Das Mountainbiken ist beliebt. In Zeiten der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend noch verstärkt. «Die stark eingeschränkten Freizeitaktivitäten während des Lockdowns und der sehr warme und trockene Frühling führten letztes Jahr zu einer starken Bike-Welle», sagt Bruno Röösli, Abteilungsleiter Wald bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa). Das blieb nicht ohne Folgen: «Das noch stärkere Bedürfnis nach Bewegung und Sport in der Natur hat zu einer weiteren Zunahme von Konflikten geführt, besonders auch in den sensiblen Lebensräumen von Wildtieren.» Für den Menschen sind die Wälder einerseits Erholungsraum, dienen aber auch ökologischen sowie wirtschaftlichen Interessen und werden von der Jagd beansprucht.
Rund 33’000 Biker zähle der Kanton Luzern, sagt Andy Stalder, Präsident des im Februar dieses Jahres gegründeten Vereins Mountainbike Luzern. Dieser will die Interessen der Mountainbiker und Velofahrer wahrnehmen und auch dafür sorgen, dass es genügend Bikewege gibt. Denn gemäss kantonalem Waldgesetz ist das Biken in Wäldern nur auf befestigten Wegen oder eigens dafür signalisierten Routen erlaubt. In Tat und Wahrheit bedeute dies heute, dass man als richtiger Biker weitgehend illegal unterwegs sei, macht Andy Stalder deutlich. «Die Nachfrage übersteigt das Angebot an Bikerouten massiv.»
So ist Mountainbike Luzern auch Teil einer Begleitgruppe hinsichtlich der laufenden Teilrevision der Waldentwicklungsplanung. Laut Bruno Röösli von der Dienststelle Lawa wird dabei die Ausscheidung der besonderen Wildlebensräume nach einheitlichen Kriterien überprüft und bei Bedarf angepasst. Diese Gebiete müssen störungsarm bleiben. Zur Lenkung kann die Planung von Mountainbike-Wegen an die Hand genommen werden. Der Kanton hat hier aber nicht den Lead. «Es ist Aufgabe von lokalen Projektgruppen, solche Mountainbike-Wege zu planen», ergänzt Röösli. Bei Bedarf stehen Fachleute vom Lawa beratend zur Seite.
Eine solche Projektgruppe mit dem Ziel, die Biker in der Umgebung von Beromünster zu lenken, besteht seit Frühling 2020 in Beromünster. «Bikerlenkung Beromünster» ist ein vom Kanton Luzern unterstütztes Pilotprojekt. Für die Umsetzung verantwortlich ist der Verein Ortsmarketing 5-sterne-region.ch. In einem ersten Schritt wird im Gebiet Neudorf-Linde ein erster legaler Pilot-Singletrail geschaffen.
Die Waldungen um Beromünster und Neudorf bilden eines der Gebiete mit besonders hohem Handlungsbedarf, macht Bruno Röösli von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald deutlich. Doch auch anderswo hat die hohe Nachfrage nach Mountainbiking ihre Spuren hinterlassen. In verschiedenen Wäldern wie der Surseer Haselwarte, in Geuensee oder Kulmerau seien neue, illegal erstellte Mountainbike-Wege oder Hindernisse entdeckt worden. Die Urheber haben diese zurückbauen müssen. «Die Aufklärung und Aufsicht in sensiblen Gebieten ist zusammen mit der Polizei verstärkt worden. Es ist auch zu Anzeigen gekommen», erzählt Bruno Röösli
Andy Stalder führt aus, dass Mountainbike Luzern derzeit mit lokalen Bikern daran sei, eine Mountainbike-Rundtour um den Sempachersee vorzuschlagen. Gegenwärtig liefen Gespräche mit Grundstückbesitzern. Bis Mitte Juni will man beim Regionalen Entwicklungsträger Sursee-Mittelland einen Vorschlag deponieren. Der RET ist derzeit übergeordnet daran, den Langsamverkehr rund um den See besser zu lenken. «In der Region Sempachersee sind Mountainbike-Routen äusserst rar», hält Stalder fest. Die Route Luzern–Napf führe zwar von Neuenkirch her kommend auf dem Nottwilerberg vorbei. Doch: «Mit einem Singletrail-Anteil von unter 5 Prozent kann diese Route eigentlich nicht als Moutainbike-Weg bezeichnet werden.» Ansonsten fehlten Moutainbike-Routen in der Region gänzlich.
Nun hofft der Verein Mountainbike Luzern, der nach Angaben von Andy Stalder bereits 500 Mitglieder zählt, auf eine deutlich verbesserte Bike-Infrastruktur. Auch wolle man gesetzliche Änderungen erreichen, dass mehr Wege in Wäldern befahren werden dürften. Bergkantone wie Obwalden, Graubünden oder das Wallis würden viel weniger strikte Regelungen kennen als der Kanton Luzern. «Wir setzen auf ein rücksichtsvolles Nebeneinander von Bikern und Wanderern», betont Andy Stalder. Dass ein umfangreicheres Wegnetz eigens für Biker entstehen könnte, betrachtet er angesichts der ökologischen Begebenheiten und der zu erwartenden Kosten als undenkbar. Würden aber mehr bestehende Trails für Biker geöffnet, verteilte sich die Nutzung viel besser, ist Stalder überzeugt.
Boom Velofahren liegt im Trend, erst recht seit der Corona-Pandemie. Einerseits sei die Nachfrage nach E-Bikes als Alternativen zum öV gestiegen. sagt Yves Meyer vom Marketing des Surseer Sportshops Go-In. Andererseits vermutet er, dass die Leute auch mehr Budget für neue Bikes zur Verfügung haben, weil Ferien ausgefallen sind. Go-In hat wegen des Booms die Ausstellungsflächen rund ums Velo und die Velowerkstatt vergrössert. Trotzdem unterstreicht Yves Meyer, noch immer seien auf die Bedürfnisse zugeschnittene Bikes verfügbar, wenn auch einige Modelle vergriffen seien. Und aufgrund von Lieferengpässen könne es zu Wartezeiten kommen. «Unser zehnköpfiges Werkstatt-Team arbeitet seit fast einem Jahr auf Hochtouren, um diese Zeiten möglichst gering zu halten.» red
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