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«Unser Sterben beginnt mit der Geburt»

Geri Wyss 11. September 2019

Vor rund vier Jahren entstand das Pilotprojekt «Palliative Care Oberer Sempachersee». Das Netzwerk nimmt sich der grossen Aufgabe an, alle Beteiligten in der Betreuung und Behandlung von Menschen mit unheilbaren Krankheiten zu vernetzen und dadurch die Qualität der Betreuung zu optimieren.

Die Diagnose einer unheilbaren Krankheit verändert nicht nur Leben des Betroffenen auf einen Schlag, sondern beeinflusst auch dessen Umfeld stark. «In der Palliative Care sind die An- und Zugehörigen genauso wichtig wie der Betroffene selbst», sagt Judith Schwander. Sie ist die Leiterin des Netzwerks «Palliative Care Oberer Sempachersee». Die einzelnen Parteien des Netzwerks «Palliative Care Oberer Sempachersee» arbeiten eng zusammen, um ein umfassendes Angebot für die Betreuung der Kranken und ihren Angehörigen anbieten zu können. An regelmässigen Treffen durchs Jahr tauschen die Mitglieder des Projekts (siehe Kasten) ihr spezifisches Wissen aus, geben ihre Erfahrungen unterei-nander weiter und lernen die Angebote der Beteiltigten besser kennen. So findet ein stetiger Austausch statt, der die Zusammenarbeit erleichtert und zudem auch für die Betroffenen zusätzliches Vertrauen schaffen kann. Die
Beachtung der beruflichen Schweigepflicht und das Einhalten der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind wichtige Grundsteine in der gemeinsamen Arbeit. Mit der bisherigen Zusammenarbeit im Netzwerk ist Leiterin Judith Schwander zufrieden, denn der Wille, sich einzubringen, gegenseitige Unterstützung anzubieten und die nötige Geduld aufzubringen, werde im Netzwerk vorbildlich gelebt.

 

Wichtige spirituelle Begegnungen

Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch wirkt sich eine unheilbare Erkrankung auf die Betroffenen aus – die spirituelle Unterstützung kann dabei hilfreich sein. «Aktuell werden wir uns wieder mehr bewusst, dass Sterben und Tod fester Bestandteil des Lebens und wir gefordert sind, damit umzugehen, auf welche Art und Weise auch immer», so Judith Schwander. Inwiefern die Behandlung neben schmerzlindernden Medikamenten durch spirituelle Elemente ergänzt werden soll, entscheidet der Patient. Viele Menschen bezeichnen sich zwar nicht mehr als religiös, aber spirituelle Themen wie Sinn, Identität, Transzendenz oder Werte sind dennoch elementar wichtig, erklärt Schwander. Heute spricht man daher immer öfter auch von Spiritual Care.

 

Zwischen Leben und Tod

Hand in Hand mit allen Fragen des Lebens gehen auch die Fragen des Todes. Von Bedeutung werden diese jedoch für viele Leute erst bei direkter Betroffenheit. «Grundsätzlich beginnt unser Sterben mit der Geburt. Unsere moderne Gesellschaft hat das über längere Zeit mehr oder weniger erfolgreich verdrängt», gibt Schwander zu bedenken. Der Gedanke an einen assistierten Suizid sinkt gemäss Schwander in Regionen mit umfassendem Angebot der Palliative Care, da die palliative Behandlung Ängste abbauen, Vertrauen schaffen und neue Sichtweisen öffnen könne. Viele Menschen realisieren durch Palliative Care, dass es diverse Möglichkeiten gibt, das Leben trotz Krankheit mit hoher Lebensqualität zu gestalten.

Die Mitarbeitenden des Palliative-Care-Projekts werden immer wieder aufs Neue mit schwierigen Situationen konfrontiert, die einem über Leben und Tod reflektieren lassen. Die Menschen, die gepflegt werden, berührten einen immer, liessen einen nie kalt, so Leiterin Schwander: «Eine professionelle Nähe, die Freude, Hoffnung und Trauer zulässt, ist elementar wichtig und wird von allen Beteiligten sehr positiv erfahren.»

 

Zusammen geht es leichter

Seit Herbst 2015 besteht das Netzwerk «Palliative Care Oberer Sempachersee». Im Netzwerk vertreten sind Hausärzte, Seelsorgende der Pfarreien, Sozialvorstehende, Spitex-Leitungen, der Verein Bsuech, Caritas Luzern und die Landeskirchen Kanton Luzern. Gemeinsam kümmert man sich um die Anliegen der Menschen aus allen Lebensabschnitten in ihren letzten Monaten, Wochen und Tagen, bedingt durch Krankheit oder Alter. Es gehört zu den Grundsätzen der Palliative Care, körperliche Beschwerden und psychische Bedürfnisse ganzheitlich zu behandeln und so die letzten Momente möglichst angenehm zu machen. Die zugesprochene Koordinationsstelle des Netzwerks übernimmt seit letztem Jahr Judith Schwander, Geschäftsleiterin der Spitex Sempach und Umgebung. RED

 

Informationen und Austausch für Angehörige und Nahestehende alternder oder schwer kranker Menschen und für alle Interessierten mit Referentin Margret Füchsle, Fachfrau Palliative Care, am Mittwoch, 23. Oktober, 19 bis 21 Uhr, reformiertes Kirchenzentrum, Büelgass 7, Sempach.

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