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Region

Hiesige Busbetreiber halten an Bargeld fest

25. September 2024

Der Verkehrsverbund Luzern schafft die Bargeldzahlung von Billetten in Luzern und der Agglomeration ab. Auf der Landschaft bleibt vorderhand aber noch alles beim Alten. Die Entwicklung weg vom Bargeld löst teils Kritik aus.

Das Bezahlen von Billetten im Bus mit Bargeld ist ab dem Fahrplanwechsel im Dezember in der Stadt Luzern und der Agglomeration nicht mehr möglich. Das hat der Verkehrsverbund Luzern in Absprache mit den Transportunternehmen entschieden, wie er am Montag mitteilte. Betroffen von der Umstellung seien alle Linien der Verkehrsbetriebe Luzern, inklusive der Nachtsternlinien, sowie die Buslinien 40 bis 46 im Ortsverkehr der Auto AG Rothenburg, schrieb der Verkehrsverbund Luzern (VVL) in einer Mitteilung.

Flüssiges Fahren als Ziel

Billette können demnach ab dem 15. Dezember kontaktlos, also mit Bankkarten oder Bezahlapps, bezahlt werden. Es sei weiterhin möglich, Fahrkarten an Ticketautomaten und an den Verkaufsstellen mit Bargeld zu lösen. Es stünden nach wie vor «zahlreiche und kundenfreundliche Alternativen für die Bezahlung mit Bargeld zur Verfügung», teilte der VVL auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Eine komplette Abschaffung des Bezahlens mit Bargeld sei nicht vorgesehen. Der VVL und die Transportunternehmen versprechen sich durch die Massnahme einen flüssigeren Fahrbetrieb. Zudem falle der administrative Aufwand – wie das Zählen und die tägliche Abrechnung der Einnahmen – weg. Auch soll durch das kontaktlose Bezahlen die Sicherheit der Fahrdienstmitarbeitenden erhöht werden, schrieb der VVL.

Erst mal beobachten

In der Region Surental und rund um den Sempachersee fahren entweder Busse der Postauto AG oder der Rottal Auto AG. Wie die Nachfrage dieser Zeitung ergeben hat, planen beide Unternehmen auf den Fahrplanwechsel vom 15. Dezember keine Veränderung beim Bezahlen von Billetten in den Bussen. Urs Bloch, Mediensprecher von Postauto, weist darauf hin, dass im Kanton Luzern der Kauf nebst Bargeld auch per Twint möglich sei, was jedoch auf einem vergleichsweisen tiefen Niveau liege. Pascal Süess, Geschäftsführer des VVL, begründet, warum man in der Region am öV mit Bargeld vorerst festhalten will. «Einerseits gibt es auf der Landschaft nur wenige Billettautomaten und andererseits sind noch nicht alle Fahrzeuge mit kontaktlosen Zahlungsmöglichkeiten ausgerüstet. Uns ist es ein Anliegen, dass die einfache Zugänglichkeit zum öV gewährleistet bleibt.» Daher werde man die weitere Entwicklung beobachten und sich national mit den Kantonen, dem Bund und der Alliance Swiss Pass abstimmen, wie im Sinn des Service Public künftig die einfache Zugänglichkeit des öV gewährleistet bleibe. Der VVL plant und finanziert den öV im Kanton Luzern.

Kritische Stimmen

Dass der VVL die Bargeldzahlung in Bussen in der Stadt und Agglomeration Luzern abschafft, kommt nicht überall gut an. Wie die «Luzerner Zeitung» (LZ) in ihrer Ausgabe vom Montag, 23. September, publik machte, könne der Onlinekauf oder via einer Kredit- oder EC-Karte problematisch sein. Bei Menschen zwischen 65 und 79 Jahren nutzten rund ein Drittel bargeldlose Zahlungsmethoden. Entsprechend fällt die Reaktion auf den Entscheid der VVL bei Pro Senectute aus. «Während Jungseniorinnen und Jungsenioren den digitalen Wandel gut meistern, werden viele ältere und vulnerable Personen bei diesem Tempo der Änderungen abgehängt und in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt», wird Heidi Stöckli, Mediensprecherin von Pro Senectute Kanton Luzern, in der «Luzerner Zeitung» zitiert. Auch der Konsumentenschutz hat keine Freude. Viele Menschen seien auf die Nutzung des öV angewiesen, weshalb die Betreiber sicherstellen müssten, dass die ganze Bevölkerung einen möglichst hindernisfreien Zugang habe, führte André Bähler, Leiter Politik und Wirtschaft bei der Stiftung für Konsumentenschutz, gegenüber der LZ aus. Auch wenn Bargeldzahlungen insgesamt abnähmen, gebe es nach wie vor viele Passagiere, die diese Zahlungsart bevorzugen würden.

Parlament für Bargeld im öV

Das Bundesparlament hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, dass auch in Zukunft Billette im öffentlichen Verkehr mit Bargeld bezahlt werden können. Der Bundesrat solle eine Vorlage oder andere geeignete Massnahmen ausarbeiten, damit subventionierte Transportunternehmen der Schweiz auch Bargeld akzeptierten oder eben eine einfache Alternative, die ohne Smartphone funktioniere, fordert eine Motion von Manuela Weichelt (Grüne/ZG).

Der Kostendruck beim öffentlichen Verkehr könne dazu führen, dass die Verkehrsbetriebe auf Münzautomaten und Kassen in den Fahrzeugen verzichten. Laut Gesetz seien aber heute immer noch alle gehalten, Münzen und Banknoten als Zahlung zu akzeptieren, so Weichelt. Der Bundesrat beantragt die Annahme des Vorstosses. Im Bundesgesetz über die Währung und die Zahlungsmittel sei die Bargeldannahme verankert.

Info

Seltene Billettkäufe beim Chauffeur

Ticketkäufe  Wie Zahlen von Postauto belegen, spielen Billettkäufe mit Bargeld nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Zahlen aus dem Jahr 2022, welche die gesamte Schweiz betreffen, sagen aus, dass 2,6 Prozent aller Einzeltickets durch das Fahrpersonal verkauft worden waren. Fast alle dürften mit Bargeld bezahlt worden sein. An der Spitze des Billettabsatzes liegt die Zahlmethode via Mobile, gefolgt vom Billettautomaten (26,2 Prozent), dem automatischen Ticketing (12,8 Prozent), Schalter (3,6 Prozent) und Webshop (3,2 Prozent). Die «Luzerner Zeitung» vermeldete, dass der Ticketverkauf bei den Verkehrsbetrieben Luzern beim Fahrdienstpersonal aktuell noch rund 1 Prozent des Gesamtumsatzes ausmache. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass in urbanen Gebieten die Bedeutung von Bargeld beim öV noch marginaler ist als auf der Landschaft. 

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