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Region

Die Gemeinde sieht grosse Chancen

Geri Wyss 05. April 2025

Am Dienstag, 8. April, gehts an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung um den Kauf der Seematt. Die Gemeinde ist sich des finanziellen Risikos bewusst. Doch der Nutzen überwiege, ist Gemeindepräsident Adrian Bachmann überzeugt.

Am Dienstag, 8. April, gehts an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung um den Kauf der Seematt. Die Gemeinde ist sich des finanziellen Risikos bewusst. Doch der Nutzen überwiege, ist Gemeindepräsident Adrian Bachmann überzeugt.

Die Ausgangslage ist delikat. Das Ferien- und Erholungsheim Seematt ist sanierungsbedürftig. Doch der Danner-Stiftung, die das Haus seit 1983 betreibt, fehlt das dazu nötige Geld, weil sie aus betrieblichen Gründen keine Rückstellungen hatte bilden können. Stiftungsratspräsident Daniel Suter präzisiert: «Aufgrund begrenzter Ertragsmöglichkeiten konnten keine Rücklagen für grössere Sanierungsprojekte gebildet werden.» Dazu beigetragen habe auch der gemeinnützige Stiftungszweck. «Dieser schliesst laut Testament der Stifterin Clara Danner jeglichen Gewinn aus.» Die Danner-Stiftung habe in den letzten Jahren gut operiert und laufende Investitionen sowie Unterhalt aus eigener Kraft finanziert, betont Daniel Suter weiter.

«Etablierter Betrieb»

Weil nun jedoch eine Sanierung unumgänglich geworden ist, hat sich die Stiftung an die Gemeinde gewandt. Man ist übereingekommen, dass Eich die Liegenschaft mit einer Fläche von 10’102 Quadratmetern und das Kur- und Erholungsheim für 15,6 Millionen Franken kauft. Daniel Suter ergänzt, dass die Gemeinde nach Abzug der Hypothekarschuld effektiv rund 12 Millionen Franken zahle. «Darüber hinaus übernimmt die Gemeinde den etablierten Betrieb zum symbolischen Preis von rund 300’000 Franken – ebenfalls schuldenfrei.» Dadurch sichere sie 40 Arbeitsplätze und erhalte ein funktionierendes, bald 50-jähriges Angebot im Pflege- und Betreuungsbereich.

Stiftung bleibt an Board

Die Danner-Stiftung ihrerseits verwende den Verkaufserlös zur Schuldentilgung, erläutert Daniel Suter weiter. Und sie unterstütze die künftige gemeinnützige Betreibergesellschaft «Seematt Eich AG». Diese wird mit einem Aktienkapital von 2 Millionen Franken ausgestattet, fremdfinanziert, wie auch der Kauf der Seematt. 

In einer ersten Phase soll der bisherige Betreib mit 45 Betten mit dem aktuellen Leistungsangebot weitergeführt werden, wie aus der ausführlichen Botschaft zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 8. April hervorgeht. Hierbei kommt auch wieder die Danner-Stiftung ins Spiel, welche die gemeinnützige AG mit Geld aus dem Verkaufserlös unterstützt, da vorderhand weiterhin Defizite zu erwarten sind und aufgeschobene Unterhaltsinvestitionen umgesetzt werden müssen.

Vieles ist noch unklar

In naher Zukunft will die Gemeinde das Leistungsangebot beziehungsweise das Betriebskonzept überprüfen. Bewusst hält sich die Gemeinde hier alle Optionen offen, wie Gemeindepräsident Adrian Bachmann einhakt. «Massgebend sind die Bedürfnisse der Bevölkerung und der Region. Verschiedene Perspektiven und Chancen, die sich bei der Weiterentwicklung der Seematt eröffnen, erfordern eine enge Zusammenarbeit mit weiteren Trägern in der Region», führt er aus. Die Gemeinde möchte den Entwicklungsprozess binnen zweier Jahren abschliessen. Gemäss Botschaft soll die «neue» Seematt frühestens ab 2030 Realität sein. Vorderhand ist die Gemeinde alleinige Aktionärin. Laut Adrian Bachmann ist aber denkbar, dass die Struktur der künftigen AG angepasst wird und später weitere Partner als Aktionäre aufgenommen werden.

