Hans Glanzmann gehört mit seinen 88 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen. Über seine sportlichen Interessen als Wake-, Snow- und Longboarder hat diese Zeitung in der Vergangenheit bereits berichtet. Auch arbeitet er heute noch als Fotomodel. Musste doch dieses Interview wegen einem laufenden Fototermin verschoben werden. In den 60ern hat er mit American Optical in den USA das luftgelagerte Teleskop für die NASA entwickelt. Eingebaut in ein Forschungsflugzeug flog es anschliessend während 20 Jahren als «Kuiper Airborne Observatory» Missionen weltweit. Nun wird ein weiteres Interesse, welchem der aktive Senior seit Langem nachgeht, in den Vordergrund gerückt. Hans Glanzmann kreiert Kunstwerke aus Briefmarken und Poststempeln. Im Rahmen einer Kunstaustellung in der Kunstgalerie Art Gallery Maurice Aarau kann sein künstlerisches Oeuvre nun von der Öffentlichkeit eingesehen und auch erworben werden. Die Ausstellung wird unter dem Titel «Aus Briefmarken & Stempeln wird Kunst» vom 2. November bis am 8. Dezember laufen.
Kreativität als stetiger Antrieb
«Ich liebte schon immer das Zeichnen und Gestalten», erzählt Glanzmann. «Ich habe die Kreativität, dass mir Sachen blitzartig in den Sinn kommen.» Diese Kreativität lebt er in allen Bereichen, sie sei es auch gewesen, welche ihm die Entwicklung des NASA-Teleskops ermöglicht habe. Zur Kunst sei er jedoch unter anderem durch den Anstoss des Luzerner Künstlers Hans Erni gelangt: «Wir waren schon immer eng befreundet. Und einmal habe ich ihm gesagt, ich hätte ebenfalls Kunstmaler wie er werden wollen.» Ernis Antwort: «Warum machst du es nicht? Wenn du etwas willst, dann erreichst du es. Du musst aber dafür Tag und Nacht arbeiten.» Diese Worte seien für Glanzmann der Impuls für sein künstlerisches Schaffen gewesen. Konkret gestaltet Glanzmann Collagen aus Briefmarken in Verbindung mit Ersttagsstempeln zu farbenprächtigen, oftmals in geometrischen Mustern angeordneten Gesamtkunstwerken.
Nachbarschaft führt zu Zusammenarbeit
Den Galeristen der Art Gallery Maurice, Beat Surer, kennt der Künstler seit rund 40 Jahren. «Ich habe in Nottwil ein Grundstück am See und wir sind somit praktisch Nachbarn», erklärt Surer. Die Bekanntschaft habe sich vor einigen Jahren vertieft, als die Idee eines Partyboots auf dem Sempachersee aufkam. «Wir waren beide nicht gerade angetan von der Idee », erzählt Beat Surer. Seither hätten sie engen Kontakt. «Als mir Hans vor rund vier Jahren plötzlich etwas über seine Briefmarkenkunst erzählte, wurde ich hellhörig.» Seit einem Jahr betreibt Surer die Galerie in Aarau und wusste sogleich, dass er eine Ausstellung mit Hans Glanzmanns Kunst auf die Beine stellen wollte. In seiner Arbeit als Galerist wird Surer unterstützt von der Künstlerin Els Gassmann-Nijskens, welche in diesem Rahmen vor allem Marketing- und Managementarbeiten übernimmt. Ihre Kunst war auch schon Teil mehrerer Ausstellungen in der Art Gallery Maurice, woraus sich dann in der Folge diese Zusammenarbeit ergeben habe.
In der Ausstellung werden rund 70 Werke Glanzmanns gezeigt – die Preise pro Bild bewegen sich in einem Preissegment von zirka 300 bis einigen Tausend Franken.
Glanzmann verrät: «Das Vermarkten und der Verkauf sind dann nicht so meins. Ich gestalte und kreiere gern, Ich will meine Ideen sichtbar machen.»
Beat Surer seinerseits hofft schon, dass der Verkauf laufen wird. «Das Wichtigste ist aber, dass viele Leute die Ausstellung besuchen. Ich fände es schön, wenn allgemein Interesse vorhanden ist und man neue Bekanntschaften schliessen kann. Gerade weil Hans Glanzmanns Kunst einen Bereich aufgreift, den man so gar nicht kennt.»