«Wir sind enttäuscht, müssen das jedoch akzeptieren und vorwärts schauen», sagt die Hildisrieder Gemeindepräsidentin Monika Emmenegger. Mit einer Auflösung der Arbeitsgruppe Schulraumplanung Rain/Hildisrieden hätte in Hildisrieden wohl niemand gerechnet. Noch im August betonte Bildungskommissionspräsident und Gemeinderat Rolf Graf, dass eine gemeinsame Sekundarschule am Standort Rain für alle Beteiligten Vorteile bringe. Auch der Schulleiter Martin Flückiger vertrat diese Meinung. Nun wird die Arbeitsgruppe jedoch aufgelöst und die Sekundarschulen Rain und Hildisrieden bleiben vorerst in beiden Dörfern vertreten. Grund dafür ist, dass die geplanten Investitionen für die Gemeinde Rain finanziell nicht tragbar sind. Den Engpass bei den Schulräumen in der Primarschule fängt man in Rain mit einem Anbau beim bestehenden Schulhaus Chrüzmatt auf.
Ein gemeinsames Ziel
Begonnen hat das ambitionierte Projekt letztes Jahr. Im August 2019 haben sich die Gemeinderäte Rain und Hildisrieden erstmals über einen gemeinsamen Schulstandort ausgetauscht. Beide Gemeinden haben diese Thematik danach mit offenen Fragen zur politischen Umsetzbarkeit in beide Räte zurückgenommen und intensiv diskutiert. «Im Grundsatz kann man sagen, dass es für beide Gemeinden der ideale Zeitpunkt gewesen wäre», ist Monika Emmenegger überzeugt. Beide Gemeinden benötigen Schulraum und mit der ISS arbeitet man bereits erfolgreich zusammen. Darum haben die Räte eine externe Evaluation Schulraumplanung in Auftrag gegeben.
Diese wurde parallel zur Ortsplanungsrevision 2019+, zur Bevölkerungsentwicklung und zum Siedlungsleitbild vorgenommen.
Es zeigte sich, dass ab Schuljahr 2026/27 bis 2032/33 die grössten Anstiege der Schülerzahlen über alle Stufen zu verzeichnen sind. Danach ist der Höhepunkt erreicht und die Zahlen werden sich einpendeln, ja sogar wieder abnehmen. Daraus folgte, dass der Schule Hildisrieden in absehbarer Zeit vier Schulzimmer und entsprechende Gruppenräume fehlen werden. Im Frühling 2020 vereinbarten die beiden Gemeinderäte, dass man diesen Weg zu einen gemeinsamen Schulstandort ISS weiterverfolgen möchte. Nach Abwägen und intensiven, spannenden Diskussionen war für den Gemeinderat Hildisrieden klar, dass der gemeinsame Schulstandort ISS die Gemeinde Rain sein sollte, berichtet Emmenegger weiter. «Der Gewinn und Nutzen von einem gemeinsamen Schulstandort Rain ist definitiv gegeben», ist sich die Gemeindepräsidentin sicher.
Zwei unterschiedliche Strategien
Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits auf Stufe Gemeinderat Rain/Hildisrieden eine Arbeitsgruppe gebildet, die mögliche Lösungswege aufzeigte. «Hildisrieden hatte auch bereits im Frühling die Finanzen im Fokus und eine gute Lösung mit einem möglichen fairen Kostenteiler von einer anderen Gemeinde und der Finanzaufsicht des Kantons Luzern im Köcher», so Emmenegger. «Für uns war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass wir uns das leisten wollen, müssen und auch können.»
Die Eckwerte für die nächste Finanzplanperiode über die nächsten vier Jahre werden jeweils im August erstellt. Warum diese Überlegungen in Rain nicht bereits im Frühling eingeflossen seien, weiss Monika Emmenegger nicht. «Die Gemeinde Rain hat sich entschieden, dass sie sich das in den nächsten vier Jahren nicht leisten kann und will und dies politisch nicht umsetzbar ist. Wir wurden im September über den Entscheid vom Gemeinderat Rain informiert und gleichzeitig überrascht.» Laut Emmenegger hätte auch ein möglicher Standort ISS in Hildisrieden, beziehungsweise ein Neubau in Hildisrieden nichts an der finanziellen Situation der Gemeinde Rain geändert.
Der Rainer Gemeinderatspräsident Oskar Berli hat eine einfache Erklärung für den Entscheid. «Eine der Kernaufgaben der Arbeitsgruppe war es, die Kosten für einen gemeinsamen Schulstandort zu ermitteln. Wir wollten nicht einem Projekt mit fiktiven Zahlen zustimmen. Im Rahmen der Arbeitsgruppe wurde diese Kostenberechnung vorgenommen und es hat sich gezeigt, dass sie nebst weiteren budgetierten Investitionen nicht tragbar ist. Jedenfalls nicht ohne Steuererhöhung.» Für Berli ist das Projekt jedoch nicht vollständig vom Tisch. «Ich kann mir einen gemeinsamen Schulstandort durchaus vorstellen, einfach nicht in dieser Finanzperiode», sagt der Rainer.
Und wie gehts weiter?
Wie es nun für die Schule Hildisrieden weitergehen soll, wird nun geprüft. Monika Emmenegger zeigt sich zuversichtlich: «Die fehlenden Schulräume fallen langsam pro Schuljahr an und verteilen sich über die nächsten Jahre.» Und es gebe immer zwei Seiten; ein «Must» und ein «wünschenswert». «Aktuell haben wir verschiedene Alternativen, die eine umsichtige und vorausschauende Planung der Lehrerschaft erfordern, aber umsetzbar sind. Am ,Must’ arbeiten wir. Wünsche und Visionen bleiben manchmal das, was sie sind.»
Bereits im Sommer sagte Bildungskommissionspräsident Rolf Graf, dass man auch andere Varianten prüfe für den Fall, dass das Stimmvolk die Standortverschiebung an der Gemeindeversammlung ablehnen würde. Und bereits an der letzten Ortsplanungsrevision vor rund zehn Jahren habe man umsichtig an mögliche Anbau- und Erweiterungsmöglichkeiten an der Schule Hildisrieden gedacht. Jedoch: «Wir starten nochmals bei Null und öffnen den Fächer völlig neu für sämtliche Varianten», sagt Monika Emmenegger. So prüfe die Gemeinde nebst einem Anbau auch eine mögliche Zusammenarbeit ISS mit einer anderen Nachbarsgemeinde.