Seit zwei Jahren betreibt Ronja Imbach in ihrer Freizeit Hobby Horsing. Ihre beste Freundin hat sie zu dieser aussergewöhnlichen Sportart gebracht, bei der mit Hilfe eines Steckenpferds die Bewegungsabläufe des Spring- und Dressurreitens nachgestellt werden, ohne dass echte Pferde zum Einsatz kommen. Durch Erzählungen von Turnieren und Trainingseinheiten wurde die Neugier von Ronja Imbach geweckt. Heute besitzt Ronja Imbach zwei eigene Hobby Horses. Ihr Neustes gehört zur Rasse Palomino und trägt den Namen Reeva. Eigene Charakterzüge schreibt Ronja Imbach den Stoffpferden nicht zu: «Sie unterscheiden sich nur im Gewicht», erläutert die Zehnjährige und erklärt, dass der Gewichtsunterschied vor allem bei den Sprüngen bemerkbar ist.
Leistungssport mit Steckenpferd
Die Sprungkraft der Mädchen ist nicht zu unterschätzen. Die Hindernisse eines Parcours, die bis zu einem Meter hoch sein können, müssen überwunden werden. Dafür trainieren Ronja Imbach und ihre vier Freundinnen fleissig. «Wir fangen tief an und versuchen immer höher zu gehen», erzählt sie. Je höher die Hindernisse sind, desto grösser ist auch das Unfallrisiko. «Das Risiko ist bei jeder Sportart da», meint Vater Lorenz Imbach, «aber die Landungen gehen schon auf die Gelenke.» Ronja Imbach sagt, dass sie schon nach Sprüngen umgefallen sei, sich aber noch nie eine bemerkbare Verletzung zugezogen habe. Neben dem Springreiten reitet Ronja Imbach am liebsten zusammen mit ihren Freundinnen im Wald aus. «Letztes Mal waren wir eine ganze Stunde unterwegs», erzählt sie mit einem Lächeln. Die Zeit kann bei solchen Ausritten schnell vergehen. «Das ist schon eine anstrengende Sache und erfordert Ausdauer», ergänzt ihr Vater.
Viele Leute sehen den sportlichen Aspekt des speziellen Hobbys nicht, meinen die beiden Surseer. Das Hobby Horsing wird von den älteren Leuten belächelt und von den Gleichaltrigen als peinlich deklariert. Aufgrund von Schikanen ist das Gesicht des Mädchens auf dem Foto nicht sichtbar. «Wir erzählen von uns selbst aus gar nichts von unserem Hobby», sagt Ronja Imbach. «Das Hobby Horsing ist eine Leidenschaft, Sport kombiniert mit viel Kreativität, aber das wollen die meisten nicht sehen», teilt Lorenz Imbach mit. Das Einzige, was die Leute sehen, sind Mädchen, die auf Steckenpferden herumrennen. Hobby Horsing sei aber viel mehr als das. «Es ist ein Leistungssport», sagt Ronja Imbach. Vor Kurzem hat sie auch an ihrem ersten Turnier teilgenommen. Mit ihrem Hobby Horse Keeva startete sie mit der Nummer neun in Willisau. «Ich war sehr nervös und habe ein Hindernis vergessen. Das gab viele Strafpunkte», erzählt sie und ergänzt, dass die Juroren streng, aber fair wären.
Bei einem Hobby-Horsing-Turnier gelten die gleichen Regeln wie beim echten Reiten. Die Platzierung erfolgt nach der gesprungenen Zeit. Werden beim Springreiten Stangen abgeworfen oder Hindernisse vergessen, werden Strafpunkte im Form eines Zeitzuschlags erteilt. Somit kann ein Fehler grosse Folgen auf die Rangierung haben. Auch wenn Ronja Imbach beim Turnier in Willisau nicht so gut abgeschlossen hat, ist sie froh um die Erfahrung. Sie lernte neue Gleichgesinnte kennen und weiss nun, wie es sich anfühlt, ein Turnier zu absolvieren. «Ich werde sicher wieder bei einem Turnier teilnehmen», sagt die junge Surseerin. An einem internationalen Turnier wie beispielsweise der finnischen Meisterschaft würde sie aber nur zusammen mit ihrer besten Freundin mitmachen. «Meine beste Freundin ist auch mein Vorbild», erzählt Ronja Imbach, «und mit ihr macht alles viel mehr Spass.»
Ein Hobby Horse entsteht nicht von allein
Ronja Imbach erzählt, dass hinter einem Hobby Horse monatelange Arbeit steckt. Sie selbst hat noch keines alleine erstellt. Die Mutter ihrer besten Freundin hat ein Steckenpferd für sie genäht, und Ronja Imbach hat bei der Mähne mitgeholfen. «Ich würde sagen, dass das Steckenpferd nach zwei Monaten fertig war», schätzt sie. Auf die Frage, ob der Sport eine kostenfreundlichere Alternative zum echten Reiten sei, meint Vater Lorenz Imbach: «Bis jetzt kostete es fast nichts, da die Mädchen draussen auf einer Wiese trainieren können.» Für den Winter wäre eine Trainingshalle gut, damit das Training im Trockenen möglich wäre. Dies sei allerdings mit hohen Kosten verbunden.
Mehr Respekt durch Olympiade
Hobby Horsing gewinnt in der Schweiz immer mehr an Popularität. Vereine werden gegründet und Turniere abgehalten. Ronja Imbach hofft, dass die Zunahme an Interessierten weiter steigt und das Hobby Horsing vom Internationalen Olympischen Komitee als Sportart angesehen wird. «So wird Hobby Horsing vielleicht einmal olympisch, und das wäre richtig cool», so Ronja Imbach. Für die nahe Zukunft hofft die Hobby Horserin nun vorerst, dass sie und ihre Freundinnen ohne Scham ihr Hobby in der Öffentlichkeit ausüben können und die Leute ihnen gegenüber Respekt zeigen.