Seine Welt heute ohne den Rudersport oder den Seeclub Sempach ist für den 18-jährigen Patrick Brunner kaum mehr vorstellbar. Was 2012 einmal mit einem einfachen Anfängerkurs begonnen hat, ist heute fester Bestandteil im Leben des jungen Sempachers. Nicht nur der interessante Sport an sich, der durch Kombination aus Kraft, Ausdauer, Koordination und Technik viele verschiedene Feinheiten bietet, sondern auch die familiäre Atmosphäre im Seeclub Sempach fesselten ihn schon zu Beginn seiner Ruderkarriere.
Harte Arbeit für schöne Momente
Kraft- und Aufbautraining, Rudertrainingseinheiten, Indoor-Training auf dem Ergometer und ab und zu alternatives Trainieren auf dem Fahrrad oder beim Joggen: Meist anderthalb bis zwei Stunden sind es pro Training, die Patrick Brunner aufwendet. In manchen Wochen trainiert er täglich – ein anstrengendes und zeitaufwendiges Hobby. Für ihn ist es davon jedoch jede Sekunde wert. Zwar mögen auch ihm einige Trainingseinheiten vor allem im Winter besonders lange vorkommen, da dann die Saison noch weit entfernt ist. Aber es gelte, die schönen Augenblicke vor Augen zu halten, meint der fokussierte Sportler. «Bisher hat es sich im Sommer immer wieder ausbezahlt. Die sommerlichen Regatten sind für mich die Belohnung.»
Für die Vorbereitung auf diese Wettkämpfe unterscheide man nach deren Wichtigkeit, so Brunner. Je nach dem wird die Trainingsintensität zurückgefahren, um sich für die Regatta zu schonen, oder es wird im gleichen Rhythmus weitertrainiert. Im Winter wird hauptsächlich auf die sportlichen Grundlagen wie Ausdauer geachtet, im Sommer dagegen steht viel Technik im Vordergrund, um eine möglichst hohe Bootsgeschwindigkeit erreichen zu können – beides ist wichtig.
Rudersport im Alltag
Der Einfluss des Hobbys Rudern ist im Leben des ambitionierten Jugendlichen allgegenwärtig und oftmals heisst es für ihn, Prioritäten zu setzen. Die Schulzeit an der Kantonsschule Sursee verbrachte Brunner im ständigen Wechsel zwischen Ausbildung und Sport. Um keines von beidem zu vernachlässigen, musste er sich gut organisieren. Es galt klar zwischen Lern- und Sportzeit zu unterscheiden und die entsprechenden Stunden auch effizient zu nutzen. Diese konsequente Disziplin zeigt, dass Brunners Ehrgeiz nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land zutage tritt.
Neben dem Rudern ist Brunner auch Mitglied der Jungwacht Sempach. Beides zu kombinieren, sei in letzter Zeit schwierig gewesen. Besonders im Frühling, wenn wieder öfters auswärts trainiert wird, fehlt für Gruppenleiter «Sparre» die Zeit an allen Ecken und Enden.
Nicht nur die Zeit wird in Brunners Alltag durchs Rudern beeinflusst, sondern auch seine Ernährung. Entsprechend entwirft er seinen Menüplan so weit, dass er sicherlich genügend und vor allem abwechslungsreich isst. Ein spezielles Trainings- oder Regattaessen gibt es nicht. «Ich esse höchstens oft Teigwaren nach dem Trainieren.»
Heimclub, Kader und WM
Als Patrick Brunner 2013 in seine erste Regatta für den heimischen Seeclub Sempach startete, sahen einige Dinge noch ein wenig anders aus als heute. Die gewohnten Trainingseinheiten fanden im Sempachersee statt und die altbekannten Kollegen und Bekannten, mit denen man sich schon lange das Boot teilte, waren stets dabei. Heute ist das Zentrum des Schweizerischen Ruderverbandes in Sarnen Patrick Brunners zusätzlicher Schauplatz und er trainiert zudem im Kreise der U23-Kaderathleten aus allen Seeregionen der Schweiz. Dieser Kontakt mit anderen Clubs ist für ihn sehr wertvoll. «Ich schätze die Einsicht in deren Trainingsschwerpunkte und sehe es als grossen Vorteil, von verschiedenen Seiten neue Inputs erhalten zu können.» Das Training als Team im Verband sei grundsätzlich eher einfacher, da die Gruppe allgemein grösser sei. «Auch das Trainieren im Mannschaftsboot macht mehr Spass als im Einer-Boot im Club», erzählt Patrick Brunner.
Zusätzlich hinzu kommen die internationalen Regatten im Unterschied zu den nationalen Wettkämpfen. «International geht die Post ab!», freut sich Brunner. Für den motivierten Nachwuchsruderer ist es erst recht ein Ansporn, gegen Konkurrenten, die schon bald in der Elitekategorie Fuss fassen werden, zu rudern. Die Spannung sei viel höher als bei nationalen Regatten, denn so sei es vom Start bis zum Ziel ein Kampf.
Bereits 2018 schnupperte Brunner internationale Ruderluft im Ausland und startete im Viererboot ins Mittelfeld der Juniorenweltmeisterschaft in Tschechien. Ein Jahr später konnte Brunner an der U23-Weltmeisterschaft in Sarasota-Bradenton (USA) zum hart erarbeiteten B-Final-Sieg beitragen und sich gegen die «gros- sen Männer» behaupten. Die grosse Hingabe des Sempachers für den Sport hat sich gelohnt.
Stolz auf das Jubiläum
Neben den vielen Trainingseinheiten und Regatten steht für Patrick Brunner auch das 100-jährige Jubiläum des Seeclubs Sempach an. Obwohl er im Verhältnis nur einen kleinen Teil dieses Bestehens erlebte, ist er unglaublich zufrieden mit seinem Verein. «Dass ein Ruderclub in einem vergleichsweise kleinen Städtchen wie Sempach so lange bestehen bleiben kann und über alle die Jahre so gute Leistungen erbringt, das macht einen schon stolz.» Gemeinsam mit vier weiteren sportlichen Vertretern wird Patrick Brunner an den Sempacher Seefestspielen vom 17. August zum Jubiläum im All-Stars-Team um den begehrten Sieg kämpfen – für einmal ohne Ruderboot.
Auf seinem zukünftigen Lebensweg wird das Rudern ein wichtiges Element bleiben. Nach dem Absolvieren der Maturität in diesem Sommer trainiert er neben dem Arbeiten weiter im U23-Kaderteam der Schweiz und im Oktober 2020 strebt Patrick Brunner eine Spitzensport-RS beim Schweizer Militär an. Bis dahin wird man ihn sicherlich noch das ein oder andere Mal auf dem Siegertreppchen sehen dürfen ...