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Anmeldung wird geprüft

Neuenkirch

«Ohne Planung haben wir keinen Plan»

Geri Wyss 18. Januar 2021

Die Zukunftskonferenz vom Freitag, 29. Januar, und Samstag, 30. Januar, findet in elektronischer Form statt. Eine Anmeldung ist zwingend nötig. Im Interview betont Gemeindepräsident Kari Huber, dass die Bevölkerung die Zukunftsnägel für den Lebensraum der Gemeinde einschlägt.

Die Gemeinde Neuenkirch startete im September 2019 die Gesamtrevision der Ortsplanung. Leider musste die öffentliche Zukunftskonferenz im Jahr 2020 infolge Corona mehrmals verschoben werden. Die aktuellen Schutzmassnahmen lassen keine öffentliche Veranstaltung zu. Damit die Ideen der Bevölkerung in das räumliche Entwicklungskonzept beziehungsweise in das Siedlungsleitbild einfliessen können, ist die Zukunftskonferenz am 29. und 30. Januar 2021 in digitaler Form vorgesehen (Software Zoom). Mit professioneller Unterstützung vonseiten des Gemeinderates wird es allen Bevölkerungsgruppen möglich sein, an der Veranstaltung teilzunehmen. Wir haben bei Kari Huber, Gemeindepräsident nachgefragt.

 

Kari Huber, am Freitag, 22. Januar, läuft der Anmeldetermin für die digital durchgeführte Zukunftskonferenz ab (siehe Kasten). Wie beurteilen Sie das Interesse aus heutiger Sicht?

Bei Gesprächen im Dorf wird mir immer grosses Interesse am aktiven Mitwirken signalisiert, welches sich aber noch nicht im gleichen Masse in den Anmeldungen widerspiegelt. Dies hat womöglich damit zu  tun, dass das Format der digitalen  Durchführung für viele neu ist und somit eine gewisse Hemmschwelle zur Anmeldung besteht. Allein die Zahl der Teilnehmer sagt nichts über die Qualität der Veranstaltung aus. Wichtig ist, dass die Teilnehmenden ihre Wünsche und Vorstellungen aktiv einbringen.

 

Eine digitale Zukunftskonferenz ist auch für den Gemeinderat neu. Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie?

Das  digitale Format ist neu und bietet Chancen und Risiken. Ein bestimmtes Risiko besteht sicher, dass sich Personen, die noch nie an einer virtuellen Konferenz teilgenommen haben, vielleicht aus Angst oder Respekt vor dem Unbekannten nicht anmelden und so möglicherweise ganz wertvolle Inputs nicht eingebracht werden. Andererseits ermöglicht es die digitale Durchführung auch Personen an der Konferenz teilzunehmen, die aus irgendeinem Grund einem Anlass in der Dreifach-Turnhalle hätten fern bleiben müssen. Das Diskutieren via Bildschirm hat auch den Vorteil, dass man sich zuhause vielleicht kurz absprechen kann, bevor eine Idee oder eine Meinung eingebracht wird. Wichtig scheint mir einfach, dass alle Anregungen eingebracht werden können und dass sich niemand aus Furcht vor der Technik zurückzieht oder gar nicht erst teilnimmt. Wer nicht mitbestimmt, über den wird bestimmt.

 

Wie soll sich die Gemeinde Neuenkirch in Bezug auf die Einwohnerzahl entwickeln?

Die Antwort dieser Frage müsste aus dieser Konferenz ablesbar sein. So wie ich die Lage einschätze, stehen viele Neuenkircher einem grösseren Wachstum eher skeptisch gegenüber. Es ist nicht entscheidend, welche Vorstellungen der Gemeinderat hat. Die Bevölkerung gibt vor, ob und in welchem Masse Neuenkirch bevölkerungsmässig wachsen soll.

 

Im Zusammenhang mit der Ortsplanungsrevision hört man Begriffe wie zum Beispiel «Regionaler Entwicklungsträger Sursee-Mittelland» oder die Gemeinde Neuenkirch ist eine «Kompensationsgemeinde». Ihre Erklärung dazu?

Der Regionale Entwicklungsträger RET ist ein Gemeindeverband, der sich um Entwicklung und Koordination jener Themen kümmert, die an der Gemeinde­grenze nicht enden. Zum Beispiel öffentlicher Verkehr, grössere Sport- und Freizeitanlagen, regionale Arbeitszonen, Rad- und Wanderwege und so weiter. Der RET gibt den Takt nicht vor, sondern versucht, die Wünsche der einzelnen Gemeinden so zu bündeln, dass ein Mehrwert für alle entsteht. Neuenkirch ist eine Kompensationsgemeinde, das ist vom Kanton so festgelegt. Das heisst, dass die Bauzone flächenmässig nicht wachsen darf. Wenn Land neu eingezont wird, so muss die genau gleich grosse Fläche anderswo in der Gemeinde wieder ausgezont werden.

 

An der Gemeindeversammlung vom 28. Mai 2019 wurde die Gemeindestrategie 2020 bis 2030 zustimmend zur Kenntnis genommen. Aus dem Inhalt: Durch koordinierte Planung fördert die Gemeinde die Entwicklung von belebten Dorfzentren. Kann sich der Gemeinderat vorstellen, für strategisch wichtige Bauentwicklungen zum Beispiel im Dorfkern Hellbühl finanzielle Unterstützungen anzubieten, um ein Mitspracherecht bei der Planung zu erwirken?

