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Wie sich Palmöl in unsere Leben schleicht

Ernesto Piazza 29. April 2021

Fünf Redaktoren dieser Zeitung wagten anlässlich des «Tags der Erde» Selbstversuche. Im ersten Teil der Serie widmete sich Redaktorin Livia Kurmann dem Thema Palmöl.

Angeblich steckt Palmöl in jedem zweiten Produkt, das man im Lebensmittelgeschäft kaufen kann. Über diese Aussage bin ich während meiner Palmöl-Recherche mehrmals gestossen. Deshalb wappne ich mich beim Blick in Vorratskammer und Kühlschrank gegen das Schlimmste. Ich nehme jedes Lebensmittel heraus, prüfe seine Rückseite – und werde überrascht. Es lassen sich nur drei Produkte finden: der Klassiker – Nutella, ein abgelaufenes Pack Fertignudeln und Yogurette (Schokoladenstängel mit Erdbeerjoghurtfüllung). 

Doch die Freude währt kurz. Bei den Waschmitteln und Kosmetika – die ich aufgrund komplizierter Inhaltsstoffe wie «Butylphenyl Methylpropional» mit der CodeCheck-App scanne – flaut die gute Laune ab. Fast bei jedem Kosmetikartikel warnt die App: «Kann Palmöl enthalten». Ob Bodylotion, Haarshampoo oder Schminkartikel, überall schiessen mir als bedenklich eingestufte Inhaltsstoffe entgegen. Doch schwer abbaubare Polymere und Mikroplastik gehören heute nicht zu meiner Baustelle. 

 

Barcode verrät Inhaltsstoffe

In der Schweiz muss Palmöl in Nahrungsmitteln deklariert werden. Dennoch macht dies den Einkauf nicht leichter. Denn für Palmöl werden oftmals intransparente Synonyme wie «Stearate», «Palmitate» oder «Sodium Laureth Sulfate» verwendet. Bei Kosmetik und Reinigungsmitteln ist die Deklaration hingegen gar nicht vorgeschrieben. Wer also palmölfrei leben will, dem steht eine lange Reise durch das Lebensmittelgeschäft bevor.

Die App «CodeCheck», mit der sich Produkte einscannen und auf ihre Inhaltsstoffe prüfen lassen, erleichtert die Sache etwas. Erkennt sie Palmöl, erwähnt sie auch gleich, ob es zertifiziert ist oder nicht. Leider deckt die App noch nicht das ganze Sortiment ab, beispielsweise bei den Reinigungsmitteln hinkt sie hinterher. Doch für den Anfang reichts. Wer nicht mit dem Handy herumrennen will, ist auch mit Bio-Produkten auf der sicheren Seite. Und auch auf Fertigprodukte zu verzichten, spart Palmöl ein.

 

Was taugen Labels?

«Gutes» Palmöl ist prinzipiell möglich, zeigt die weitere Recherche. Laut der Palmöl-Studie der CodeCheck AG in Zürich von 2015 beträgt der Anteil an Bio-Palmöl aber nur 0,1 Prozent. Hingegen fast 20 Prozent des weltweit produzierten Palmöls ist RSPO-zertifiziert. Das Label Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) versucht durch klare Prinzipien nachhaltigere Anbaumethoden umzusetzen, doch das Label steht immer wieder in Kritik. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, mit seinen Kriterien nicht weit genug zu gehen. Der Konsument kann also höchstens davon ausgehen, dass zertifiziertes Palmöl immer noch besser ist als nicht zertifiziertes.

Meine Suche nach «nachhaltigem Palmöl» stellt sich als ernüchternd heraus. Auch wenn man Palmöl mit anderen pflanzlichen Ölen wie Raps-, Kokos- oder Sonnenblumenöl ersetzen würde, sorgte dies nur für eine Verlagerung des Problems. Der WWF Schweiz hält treffend fest: Nicht das Öl selbst ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie es produziert wird.

Was ich daraus mitnehme: Bewusster einkaufen (mit der App), auf billige Fertigware und Kosmetika verzichten sowie Labels und Siegel kritisch hinterfragen.

 

Palmöl: Fragen und Antworten

 

Palmöl  Wo wird es angebaut?

Rund 85 Prozent des Palmöls stammen aus Indonesien und Malaysia. Andere Anbauländer sind Thailand, Kolumbien und Nigeria. Nach Palmöl sind Soja- und Rapsöl die meist angebauten pflanzlichen Öle der Welt.

Wo wird es eingesetzt?

Typisch sind Margarine, Kochöl, Süssigkeiten, Fertigspeisen, Waschmittel, Seifen, Kerzen und Kosmetika. Aber auch zur Energieerzeugung wird es verwendet. Beispielsweise in der Produktion von Diesel sowie zur Strom- und Wärmeerzeugung.

Wem schadet es?

Die Ölpalme ist ertragreich, braucht nur wenig Platz, und die Früchte können das ganze Jahr hindurch geerntet werden. Für die Plantagen werden Tropenwälder gerodet, wodurch Tiere, Pflanzen und Menschen ihren Lebensraum verlieren. Oftmals geschieht dies durch Brandrodung, wodurch Tiere sterben und gleichzeitig eine enorme Menge an Treibhausgasen in die Luft gelangt. Die Kette an Menschenrechtsverletzungen sowie die Schädigung der Natur reichen noch viel weiter.

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