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Region

Zurück zur Normalität?

Geri Wyss 18. April 2020

Unter dem Lockdown wegen des Coronavirus leidet auch die Gastronomie stark. Wie sich diese Branche die Rückkehr zur Normalität vorstellt, erläutert Moritz Rogger, Präsident der Gastro-region Sursee, im Interview.

Der Bundesrat sieht den schrittweisen Ausstieg aus dem Coronavirus-Lockdown nach dem 26. April vor. Denken Sie, dass dann Restaurants und Bars auch wieder öffnen können?

Das wäre der Idealfall, aber ich denke, andere Bereiche werden zuerst kommen. Wichtig für die Gastronomie ist, dass nach dem Termin der Wiedereröffnung nicht gleich alles auf einmal öffnen muss und keine Kurzarbeit mehr bezogen werden kann. Es könnte nämlich erst einmal wirtschaftlich noch schwieriger werden. Ich hoffe, dass Mitte Mai Öffnungen in der Gastronomie stattfinden können.

 

Welche Wirtschaftszweige werden Ihrer Meinung nach am ehesten nach dem 26. April wieder öffnen können?

Ich denke da an Gärtnereien und den Detailhandel diverser Güter. Da könnte man sicherlich einen genügend grossen Abstand zwischen den Personen gewährleisten und mit Mundschutz arbeiten. Sehr wichtig wäre für mich auch eine Öffnung der Schulen, Kurszentren und Gewerbeschulen. Man muss den Lehrabgängern unbedingt die Möglichkeit der praktischen Abschlussprüfung geben.

 

Unter welchen Bedingungen wird die Gastronomie ihren Betrieb wieder aufnehmen können, um keine erneute Zunahme von Neuinfektionen zu riskieren?

Ich glaube, es wird eine ähnliche Regelung wie vor dem Lockdown geben, das bedeutet etwa die Beschränkung der Personenzahlen in einem Raum. Wobei es für mich schwer nachvollziehbar ist, ob sich bei 45 Personen weniger Leute anstecken könnten als bei 50. Ich glaube aber, dass alle Leute genügend sensibilisiert sind und sich deshalb alle Mühe geben werden, um einen sicheren Gastronomiebetrieb zu gewährleisten.

 

Bei welchen Gastronomiebetrieben wäre die Einhaltung der erhöhten Hygienevorschriften am ehesten umsetzbar?

Das sollte sowohl beim Catering möglich sein. Bei Mittagsangeboten kann man grössere Abstände gut einhalten, genauso wie beim Selfservice, um den direkten Kontakt mit Service-Mitarbeitern zu umgehen. Ich bin aber grundsätzlich der Meinung, dass das Risiko einer Ansteckung nicht zu gross ist, wenn sich Mitarbeitende an die Vorschriften halten, regelmässig die Hände waschen und einen Mundschutz tragen.

 

Wie stark hat die Gastroregion Sursee unter dem Lockdown bisher gelitten?

Ich höre Verschiedenes. Die einen arbeiten gut mit Take-away-Angeboten, doch die Umsätze sind bei weitem nicht zu vergleichen mit dem normalen Geschäft. Wir rechnen mit Umsatzeinbussen in der Grössenordnung von 80 Prozent, bei der Hotellerie bis 100 Prozent.

 

Die Kurzarbeitsregelung soll verhindern, dass in dieser Krise viele Kündigungen ausgesprochen werden müssen. Dennoch sind die Arbeitslosenzahlen gestiegen. Wie sieht die Situation in der Gastronomie aus?

Wir haben noch keine genauen Zahlen, doch dank der Kurzarbeit werden bisher sehr wenige Entlassungen ausgesprochen. Wie schon erwähnt muss die Kurzarbeitslösung auch bei einer schrittweisen Lockerung möglich bleiben. Ansonsten ist der Unternehmer, wenn der Umsatz nicht sofort in die Höhe schnellt, gezwungen, Mitarbeitende zu entlassen.

 

Wie gross schätzen Sie die Gefahr einer Rezession ein?

