So voll dürfte der Mehrzweckraum Eich an einer Gemeindeversammlung schon lange nicht mehr gewesen sein – wenn überhaupt je. 258 Personen nahmen teil, davon 232 Stimmberechtigte. «Das entspricht einer Stimmbeteiligung von 17,24 Prozent. Kürzlich sagten wir, wir streben 7 Prozent an», hob Gemeindepräsident Adrian Bachmann den Seltenheitscharakter dieser Zahl hervor.
Das erste Traktandum widmete sich der Genehmigung des Jahresberichts 2024. Die Gemeinde Eich weist einen Aufwandüberschuss von 455'500 Franken aus. Das Budget 2024 sah einen Aufwandüberschuss von 819'200 Franken vor. Somit konnte die Rechnung 2024 mit 363'700 Franken besser abschliessen als budgetiert. Das bessere Ergebnis sei insbesondere auf geringere Aufwendungen und teilweise höhere Einnahmen sowie einer weiterhin hohen Ausgabendisziplin in allen Aufgabenbereichen zurückzuführen, so die Botschaft des Gemeinderats. Mit einer persönlichen Mitteilung wandte sich Stefan Dettwiler an die Gemeindeversammlung. Nach acht Jahren als Gemeinderat gab er seinen Rücktritt auf Oktober bekannt. «Leider zwingen mich gesundheitliche Gründe dazu. Ich bedaure es, aber bin überzeugt, dass man eine gute Nachfolge finden wird und bedanke mich für euer Vertrauen», so Dettwiler, worauf er von der Versammlung einen langen, warmen Applaus erntete.
Der Jahresbericht 2024 wurde einstimmig angenommen, ebenso wurde die Balmer-Etienne AG Luzern einstimmig als externe Revisionsstelle bestimmt. Einstimmigkeit herrschte auch bei der Genehmigung des Reglements für die Controlling-Kommission sowie bei der Wahl von Linus Estermann ins Urnenbüro für den Rest der Amtsdauer 2024 bis 2028.
Erst das fünfte Traktandum störte die bis dahin vollkommene Harmonie. Gemeinderätin Bettina Meyer stellte das Traktandum «Nachtragskredit und Sonderkredit Kunstrasenspielfeld Sport- und Freizeitanlage Brand» kurz vor. Grundsätzlich ging es um 1,45 Millionen Franken, welche von der Gemeinde Eich getragen würden, während der SC Eich 560'000 Franken selbst beitragen müsste. «Ich weiss von keinem anderen Fussballverein, welcher einen so hohen Beitrag an einen neuen Kunstrasen leistet, da können wir dem SC ein Kränzchen binden», so Meyer. Der Gemeinderat führte als Gründe für seine Unterstützung des Projekts einige Vorteile eines Kunstrasens an. Darunter der Fakt, dass das gegenwärtige Hauptspielfeld mit 28 Jahren das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht habe. Man unterstütze es, dass Kinder und Jugendliche weg vom Bildschirm und zur gemeinschaftlichen sportlichen Betätigung motiviert würden. Als erster Votant meldete sich Reto Bättig, welcher von Seiten des SC Eich das Projekt Kunstrasen leitet. Er verwies auf den grossen, langjährigen Aufwand, welcher bereits in die Ausarbeitung des Projekts geflossen sei, und zeigte sich erfreut, dass es nun zur Abstimmung kam. Ein Umstand, welchen andere zu verhindern suchten: Der Eicher SVP-Nationalrat Franz Grüter stellte einen Ordnungsantrag, dass über das Projekt an der Urne abgestimmt werden sollte. Als Vertreter des Nein-Lagers fand er es unverhältnismässig, wenn für einen einzelnen Verein Steuergelder in dieser Grössenordnung ausgegeben würden. «Wir schätzen die Arbeit des SC Eich», betonte Grüter. «Da wird wichtige Arbeit geleistet. Von anderen Vereinen jedoch auch.» Wenn beispielsweise ein Mitglied des Harleyclubs ein neues Motorrad bräuchte, so würde die Gemeinde dieses ja auch nicht bezahlen, so Grüter. Die zwei Fünftel Mehrheit, welche für einen Ordnungsantrag notwendig wären, wurde mit 64 Stimmen (93 hätte es gebraucht) deutlich verfehlt. Somit konnte weiterdiskutiert werden.
Die äusserst zahlreichen Voten konzentrierten sich auf der Pro-Seite hauptsächlich auf die Nachwuchsförderung, eine langfristig befriedigende Lösung sowie die signifikant höhere Anzahl möglicher Trainingsstunden pro Jahr (zirka 1300 zu den bisherigen rund 800). Gemeindepräsident Adrian Baumann fügte in Anspielung an die eben angenommene Finanzierung der «Seematt» an: «Es ist uns wichtig, als Gemeinderat für die ganze Gemeinde da zu sein. Wir haben erst gerade einen wichtigen Entscheid getroffen, viel Geld für das Alter und die Pflege auszugeben. Nun wollen wir auch in die Jugend investieren.»
Auf der Kontra-Seite wurde neben einigen weiteren, eher sekundären Argumenten, wie Umweltbedenken, immer wieder deutlich, dass der Gemeindebeitrag von 1,45 Millionen Franken als zu teuer und anderen Vereinen gegenüber nicht als fair empfunden wurde. Letzteres wurde von einem Befürworter des Projekts pointiert gekontert mit: «Ich bin im Kirchenchor und dieser braucht bei Gott keinen Kunstrasen, der soll besser an den Sportclub gehen.» Nach mehrstündiger Diskussion kam es schliesslich zur Abstimmung. Mit 162 Ja-Stimmen wurde eine Mehrheit erreicht und der Nachtrags- und Sonderkredit somit genehmigt.