn eigentlich ist sie keine. Das Strandbad ist ein öffentlicher Platz und unterliegt damit als einzige «Badi» keiner Platzbeschränkung (unsere Zeitung berichtete). Wie die Gemeinde mitteilte, trifft sie keine besonderen Massnahmen, um der Besucherströme Herr zu werden. Einzig die sanitären Anlagen würden gemäss BAG-Regeln eingerichtet und teilweise gesperrt.
Schenkon: Die Seebadi darf gemäss Bund aktuell 300 Gäste aufnehmen. Gut möglich also, dass noch mehr Menschen den nahe gelegenen Seepark aufsuchen. «Spezielle Nutzungsbedingungen sind im Seepark nicht vorgesehen. Es gilt einfach, die Auflagen des Bundes zu befolgen», erklärt Gemeindeschreiber Reto Weibel auf Anfrage. Hunde sind auf der Seepark-Wiese übrigens seit 2018 zwischen April und September nicht erwünscht. Der Zugang zum See ist für die Vierbeiner aber gewährleistet.
Vergangenen Sommer ordnete die Gemeinde die Parkplätze unter der Autobahnbrücke neu an. «Mit der Neueinteilung erhoffen wir uns in den Sommermonaten eine möglichst geordnete Situation anbieten zu können. Gleichzeitig wird das Land neben dem Werkhof wieder zur Verfügung gestellt. Dies hat sich auch im vergangenen heissen Sommer bewährt», so Weibel. Derzeit sind die Parkplätze gratis, bis das neue Parkplatzreglement den Segen von Rat und Souverän hat.