Leistungs- und Gruppendruck, Neugierde, Flucht vor Problemen: Gründe für Jugendliche, um mit Suchtmitteln zu experimentieren, gibt es einige. Viele davon betreffen auch die Schule, die im Leben der Jugendlichen einen Grossteil ihrer Zeit beansprucht. Welche Rolle spielt die Schule, wenn es um das Konsumieren von Drogen geht? Und was unternimmt sie dagegen? Der Schulsozialarbeiter René Schmid und die Schulleitung mit Reto Flückiger und Birgit Höntzsch der Schule Sempach erläutern ihre Sicht der Dinge.
Der Drogenkonsum an Schulen ist ein grosses Thema. Inwiefern sind die Schulen in Sempach betroffen?
Erfahrungsgemäss werden Tabak, Alkohol und Cannabis ab der 8. Klasse ein Thema unter den Jugendlichen. Im Schulalltag ist davon aber kaum etwas bemerkbar. Ausserhalb der Schulzeiten sieht das allerdings anders aus. In welchem Ausmass dieser Konsum stattfindet, ist nur schwierig abzuschätzen. Der Suchtmittelkonsum unserer Schüler beschäftigt uns jeweils in Wellenbewegungen. Er ist von Jahrgang zu Jahrgang sehr unterschiedlich ausgeprägt und immer von der entsprechenden Gruppendynamik abhängig.
Stellen Sie in Bezug auf die Häufigkeit der Konsumation und das Alter der Jugendlichen einen Trend fest?
Aus unserer Sicht gibt es keine erkennbaren Tendenzen. Fällt etwas vor, so sind es Einzelfälle, und diese finden je nach Jahrgang häufiger oder seltener statt.
Welche Massnahmen ergreift die Schule gegen die Drogenkonsumation?
Die Schule investiert viel Zeit in die Prävention. Wir arbeiten mit verschiedenen Präventionsmitteln. Klassenlehrpersonen greifen Themen der Suchtproblematik regelmässig auf. Die Polizei besucht die Klassen und zeigt in einem Präventionsblock unter anderem die rechtlichen Aspekte auf. Die Schulsozialarbeit führt zum Beispiel in den ersten zwei Sek-Jahren einen Suchtmittel-Workshop durch. Zigaretten, Schnupftabak oder Snus sind dann beispielsweise ein Thema. Zudem nimmt die Schule Sempach am nationalen Wettbewerb «Experiment Nichtrauchen» teil, bei welchem sich die Klassen verpflichten, während eines halben Jahrs auf das Rauchen zu verzichten. Generell sind die Schulleitung und die Lehrpersonen sensibilisiert und schauen genau hin. Das zeigt den Schülern, dass wir sie respektieren und uns ihr Wohlergehen wichtig ist.
Wie steht die Schulleitung dieser Thematik gegenüber?
An der Schule herrscht eine Nulltoleranzkultur, die wir auch klar gegen aussen kommunizieren. Wir haben Verständnis für unsere Schüler, denn sie sollen und dürfen Jugendliche sein. Es ist uns bewusst, dass Jugendliche zum Teil Verschiedenes ausprobieren. Jedoch brauchen sie klare Leitplanken, die wir ihnen zu geben versuchen. Diese Grenzen müssen deutlich definiert sein. Falls der Schulleitung bekannt wird, dass sich Jugendliche nicht an die gegebene Nulltoleranz halten können, führen wir mit den betroffenen Schülern und deren Eltern unter Einbezug der Schulsozialarbeit Gespräche und je nach Härtefall treffen wir passende Massnahmen. Es geht darum, dass Betroffene die entsprechenden Konsequenzen mittragen und ihre Lehren daraus ziehen. Weiter versuchen wir, alle Eltern mit einer möglichst transparenten Kommunikation betreffend allfälliger Vorfälle zu sensibilisieren und in die Verantwortung miteinzubeziehen. In Sempach sind wir in der glücklichen Lage, dass die Eltern ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang grundsätzlich wahrnehmen und Drogeneskapaden dementsprechend selten sind.Oft kommen Schüler in der Oberstufe zum ersten Mal in Kontakt mit Tabak, Alkohol und Cannabis