 

Es gibt verschiedene Hebel, wo die Gemeinde aktiv werden kann. Zum einen geht es darum, dass die Gemeinde aktiv und rechtzeitig die Grundeigentümer in die mögliche Entwicklung und Vorstellungen miteinbezieht und so verhindert, dass durch ein Bauprojekt Tatsachen geschaffen werden, die die Dorfkernentwicklung auf Jahre be- oder verhindert. Zum anderen ist es denkbar, dass sich die Gemeinde aktiv als Bauherr einbringt, wenn ein überwiegend öffentliches Interesse vorliegt. Dass aber die Gemeinde ein Immobilienimperium aufbaut, erachte ich als nicht zielführend. Aber eben, keine Regel ohne sehr gut begründete Ausnahme.

 

Laut der Gemeindestrategie setzt sich die Gemeinde für die Vernetzung von Langsam- und Freizeitverkehr ein. Mit der Umsetzung des Rad- und Gehweges von der Moosschür nach Neuenkirch über die «Alte» Hellbühlerstrasse ist dieses Ziel nicht besonders gelungen umgesetzt worden?

 

Da kann man sicher geteilter Meinung sein. In Bezug auf den sorgfältigen Umgang mit Landwirtschaftsland respektive der Zurückhaltung beim «Verbetonieren» ist diese Umsetzung mehr als nur gelungen. Denn es wurde kein Quadratmeter Land verbraucht. Aus Sicht der Nutzer sind die Biker und Freizeitradfahrer sehr zufrieden, während die Radfahrer, die diesen Weg täglich nutzen, um von A nach B zu kommen, nicht alle glücklich sind. Aber wir setzen uns weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten dafür ein, dass auf dem Gemeindegebiet Neuenkirch der Langsam- und Freizeitverkehr auch in Zukunft sicher und attraktiv ist.

 

Im Themenkatalog zur Videokonferenz sind auch die Nachhaltigkeit sowie Anreize für Bevölkerung und Wirtschaft thematisiert. Die Gemeinde soll als Vorbild wirken?

Klar, gegen aussen soll die Gemeinde Neuenkirch bezüglich Nachhaltigkeit keinesfalls rückständig sein. Dies nicht nur aus Imagegründen, sondern aus Überzeugung. Die Gemeinde als Bauherr war in der Vergangenheit immer bemüht mit gutem Vorbild voranzugehen und auch aufzeigen zu können, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sehr wohl im Einklang stehen können. Dass die Gemeinde diese Funktion auch in Zukunft hat, finde ich richtig. Nachhaltigkeit mag auf den ersten kurzfristigen Blick oft etwas kosten. Es gibt aber noch andere Kriterien als die rein monetären.

 

Wo sieht der Gemeinderat die Stärken der Gemeinde Neuenkirch in 20 Jahren?

Neuenkirch ist ländlich und doch stadtnah, hervorragend durch den öffentlichen Verkehr erschlossen, eine vielseitige Gemeinde mit drei unterschiedlichen, aber attraktiven Dorfteilen, Wohlfühlort für alle Generationen, verfügt nach wie vor über ein vielseitiges Angebot an Vereinen und Organisationen, die das kulturelle und gesellschaftliche Leben bereichern.

 

Wie sieht der zeitliche Ablauf nach der Zukunftskonferenz aus?

In einem nächsten Schritt nimmt die Ortsplanungsrevision den üblichen Weg. Heisst: Ausarbeitung der Dokumente, Vorprüfung durch den Kanton, Mitwirkung Bevölkerung, öffentliche Auflage und Behandlung allfälliger Einsprachen. Ziel ist, dass die Totalrevision der Ortsplanung in rund drei Jahren dem Stimmvolk an der Gemeindeversammlung vorgelegt werden kann. Sehr wichtig ist, dass die Bevölkerung immer gut über den Stand der Dinge informiert wird und sich einbringen kann. Denn nur so kann die Gesamtrevision durch die Stimmbürgerinnen und -bürger getragen und schlussendlich auch bewilligt werden.

 

Kari Huber, Sie haben das Schlusswort. Was möchten Sie den Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf die Zukunft mitteilen?

Oft sind Zukunftsbilder eher schwammig und es herrscht die Meinung vor, dass ja doch alles anders kommt als geplant. Aber ohne Planung haben wir gar keinen Plan und überlassen die Zukunft dem Zufall. Das kann keine Option sein. Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, bedenkt bitte folgendes: Bei der Ortsplanungsrevision schlägt nicht der Gemeinderat die Zukunftsnägel für unseren Lebensraum ein, sondern die Bevölkerung! Aber  dazu braucht es die Bereitschaft, sich aktiv einzubringen. Für jeden Input, und sei er auch noch so visionär, danke ich schon jetzt ganz herzlich.

 

Jetzt anmelden

Online-Konferenz Gerne nehmen  die  Verantwortlichen Anmeldungen unter Angabe einer E-Mail-Adresse noch bis am Mittwoch, 20. Januar, entgegen unter Telefon 041 469 72 72 oder per E-Mail an sven.helfenstein@neuenkirch.ch. Hinweis: Eine  E-Mail-Adresse  mit Laptop  oder Notebook entspricht einer Teilnahme. Die angemeldeten Personen erhalten am 22. Januar eine Einladung mit näheren Informationen inklusive Link für den Zugang zur Teilnahme und zum Unterlagenbezug. Alle Angemeldeten erhalten nach Bedarf Unterstützung, damit sie technisch unbeschwert an der Veranstaltung teilnehmen können. Die Videokonferenz findet statt: Freitag, 29. Januar, von 18 bis 21.45 Uhr; Samstag, 30. Januar, von 9.15 bis 12 Uhr

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