«In Erinnerung werden mir die Paralympischen Spiele und die Swiss Series mit den internationalen Bahnrennen in der Schweiz bleiben. Diese werde ich sicher weiterhin mitverfolgen, nun stattdessen einfach als Zuschauerin», sagt Manuela Schär zur Frage, welche Zeit die prägendste in ihrer Bahnrennkarriere war. Die gebürtige Altishoferin (LU) war viele Jahre ausschliesslich auf der Bahn unterwegs. Bereits bei ihren ersten Paralympics 2004 in Athen setzte sie ein Zeichen: Sie gewann Silber über 200 Meter und Bronze über 100 Meter. 2013 kam dann der Wechsel zu den Langdistanzen. Auch in diesen Disziplinen bewies sie Resilienz, die 2018 belohnt wurde. Schär siegte an den grossen Städtemarathons – von London über New York, Chicago, Boston, Berlin bis Tokio. 2019 krönte sie sich in London ausserdem zur Marathonweltmeisterin und nur zwei Jahre später hagelte es Medaillen. Von den Paralympics in Tokio kam sie mit fünf Medaillen um den Hals zurück und erreichte damit einen Meilenstein in ihrer Karriere.
Schär erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass für sie bereits 2022 klar gewesen sei, dass ihre Bahnrennkarriere nach den Paralympics dieses Jahres ein Ende nehmen würde: «Ich habe gemerkt, dass ich auf viele andere Dinge Lust habe und es mir schwerfiel, das ganze Jahr meine Zeit und meinen vollen Fokus nur auf den Rennrollstuhlsport zu richten. Mit dem Wegfallen der Bahnwettkämpfe erhoffe ich mir im Sommer etwas mehr Luft.»
SPZ als Begegnungsort
Mit dem Fokus «nur» auf dem Marathon gebe es erst im nächsten Jahr starke Veränderungen. «Trotzdem werden viele Trainingseinheiten unverändert sein und ich werde noch immer viel auf der 400-Meter-Bahn trainieren», sagt Schär. Nur drei Wochen nach den Paralympics fand der Berlin-Marathon statt, bei dem sich Schär den dritten Podestplatz sichern konnte. «Es war eine intensive Saison. Ich freue mich auf eine längere Pause im November oder Dezember. Ich erhoffe mir im Sommer Zeit fürs Mountainbiken, mehr Zeit für meine Hunde und eventuell sogar Ferien», sagt die Zentralschweizerin. Als Nächstes stehen aber zuerst die Marathonrennen in Chicago und in New York noch in diesem Jahr auf dem Programm der 39-Jährigen.
Aktuell trainiert Schär sechs Tage die Woche ein- bis zweimal pro Tag im SPZ in Nottwil. Mit dem Ort ist sie seit vielen Jahren verbunden. Das Leistungszentrum für Rollstuhlsport ermöglicht den Austausch unter Athletinnen und Athleten aus verschiedenen Sportarten. Zumal es aus medizinischer Sicht einmalig sei, fügt Schär an, dass man als querschnittsgelähmte Person im SPZ eine ganzheitliche Betreuung erhält, die einen auf jede neue Situation im Leben in jedem Bereich vorbereite und begleite. «Wir finden hier eine sehr gute Infrastruktur für unsere Trainings. Ob es nun die 400-Meter-Bahn oder die Trainingshalle ist oder es um Sportmedizin geht, die Bedingungen sind optimal. Wir haben hier auch Zugang zu viel Know-how und zu Expertinnen und Experten in verschiedenen Bereichen», so Schär über das Schweizer Paraplegiker-Zentrum.