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Adrian Podesser übergibt Tankstelle an Landi

Michael Hausheer 11. Dezember 2025

1980 übernahm Adrian Podesser das Geschäft an der Luzernstrasse 19. Nun verkaufte der 70-Jährige die Tankstelle und Liegenschaft an die Landi Sempach-Emmen. Nach dem Ende dieser Ära fehlt es Podesser aber längst nicht an Ideen und Plänen für die Zukunft.

1980 übernahm Adrian Podesser das Geschäft an der Luzernstrasse 19. Nun verkaufte der 70-Jährige die Tankstelle und Liegenschaft an die Landi Sempach-Emmen. Nach dem Ende dieser Ära fehlt es Podesser aber längst nicht an Ideen und Plänen für die Zukunft.

«Man kann mich als alteingesessenen Neuenkircher bezeichnen», sagt Adrian Podesser. Die Übernahme des elterlichen Betriebs im Alter von 24 Jahren, kurz nach dem Abschluss an der Technischen Fachschule Winterthur, markierte den Beginn der über 46-jährigen Reise in der Selbständigkeit. «Nach dem unerwarteten Tod meines Vaters entwickelte ich den kleinen Familienbetrieb – ursprünglich eine Garage mit meiner Mutter im Büro – kontinuierlich weiter», erzählt Podesser. «Wir etablierten uns als Opel-Vertretung und bauten den Standort an der Luzernstrasse 19 zu einem umfassenden Dienstleistungszentrum rund ums Auto aus, inklusive Tankstelle, Spritzwerk und Spenglerei.» Zu der Zeit handelte es sich um den einzigen Betrieb dieser Art in Neuenkirch. 1996 erfolgte eine strategische Neuausrichtung, korrelierend mit einigen privaten Veränderungen bei Adrian Podesser. «Der Werkstattbetrieb wurde vermietet, während ich die Tankstelle unter dem Namen Discount Benzin Neuenkirch in Eigenregie weiterführte.»

Branchenentwicklung

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Autobranche signifikant verändert. «Damals war die Marschrichtung klar. Als Garagist hat man den Kontakt zu einem grossen Händler gesucht und dessen Marke als Lokalhändler vertreten», erklärt Podesser. Mit dem Online-Vertrieb sei heute eine Alternative vorhanden, welche zunehmend an Platz gewänne. Darüber hinaus sind Autos inzwischen hochkomplexe Hightechprodukte. «Früher bot man ganzheitliche Dienstleistungen, konnte Rundumservice vornehmen. Das ist heute in dieser Form nicht länger möglich.» Nach seiner Prognose hinsichtlich der Branchenentwicklung gefragt, hält Adrian Podesser fest, dass vieles auf ein Kleingaragensterben hindeute.

Persönlicher Kontakt

Als Kleingaragist und lokaler Tankstellenbetreiber habe er im Alltag insbesondere die Begegnungen mit den Kundinnen und Kunden genossen. «Ich kannte die meisten persönlich und das ging oft weit übers Geschäftliche hinaus. Die Leute haben mit einem geplaudert und einem an der Theke ihre Geschichte erzählt», erzählt Podesser. Gerade der Kundschaft über all die Jahre hinweg möchte er einen riesigen Dank aussprechen, denn schliesslich gelte: kein Geschäft ohne Kundschaft.

Nach seinem Entscheid, den Betrieb weiterzugeben, konnte als Nachfolgeregelung die Landi Sempach-Emmen ins Boot geholt werden. Damit bleibt der Gemeinde die zentrale Tankstelle erhalten. «Mit der Landi Sempach-Emmen habe ich einen Partner gefunden, der das Potenzial des Standorts optimal nutzen wird. Insbesondere der geplante Tankstellenshop stellt einen erheblichen Mehrwert für die Bevölkerung von Neuenkirch dar. Es erfüllt mich, dass diese Ära nun mit einem wertschätzenden und für mich stimmigen Abschluss endet. Die Landi Sempach-Emmen hat auch eine wichtige Bedingung durch die Übernahme der bestehenden Mietverträge erfüllt», betont Podesser. Konkret kann die Auto Krauer AG, welche seit rund 25 Jahren die Garage auf der Liegenschaft betreibt, den Betrieb dort weiterhin aufrechterhalten.

Reisen im Land Rover

Wie eine Pensionierung fühle sich der Schritt gar nicht an, so Podesser. Als Selbständiger sage einem niemand, wann man die Nachfolge regeln müsse. «Mit diesem Verkauf wird sich mein Leben nicht wahnsinnig verändern. In den Wintermonaten sind ich und meine Frau seit sechs Jahren immer auf Achse.» Es sei schon immer ein Bubentraum gewesen, mal durch ganz Afrika zu fahren. «Ich wollte mich auf ein solches Abenteuer einlassen. Das hat mich bewogen, einen Land Rover Defender zu kaufen und entsprechend auszubauen. Meine Ehefrau, Silvia Imfeld, tickt da sehr ähnlich wie ich und hat sich mit mir darauf eingelassen», erzählt Adrian Podesser. Das Paar ist inzwischen ganz schön herumgekommen. Über Israel, Saudi-Arabien, den afrikanischen Kontinent hinunter sowie den südamerikanischen hinauf kam schon der eine oder andere Reisekilometer zusammen. Gegenwärtig stehe der Land Rover in Las Vegas und als Nächstes biete sich die Erkundung Nordamerikas, bis hoch nach Alaska, an. «Wir haben keine Deadline, keinen Rückflug gebucht, nur eine allgemeine Richtung», hält Podesser mit sichtlicher Vorfreude fest.

Mit Neugier und Begeisterung

Stillstand scheint nicht etwas zu sein, was Adrian Podesser in seinem Leben kennt oder sucht. «Mein Motto ist: Die Geschichte tut gar nichts, es ist der Mensch, der alles tut. So habe ich mein ganzes bisheriges Leben geführt und bin mir darin treu geblieben.» Damit habe er in der Gemeinde gelegentlich auch mal angeeckt und sei als Person kontrovers diskutiert worden. «Ich bin nicht abnorm, aber vielleicht gelegentlich ab-normal, also von der Norm abweichend», schmunzelt Adrian Podesser. Damit aber führe er ein sehr erfülltes Leben. «Ich bin mir natürlich bewusst, dass dazu auch viel Glück gehört. Mit einer Ehefrau, die ähnlich tickt und mit der man gemeinsam Ideen ausleben kann, mit der Gesundheit, die mitspielt und mit dem richtigen Background … Je mehr ich herumreise, je mehr ich von der Welt sehe, desto demütiger werde ich», so Adrian Podesser. Und Demut münde in Dankbarkeit. «Es käme mir nie in den Sinn, nachfolgenden Generationen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Alles, was ich teilen kann, sind meine eigenen Erfahrungen», reflektiert Podesser. «Ich gehe an Dinge ran und versuche, zu verstehen, nicht besser zu wissen. Sich im Alter Neugier und Begeisterungsfähigkeit erhalten zu können, ist etwas vom Schönsten und Wichtigsten aus meiner Sicht.» Im Gespräch mit dem 70-Jährigen wird ersichtlich, kürzertreten ist nicht geplant, höchstens anders.

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