Diese Gefahr ist sehr gross. Es ist schwer abschätzbar, wie sich der Kunde nach der Wiedereröffnung von Gastronomiebetrieben verhält. Ich rufe dazu auf, dann wirklich unmittelbar die Restaurants zu besuchen, um den Unternehmern auch die Angst zu nehmen. Zinslose Kredite sind leider auch nicht die Lösung, ein allfälliger Konkurs würde so nur hinausgeschoben. Was es braucht, sind Mietzinsreduktionen und A-fonds-perdu-Beiträge.

 

Gibt es noch weitere Erschwernisse?

Ja, ganz schlimm sieht es bei denjenigen Betrieben aus, bei denen eine Versicherung nicht bezahlen will, weil es sich beim Coronavirus um eine Pandemie handelt. Die meisten haben sich lediglich gegen Epidemien versichert, etwas anderes haben wir bis jetzt gar nicht gekannt. Es gibt hier kulante Versicherungen, die bereits Gelder ausbezahlt haben, und dann gibt es leider auch die anderen.

 

Könnte Corona auch zu einer stärkeren Verbundenheit der Bevölkerung mit den Betrieben der Region führen?

Wenn die Pandemie bis im Sommer ausgestanden ist, sehe ich eine grosse Chance, dass sich der Schweizer in der Schweiz Ferien und Ausflüge gönnt, denn der Flugverkehr wird noch länger gegroundet sein. Wenn jeder sein Geld in der Schweiz ausgibt und auch hier alle Einkäufe und Investitionen tätigt, kommt die Wirtschaft wieder schneller auf die Beine. Auch all die verschobenen Anlässe und Feste dürften ja nachgeholt werden.

 

Somit darf die Gastronomie auf zusätzlichen Umsatz nach dem Lockdown hoffen?

Wir hoffen auf jeden Fall auf volle Gasthäuser und Hotels, um möglichst rasch aus der Krise herauszufinden. Ich wünsche allen Unternehmen ein rasches Zurück zur Normalität.

 

Fläche soll das Mass sein

 

Seit dem 17. März sind die meisten Gastronomiebetriebe in der Region komplett geschlossen. Dazu zählt auch das Sonne Seehotel mit zugehörigem Restaurant in Eich, obwohl das Hotel eigentlich geöffnet sein dürfte, wie Gastgeber und Hotelier Stefan Fuchs ausführt. «Da aber die Nachfrage aus dem In- und Ausland völlig weggebrochen ist, macht dies keinen Sinn.» Auch Take-away komme wegen der dezentralen Lage nicht in Frage. Deshalb hat der Betrieb 90 Prozent Kurzarbeit für alle Mitarbeitenden ausgesprochen.

 

Kurzarbeit und Kredit
Gemäss Stefan Fuchs wird das Sonne Seehotel bis Ende April voraussichtlich eine Umsatzeinbusse von über 600’000 Franken erleiden. «Wir haben daher den zur Verfügung gestellten Überbrückungskredit der Banken angefordert, um die Liquidität zu sichern. Wir möchten nach Möglichkeit aber nicht davon Gebrauch machen.» Er, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau Erica seit über zehn Jahren führt, wünscht sich nun, möglichst schnell zur Normalität zurückkehren zu können. Realistischer sei jedoch eine Personenbeschränkung wie vor dem Lockdown. «Ich hoffe, dass die Beschränkung dieses Mal aber auf die Anzahl Quadratmeter bezogen sein wird.» Dadurch könnten in grösseren Betrieben die Abstandsregeln genauso eingehalten werden. Eine starre Personenbeschränkung hingegen sei unsinnig. «Ich hoffe, dass der Bundesrat seine Hausaufgaben gemacht hat und mit unseren Verbänden eine optimale Lösung erarbeitet.»

 

Neubau soll kommen
Das Sonne Seehotel, das zur Hotelgruppe Balance Familie gehört, plant einen vierstöckigen Erweiterungsbau. Nebst Sälen für Seminare und feierliche Anlässe soll sich das Angebot von heute 26 auf neu 40 Zimmer und Suiten erhöhen. Der Besitzer der Hotelgruppe Balance Familie, Felix Suhner, halte daran fest, sagt Stefan Fuchs. «Doch es ist nicht einfach, ein solches Bauvorhaben umzusetzen, wenn man keinen einzigen Rappen verdient und die Zukunft relativ ungewiss ist.»

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