Offene Ohren in Luzern

Denkbar ist dabei beispielsweise auch, dass Synergien mit dem nahen Seepark oder dem Sempacher Meierhöfli, das ebenfalls sanierungsbedürftig ist und neu gebaut werden soll, genutzt werden. Die Gemeinde Eich hat auch schon Sondierungsgespräche geführt, etwa mit der kantonalen Dienstelle Gesundheit und Soziales, die laut Botschaft ein Ausbau der Pflegeplätze in der Planungsregion Sursee grundsätzlich sehr begrüsst.

Nettoschuld wird steigen

Bei allen Möglichkeiten, die sich in Zukunft mit dem Kauf der Seematt eröffnen, ist klar: Die Gemeinde wird sich verschulden. So verschlechtern sich gemäss Botschaft Selbstfinanzierungsgrad und Selbstfinanzierungsanteil deutlich bei einem massgeblichen Wachstum des Bruttoverschuldungsanteils sowie der Nettoverschuldung pro Einwohner. Dennoch ist Gemeindepräsident Adrian Bachmann vom Kauf der Seematt überzeugt. «Die Gemeinde erwirbt eine Liegenschaft an ausgezeichneter Lage mit direktem Seezugang.» Das sei eine einmalige Chance. «Damit sichert sie sich nicht nur wertvolles Land mit hohem Entwicklungspotenzial, sondern auch wichtige Landreserven für künftige Nutzungen, insbesondere im Bereich der Langzeitpflege.»

Opposition gegen Kunstrasen

Denkbar ist, dass wegen der Verschuldung weitere Investitionen in der Gemeinde unter Druck geraten könnten. Eine sichere Quelle, welche die Eicher Politik gut kennt, führt gegenüber dieser Zeitung aus, dass der Kauf der Seematt in der Bevölkerung weitgehend unbestritten sein dürfte. «Es besteht breiter Konsens.» Die Frage sei dann aber, was die Gemeinde nachher mache und ob die Finanzen längerfristig im Lot blieben. Offen sei schliesslich auch noch, was mit dem Sempacher Meierhöfli genau auf die Gemeinde zukomme. Und gegen den neuen Kunstrasen auf dem Sportplatz Brand formiere sich breiter Widerstand, prognostiziert die Person weiter. Die Gemeinde möchte rund 1,5 Millionen Franken für das insgesamt 2 Millionen teure neue Kunstrasenfeld beisteuern.

Kurgäste nach Operationen

Seematt  Wie es der Name schon sagt, beherbergt das Kur- und Erholungsheim Seematt in Eich in erster Linie Patienten, die sich nach operativen Eingriffen erholen (75 Prozent). 15 Prozent sind Hotelgäste, die Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, und 10 Prozent gehen aufs Konto von «normalen» Hotel- und Feriengästen. Die Gästeübernachtungen beliefen sich 2018 auf 15’473 Personen und 2019 auf 15’092 Personen. Dann kam die Coronapandemie und liess die Zahlen signifikant sinken auf 11’598 und ein Jahr später auf 12’541 Gäste. Bis heute erholten sich die Zahlen nicht mehr: 13’221 Gäste 2022, 11’872 Gäste 2023 und im letzten Jahr 11’917 Gäste. Laut Stiftungsratspräsident Daniel Suter hatte die 1977 gegründete Danner-Stiftung ihren Anfang mit zwei Parzellen genommen, dem Wohnhaus von Clara Danner und einem Stiftungskapital von unter 200’000 Franken. «Wenn daraus gut 50 Jahre später ein Betrieb mit einem Jahresumsatz von 4,5 Millionen Franken entstanden ist, darf man mit Stolz sagen: Es wurde vieles richtig gemacht.» WY

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