Zum Finanzanlass der Raiffeisenbank Sempachersee-Rottal Süd am Freitagabend, 28. März, fanden sich in der Festhalle Seepark Sempach 250 Personen ein. Mit Jens Korte, nygp-Börsenkorrespondent der Wall Street, sowie Matthias Geissbühler, CIO der Raiffeisen Schweiz, waren zwei hochkarätige Experten vor Ort, die über das durch die US-Wahlen geprägte, unruhige Weltgeschehen sowie die Reaktion im Anlagemarkt referierten.
Jens Korte gewährte einen spannenden Einblick in das von ihm wahrgenommene Denken der Trump-Regierung. Der Finanzjournalist lebt und arbeitet seit Ende der 90er-Jahre in New York und berichtet als Korrespondent unter anderem auch für das Schweizer Fernsehen und Radio (SRF4). Gemäss Kortes Hypothese, die er auch mit entsprechenden Indizien belegte, liegt der neuen Wirtschaftsstrategie die Studie «Die Neuordnung des Welthandelssystems» von Trumps Wirtschaftsberater Stephen Miran zugrunde.
USA will Gegenleistung
Diese strebt eine Umwandlung des Welthandelssystems an. Bislang hat die USA der EU und anderen Ländern nicht nur militärischen, sondern dank US-Staatsanleihen auch finanziellen Schutz geboten sowie Zugang zu ihrem attraktiven Markt gewährt. Trump will diese Leistungen anderen Ländern nur noch gegen Gegenleistung weiterhin zur Verfügung stellen und übt entsprechend Druck aus. Demonstriert hat Trump diesen Druck – so vermutet es Korte – an der Ukraine, als er Selenskyi öffentlich abkanzelte, bis dieser am Ende einwilligte, den USA Rohstoffe seines Landes zur Verfügung zu stellen.
Die Trump-Regierung sehe die EU grundsätzlich als Schmarotzer, die der USA schadet. Aufgrund des Handelsbilanzüberschusses, welcher Trump ein Dorn im Auge ist, könnte es künftig auch die Schweiz in die «Dirty 15» schaffen. Trump will nun unter anderem reziproke Zölle erheben. Am 2. April – am Tag des Redaktionsschlusses dieser Zeitung – ist der «Liberation Day», der Tag der Befreiung, da wird Trump sein Zollregiment bekannt geben. Die USA wollen zudem unabhängig von anderen Rohstoffländern werden und die Güterproduktion wieder ins Land holen.
Dass Trump nun ein Bild von Präsident James Polk ins Oval Office hängen liess, unter dessen Führung drei neue Staaten zu den USA hinzukamen, sieht Korte zusätzlich als Indiz, dass Trump wirklich ernsthaft will, dass Kanada, Grönland und der Panamakanal zu den USA gehören sollten.
Gold bleibt Gold
Was dies konkret für die Anleger in der Schweiz heisst, darüber referierte Matthias Geissbühler, CIO der Raiffeisen Schweiz. Die Volatilität an der Börse nehme definitiv zu, zeigte er auf. Realrenditen auf Schweizer Staatsanleihen sowie Sparkonti seien derzeit negativ. Wichtig sei eine Diversifikation der Anlagen. Mit empfohlen wurde von ihm, in Sachwerte, Immobilien, Rohstoffe und insbesondere auch in Gold zu investieren. Realwerte böten besseren Schutz vor der Geldentwertung. Der Goldpreis schiesst derzeit auch entsprechend in die Höhe.
Im Anschluss diskutierten die beiden mit SRF-Moderator Reto Lipp, der durch die Veranstaltung führte, über weitere Details, wie sich die Lage entwickeln könnte. Aus dem Publikum kam die Frage, wie es mit Bitcoins aussehe. Beide Experten sprachen sich dabei eher für Gold als physischer Wert aus. Am nachfolgenden Apéro hatte das Publikum die Gelegenheit, sich mit den Experten auszutauschen, und nutzte die Chance, sich insbesondere ausführlich bei Jens Korte zu informieren.