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Neuenkirch

In der Oase fehlt einzig der See

Geri Wyss 15. Juli 2020

Die Neuenkircherin Irène Hohenegger-Heini führt mit ihrem Mann das Hotel Staila in Fuldera. Natur und Ruhe sind Trümpfe des kleinen Familienbetriebs. Doch die Randregion muss zusammenhalten, um nicht abgehängt zu werden.

Das Val Müstair ist nicht nur ein Tal, sondern auch eine rund 1500 Einwohner zählende Gemeinde. 2009 entstand sie aus der Fusion der vormalig selbstständigen Gemeinden Fuldera, Lü, Müstair, Santa Maria Val Müstair, Tschierv und Valchava. In Fuldera ist auch das Hotel Landgasthof Staila beheimatet, ein Familienbetrieb mit knapp 20 Zimmern. Die gebürtige Neuenkircherin Irène Hohenegger-Heini betreibt es zusammen mit ihrem Mann Roman Hohenegger und ihren Schwiegereltern Annina und Heinz Wymann-Hohenegger. Val Müstair, oder zu deutsch das Münstertal, ist wie die anderen Bündner Südtäler – das Puschlav und das Bergell – der Alpensüdseite zuzuschreiben. «Wir haben oft schönes Wetter», sagt die 47-jährige Irène Hohenegger. Einzig dann, wenn ein Genuatief richtig viel Feuchte aus dem Mittelmeerraum aus Südosten heranschaufelt, kann es im Val Müstair richtig einschenken. Das kann aber auch sein Gutes haben: Im Winter fällt in einem solchen Fall Schnee in rauen Mengen.

 

Einfach mal runterfahren

In der kalten Jahreszeit frönen die Gäste des Hotels Landgasthof Staila dem Schneeschuhwandern, Skitouren oder Langlaufen. Selbst ein kleines Skigebiet gibt es in der Nähe. Im Sommer stehen das Biken und Bergwandern hoch im Kurs. In Tourenwochen kann die prächtige Natur erkundet werden. Unter anderem wirkt der Schwiegervater von Irène Hohenegger als Wanderleiter. Das Münstertal grenzt an den Schweizer Nationalpark, und mit dem Biosphärenreservat Val Müstair weiss man die Vorzüge zu vermarkten. «Nebst den Aktivitäten in der Natur suchen unsere Gäste vor allem Ruhe und Erholung», führt Hohenegger aus.

 

Vom Büro über Jugi zum Hotel

Irène Hohenegger-Heini ist auf dem Landwirtschaftsbetrieb Holderhus in Neuenkirch aufgewachsen. Nach der KV-Ausbildung und einer Weiterbildung als Exportfachfrau wagte sie 2006 als Quereinsteigerin einen Abstecher in die Gastronomie, wo sie zusammen mit der Neuenkircherin Judith Miozzo (ehemals Dali) die ehemalige Jugendherberge Dachsen Schloss Laufen am Rheinfall führte. Nach einer weiteren Zeit im kaufmännischen Bereich lernte sie ihren Mann Roman Hohenegger kennen. So zog sie 2010 von Neuenkirch ins Münstertal. Die «Akklimatisation» an den neuen Ort sei ihr leicht gefallen, erzählt Irène Hohenegger: «Der Betrieb des Hotels und des Gilde-Restaurants hat mich sofort gepackt und gefordert.» Dadurch und auch durch ihren Mann lernte sie schnell das Tal und seine Leute kennen. Es ist eine kleine und stark verwurzelte Gemeinschaft, die dort lebt. Fuldera selber zählt lediglich rund 100 Einwohnerinnen und Einwohner.

 

Zusammenhalt im Tal

«Das Leben ist schon ganz anderes als in Neuenkirch», berichtet Irène Hohenegger weiter. Sie als Hotelière und Gastronomin erlebe schon strenge Tage. Und doch: Es sei ein anderer Rhythmus als anderswo. «Gerade unsere Gäste sind entschleunigt. Man kommt sich manchmal vor wie in einer Oase», erzählt sie mit Freude. Wenn man Irène Hohenegger zuhört, spürt man aber auch, dass der Alltag nicht immer nur Schönes mit sich bringt. Wie andere Randregionen der Alpen hat man auch im Münstertal mit Abwanderung zu kämpfen, und es braucht viel Einsatz und Zusammenhalt, um überlebenswichtige Infrastrukturen zu erhalten. So ist es für Hoheneggers selbstverständlich, dass sie bei ihren Lebensmitteln auf Regionales setzen und lokale Produzenten und Betriebe unterstützen. «Wir müssen zueinander schauen, das kommt allen zugute», ist sich Irène Hohenegger bewusst.

 

Es hat sich herumgesprochen

Das Hotel Landgasthof Staila beherbergt fast ausschliesslich Schweizerinnen und Schweizer, viele sind Stammgäste. In erster Linie ist es laut Irène Hohenegger die Mund-zu-Mund-Propaganda, welche für die nötige Werbung sorgt. Gut möglich, dass diese persönliche Nähe und das Familiäre die Schweizer besonders ansprechen. Denkbar ist auch, dass Gäste aus dem Ausland – die italienische Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt – wegen der etwas höheren Schweizer Preise eher Destinationen wie das Südtirol aufsuchen. Sicher ist, dass die Umfahrungsstrasse, die Fuldera umgeht, zwar einige Menschen nur durch das Münstertal durchreisen lässt, dafür aber den Trumpf der Stille erhält und das Naturerlebnis verstärkt.

 

Nie auf Lorbeeren ausruhen

Die bewährten Vorzüge will man im Hotel Landgasthof Staila auch weiterhin pflegen. Gleichzeitig bleiben die Betreiber aber offen für Neues. So bietet man etwa einen Jodelkurs und einen Kinderkochkurs an. «Manchmal fehlt es etwas an der Zeit, neue Sachen auszuprobieren», erwähnt Irène Hohenegger. Sicher ist laut ihr aber, dass man weiterhin jährlich in Renovationen und den Unterhalt investieren will, um Restaurant und Hotel à jour zu halten. 

 

Reger Kontakt zur alten Heimat

Zur alten Heimat pflegt Irène Hohenegger nach wie vor regelmässig Kontakt. Sie besucht monatlich ihre Familie, Freunde und Kollegen. Zudem kommen auch Leute aus Neuenkirch und der Region Sempachersee immer mal wieder vorbei, sei es auf der Durchreise oder auch, um ein paar Tage in Fuldera zu verbringen. «Und der Güdismontag an der Luzerner Fasnacht muss sein», erwähnt die frühere Guuggenmusikerin. Im Val Müstair hat Irène Hohenegger aber ihr neues Glück schon längst gefunden. Einzig: «Manchmal fehlt mir schon ein See hier.» Es gebe zwar Bergseen in der Nähe. Doch die empfindlich kalten Gewässer haben sie bisher vom Baden abgehalten.Geri Wyss

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