Der Verein Musica Sacra Rain wählte als Startevent zum 20-Jahr-Jubiläum ein reines Orgelkonzert mit dem Hausorganisten Andreas Wüest. Vereinspräsident Patric Stocker erwähnte zu Beginn des gut stündigen Konzerts in der gut gefüllten Rainer Kirche, dass der Verein gegründet wurde, um die Orgel nicht nur zu liturgischen Zwecken erklingen zu lassen. Vielmehr wolle man nebst eindrücklichen Orgelwerken auch andere, bisweilen überraschende Melodien und Instrumente in der Rainer Pfarrkirche einem grösseren Konzertpublikum vorstellen.
Andreas Wüest führte ins von ihm zusammengestellte Orgelmusikprogramm der drei Studienfreunde ein und wies auf den Bogen von weihnächtlichen Klängen mit dem von ihm komponierten und interpretierten Weihnachtspräludium Nr. 2 mit dem Liedhauptmotiv «Kommet ihr Hirten» bis zu der an Neujahr viel gehörten Tritsch-Tratsch-Polka.
Verschiedene Epochen
In Anlehnung an das «Mixtur»-Register der Orgel, bei welchem mit einem Tastendruck gleich mehrere Orgelpfeifen in verschieden Tonlagen gemeinsam ertönen, wählte man den Konzerttitel. Die Tour durch verschiedene Epochen der Musikgeschichte streifte auch verschiedene Musikstile.
Die drei versierten jungen Organisten wechselten sich ab und brachten verschiedene eigene Stücke mit ins Spiel. So erklangen einige Werke auch vierhändig und mit vier Füssen gespielt. Als eigentliche Orgelstücke wurden die von Andreas Wüest komponierten Eröffnungswerke und die Aria Prima aus Hexachordum Apollinis von Johann Pachelbel (1653–1706) sowie die Choralbearbeitung von James C. Kasen auf das Lied «All Creatures of our God and King» intoniert. Das Marienlied mit der grundlegenden Melodie aus Köln aus dem siebzehnten Jahrhundert ist hier auch unter «Lasst uns erfreuen» bekannt.
Der Bergkönig war spürbar
Die vier nordischen Sätze aus der Peer-Gynt-Suite des Norwegers Edvard Grieg wurden jeweils vierhändig, in abwechselnder Besetzung interpretiert. Die Suite startete ruhig, wurde melancholisch und dann immer bewegter und rastloser. «Sie endet in einem gewaltigen Tutti, man hört sogar, wie die Orgel durch das vierhändige Spiel meiner Kolleginnen nach Luft schnappt», führte Andreas Wüest dieses Werk ein. Es sei fast analog zu allen Vorbereitungen und Vorkehrungen auf die Festlichkeiten zu Silvester und Neujahr, wo einem dann fast der Atem wegbleiben könne. Das kontinuierliche Crescendo, bei dem man den Bergkönig und seine Macht förmlich daherkommen spürte, erfüllte die Rainer Kirche mit einem überwältigenden Klang. Da erkannte man die vielseitig registrierbare, inzwischen 24-jährige Orgel des Oberkircher Orgelbauers Graf.
Zufriedene Besucher
Die beiden aus dem Popbereich stammenden Melodien «All you need ist Love» der Beatles aus dem Jahr 1967 und die Titelmelodie zum Film «Forrest Gump» (1994) von Alan Silvestri wurden von Katja Deutschmann gespielt und boten ein ungewohntes
Hörerlebnis. Auch Andreas Wüest entlockte der Rainer Orgel in seinem Sternenwalzer unterschiedliche Klangfarben. Mal tönte es fast wie in einer Appenzeller Stube mit Hausorgel und dann bei fast vollem Tuttiklang wähnt man sich wieder in einer grossen Basilika. Wüest’s Affinität zur Volksmusik konnte man in diesem Stück gut erkennen.
Das Sanctus, welches Aldona Gruber zu Beginn des Konzerts spielte, stammt aus einer von Urs Unternährer für sie geschriebenen Orgelmesse. Vor der abschliessenden Polka interpretierte der auf der Orgel heimische Andreas Wüest den festlich und mächtig klingenden Marsch «Gran Marcia» aus der Oper Norma von Vinzenco Bellini.
Die Zuhörenden, welche nachher auf dem Begegnungsplatz noch zu Punsch und Glühwein eingeladen waren, lobten einhellig das sehr abwechslungsreiche und unterhaltende Konzert.
Region
Musica Sacra startete mit «Orgel-Mixtour»
Margrit Leisibach Hausheer
04. Januar 2019
Andreas Wüest, Beromünster, Katja Deutschmann aus dem Solothurnischen Wisen und Aldona Gruber aus Hohenrain bespielten am letzten Freitagabend die Rainer Orgel mit einem sehr abwechslungsreichen «Orgel-Mixtour»-Konzert.