Die Schweizer steuern ihren Fleischkonsum heute viel bewusster. War es vor einigen Jahren noch klar, dass ein richtiges Menü aus einem Stück Fleisch, Gemüse und Beilagen besteht, ist Fleisch heute in vielen Haushalten Mangelware. Zu verlockend sind die günstigeren und – in der Annahme vieler – auch gesünderen Alternativen aus der vegetarischen oder veganen Küche. Dass der Preis für ein Stück Fleisch stolz ist, spielt sicherlich beim Einkauf immer häufiger eine Rolle. Genaues Hinsehen beim Fleischkauf lohnt sich aber definitiv. Und ein paar Franken mehr ausgeben ebenfalls. Denn Fleisch ist nicht gleich Fleisch.
Labels und ihre Bedeutung
Jüngst waren aus den Reihen von Landwirten, die für das Coop-Label Naturafarm Kalbfleisch produzieren (wir berichteten in der letzten Ausgabe), Aufschreie zu hören. Coop verkündete nämlich, das Naturafarmlabel auf 2020 hin einzustellen. Doch was sind denn nun eigentlich die Kriterien, um die Tierhaltung nach Naturafarm sicherzustellen? Und welche Labels finden sich in den Regalen der bekanntesten Schweizer Detailhändler Coop und Migros noch? Warum sind die Labels mitverantwortlich, dass Fleisch nicht mehr gleich erschwinglich ist wie früher?
Labels sind strenger
Der unten stehende Auszug aus den Labels zeigt auf, dass die Bedingungen für die Erfüllung der Qualitätslabels über die Grundbedingungen des Tierschutzes hinausgehen. Während im Tierschutzgesetz Komponente wie Ställe/Freilandhaltung, Bewegen, Futter und Wasser geregelt sind, gehen die Voraussetzungen bei den Labels weiter. Am Beispiel der Kälbermast ist z. B. klar vorgegeben, über wie viel natürliches Tageslicht der Stallraum verfügen muss. Die Kälber müssen in Gruppenhaltungssystemen gehalten werden. Einzelhaltung ist nicht zulässig. Die Naturafarm-Richtlinien geben auch vor, welche Einstreumaterialien verwendet werden dürfen. Auch wird festgelegt, wie viel die Gesamtfläche pro Tier betrifft. Hier als Beispiel: Ein Tier, jünger als vier Monate, muss über 3,5 Quadratmeter verfügen können. Eines leichter als 200 Kilogramm über 4,5 Quadratmeter. Genaues Hinschauen ist auch bei der Fütterung gefragt. Die Tiere sind regelmässig mit geeignetem Futter und Wasser zu versorgen. Dabei müssen die Futtermittel natürlich den Anforderungen der Coop-Richtlinie für Nutztierfütterung gerecht werden. Es wird unweigerlich klar, dass die Regale der Detaillisten im Fleischbereich enorme Vielfalt und viel Fachwissen bergen. Eine genaue «Recherche» lohnt sich also allemal, damit man auch in Zukunft mit gutem Gewissen in ein feines Stück Fleisch beissen kann.
Region
Beim Fleischkauf lohnt sich genaues Hinsehen
Red
30. Januar 2019
Es ist kein Geheimnis mehr, dass der Schweizer Fleischkonsum in den letzten Jahren deutlich abgenommen hat. Gemäss Statistik der Branchenorganisation Proviande war 2017 erstmals ein Tiefstwert seit 1969 erzielt.