Rückblende in den Herbst 2017: Kinder des Ferienpasses Sempach besuchen im Rahmen des Redaktionsateliers der Sempacher Woche den Chüsenrainwald. Dort sind die beiden Neuenkircher Balz Koller und Angelina Schaffner, die ein Campus und eine Ferienpension für Hunde führen, gerade daran, mit den belgischen Schäferhunden Pandor, Putin und Pit zu üben. Es gilt, eine Fährte aufzunehmen und versteckte Gegenstände und sogar Menschen im Gehölz zu finden. Die aufgeweckten und energiegeladenen Hunde blühen richtiggehend auf während den spielerischen Aufgaben, die ihnen gestellt werden.
Hohe Anforderungen
Angelina Schaffner und Balz Koller betreiben eine Malinois-Zucht. Diese Hunderasse ist eine Varietät von belgischen Schäferhunden. In ihrem Campus werden aber auch Bolonkas gezüchtet sowie andere Hunde geschult und umsorgt. Balz Koller, hauptberuflicher Landwirt, bildet seine Hunde zudem für die Schweizer Armee aus. Doch die Hürden, dem Militär zu genügen, sind hoch. Ungefähr nach zwei Jahren ist die Zeit gekommen: Die Junghunde werden von der Armee auf Herz und Nieren auf ihre Diensttauglichkeit geprüft. So war dies vor rund zwei Monaten auch bei Putin und Pandor der Fall. «Putin kam mit der geforderten Disziplin und dem Umfeld in der Armee nicht richtig zurecht», erzählt Balz Koller. «Er hat einen schönen und passenden privaten Platz gefunden.» Und was ist aus den anderen beiden Welpen vom Ferienpassatelier geworden?
Ein privater Hundesportler und Hundetrainer hatte sich in Pit «vernarrt», er wollte ihn unbedingt für sich. Es war dann möglich, den Aufzuchtvertrag mit der Armee aufzulösen und Pit mit acht Wochen dem Hundetrainer zukommen zu lassen. Pandor bestand alle Tests bei der Schweizer Armee mit Bravour. Er ist von Balz Koller, Angelina Schaffner und dem Schutzdiensthelfer Kilian Ott bestens auf den Militärdienst vorbereitet worden. Nach rund sechs Wochen gegenseitigem Kennenlernen und weiterer Ausbildung mit seinem neuen Besitzer, Militärpolizist Marc Bruderer, hat der Malinois am vergangenen Montag seinen ersten Arbeitstag angetreten. Nun ist er offizieller Schutz- und Diensthund der Schweizer Armee. Auf dem Hundecampus zeigt der gut zweijährige Pandor sein Potenzial eindrücklich.
Wehe, wenn er losgelassen ...
Mit Koffer und Plastikkübeln ausgestattet, schleicht Balz Koller über den Rasen, als er Marc Bruderer erblickt. «Halt, Militärpolizei, stehen bleiben!» Doch der Ertappte denkt nicht daran, knallt mit einer Schreckschusspistole in die Luft. Der Militärpolizist fackelt nicht lange und lässt Pandor von der Leine. Explosiv und zielgerichtet pfeilt er los. Balz Koller fuchtelt mit den Krach verursachenden Gegenständen herum. Er ist in einen dicken Anzug gehüllt, der irgendwie an einen Astronautenanzug erinnert. Das hat seinen guten Grund. Pandor lässt sich durch nichts aufhalten, springt den vermeintlichen Verbrecher an und verbeisst sich mit voller Wucht in ihn. Alles Abwehren nützt nichts – Pandor bleibt dran und bringt den gespielten Bösewicht zur Strecke.
Faszinierende Spürnase
Seine Stärke spiele er vor allem auch in seinem häufigsten Einsatzgebiet aus, dem Aufspüren von Betäubungsmitteln, erzählt Marc Bruderer. «Die Nase ist die stärkste Waffe des Hundes. Wäre die Nase des Menschen vom Potenzial her so gross wie ein A4-Papier, nähme die Hundenase die Fläche eines Fussballfeldes ein», beschreibt er das beeindruckende Geruchsorgan dieses Tieres.
Die Erziehung von Pandor ist ganz offensichtlich zur vollsten Zufriedenheit erfolgt. An der Seite des Militärpolizisten fixiert er sein Gegenüber und ordnet sich ihm stets unter. Jedes Kommando wird augenblicklich umgesetzt. Ablenkungen für einen triebstarken und äusserst agilen Hund wie einen Malinois gibt es viele. Dort heizt ein kleiner Hund in einem Gehege umher, da flackert irgendetwas im Wind, hier blitzt plötzlich ein Fotoapparat auf. Pandor aber funktioniert in jedem Augenblick, wie es von einem Schutz- und Diensthund erwartet wird.
Nebst Alltagssituationen, die der junge Hund alle kennengelernt und durchlaufen hat, wurde Pandor auch darauf trainiert, dass er stets mit gros-ser Motivation seine ihm auferlegten Aufgaben erfüllt. Das hiess etwa, dass er eine Person auch dann dingfest machen konnte, wenn sich diese urplötzlich mit einem an einen überdimensionierten Staubwedel erinnernden Teil raschelnd und flirrend abzuschirmen versuchte. Wegen solchen Trainings haben auch Koffer und Kübel bei Balz Koller überhaupt keine Wirkung mehr entfalten können.
Ein gutmütiger Diener
«Pandor ist wie ein Lotto-Sechser», schwärmt Marc Bruderer, der in der Innerschweiz militärpolizeiliche Aufgaben wahrnimmt. Er sei einer der besten Diensthunde. «Ich mag sein
ruhiges Wesen sehr. Zuhause», erzählt er weiter, «kann er bei den Katzen liegen und mit ihnen kuscheln». Nota bene ist dies derselbe Hund, der einen Menschen packt und nicht mehr loslässt, bis sein Führer ihm den Befehl dazu gibt. Auch dies gehört zur Ausbildung schon im Welpenalter dazu: Die Triebe auf das erwünschte Verhalten zu kanalisieren, das heisst, erwünschtes Verhalten positiv bestärken, sprich belohnen und keine Möglichkeiten bieten, unerwünschte Handlungen ausführen zu können. Sollte dies dennoch passieren, so wird dies unmittelbar unterbunden. «Lässt man es im jugendlichen Alter nur einmal zu», hakt Balz Koller ein, «dass ein Hund einem Tier nachstellt, bringt man dieses Verhalten nicht mehr weg.» Dann sei dies in seiner Verhaltenskette verankert. Bei Pandor aber stimmt alles. Wenn man bedenkt, dass Malinois durchschnittlich 14 Jahre alt werden, wird Militärpolizist Marc Bruderer noch lange viel Freude an Pandor haben.