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Sport

Nottwiler Snakes dominieren Szene

pd 24. Januar 2019

Lautes Krachen ist beim Betreten der Nottwiler SPZ-Halle auszumachen. Immer wieder. Bald ist klar, dass diese krachenden Geräusche vom Rollstuhlrugby-Training stammen. Im Training der Nottwiler Fighting Snakes schenken sich die Rugbyspieler nichts. Nie.

Es herrscht eine fokussierte Stimmung in der SPZ-Halle. Acht Rollstuhlfahrer sind aktiv innerhalb des Basketballfeldes. Ein Mix aus Frauen und Männern sowie aus Team Rot und Schwarz. Mit ihnen unterwegs ein Volleyball. Der befindet sich mal in der Luft, mal wird er geprellt oder auf dem Schoss eines Spielers vorwärtstransportiert. Neben dem Feld werden Rollstuhlreifen gepumpt und es ertönen in regelmässigen Abständen Rufe mit Regelanweisungen. Und genau diese Regeln haben es in sich: Obwohl von einer Nettospielzeit von vier mal acht Minuten die Rede ist, kann ein Spiel gut und gerne mal 90 Minuten und mehr dauern. Grund dafür sind die vielen Spielunterbrüche. Zum Beispiel resultiert ein Punkt nur, wenn er innerhalb von 40 Sekunden erzielt wird. Klappt das nicht, geht’s zurück auf Feld 1.

 

Spass am Teamsport

Und wieder knallts. Zwei Rollstühle prallen frontal aufeinander. Beim genauen Hinsehen wird klar, dass zwei verschiedene Modelle von Rollstühlen im Einsatz sind. Da gibt es einmal den defensiven Rollstuhl, dessen Front mit einem sogenannten Bumper ausgestattet ist, der auf Ramm-stösse und Verteidigung spezialisiert ist. Peter Roos zum Beispiel fährt einen solchen und erklärt dann auch gleich den Unterschied zum offensiven Rollstuhl. Dieser komme «geschmeidiger» daher und sei klar auf Geschwindigkeit optimiert. Wovon man sich auch gleich selber überzeugen kann. In Hochgeschwindigkeit rast David Amsler an den Verteidigungsspielern vorbei, erledigt noch eben den obligaten Preller und darf sich einen Punkt gutschreiben lassen. Der 29-jährige inkomplette Tetraplegiker verunfallte im Sommer 2017 mit dem Motorrad und durfte dann erstmals sechs Monate nach seiner Operation im Rugby-Team mitspielen. «Es macht einerseits viel Spass mit diesem Team, und es tut gut, sich so richtig auspowern zu können», erzählt Amsler. Die beiden Spieler unterscheiden sich nicht nur durch die anders gebauten Stühle. Auch an den Händen und Armen sind sie unterschiedlich ausgestattet. Und die Fixierung im Stuhl sieht ebenfalls anders aus. Peter Roos, der von 2010 bis letztes Jahr in der Nationalmannschaft mitwirkte, erklärt, dass seine Behinderung stärker sei. So könne er seinen Stuhl nicht mit dem Trizeps ansteuern und antreiben, sondern tue dies mit den Handrücken in schnell streifenden Bewegungen. Auch müsse er seines Behinderungsgrades wegen im Stuhl stärker fixiert werden.

 

Fairness dank Klassifizierung

In der Spielmitte sammelt sich eine Menschentraube um den heiss begehrten Volleyball. Wer den Ball ergattert, muss sich erst einmal aus dem «Rollstuhlknäuel» befreien und versuchen, den Punkt innerhalb der vorgegebenen 40 Sekunden zu erzielen. Doch, wie werden denn eigentlich faire Teams zusammengestellt? Es ist auch jetzt offensichtlich, dass nicht jeder über die gleichen körperlichen Möglichkeiten verfügt und den Ball beispielsweise nicht gleich kraftvoll spielen kann wie seine Mitspieler. Auch verfügt nicht jeder über die gleiche Schnelligkeit. Amsler und Roos erklären, dass hierbei eine Klassifizierung unterstützt. Bevor ein Spieler in einer Meisterschaft mitwirken darf, wird er von einem Spezialisten klassifiziert. Stärkere Behinderung bedeutet weniger Klassifizierungspunkte, schwächere Behinderung gleich mehr Klassifizierungspunkte. So wurde Amsler mit 2.0 Punkten und Roos mit 0.5 Punkten klassifiziert. Alle vier Spieler auf dem Feld dürfen zusammen nicht mehr als 8.0 Punkte aufweisen, sonst handelt ein Team regelwidrig.

 

Zwei Turniere warten

Anfangs Dezember wurde die Schweizer Meisterschaft 2018/2019 in Nottwil eingeläutet. Mit dem 1. und 3. Rang starteten die beiden Snakes-Team erfolgreich in die neue SM-Saison. Im März und April warten dann die weiteren Turniere in Mörschwil und Embrach. Der Schweizer Meister wird dann feststehen. Im August 2019 folgt ein weiterer Höhepunkt: die Europameisterschaften in Dänemark. Die Schweiz wird dann erstmals in der A-Division antreten. Für David Amsler ein spezieller Moment: Er wird erstmals in den Schweizer Farben antreten – und wohl auch dann unverkennbar in Höchstgeschwindigkeit übers Feld rasen, um den nächsten Punkt zu erzielen.

 

Link zum Verband: www.quadrugby.ch. Hier sind u. a. die Regeln einsehbar.

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