Über zwei Millionen Haushalte mieten sich in der Schweiz ihre Wohnung. Diesen Wert hat das Bundesamt für Statistik 2022 eruiert. Nebst den Schweizer Mietern und Mieterinnen leben 1,4 Millionen Haushalte in der Eigentumswohnung oder dem eigenen Haus. Aber wie hat sich das Wohnen an sich im Gegensatz zu früher verändert? Ein offener Grundriss ist das grösste Merkmal der heutigen modernen Wohnung. Ebenso eine offene Küche, die ins Ess- oder Wohnzimmer übergeht, und der Komfort von zwei oder sogar drei Bädern ist heute Standard. Das grössere Bad wird meist als «Wohlfühl-Oase» genutzt und der offene Wohnbereich dient zum Beisammensein mit Familie und Freunden. «Man gibt dem gesellschaftlichen Leben heute mehr Platz in der Wohnung», ist Ivo Kreienbühl, stellvertretender Geschäftsführer Kawa Design AG, überzeugt.
Noch vor mehreren Jahrzehnten war die Küche meist als einzelnes Zimmer vom Rest der Wohnung abgeschirmt und das Bad weniger eine Wohlfühl-Oase, sondern mehr ein zweckmässiger Raum für einen kurzen Aufenthalt. Das Herzstück war meist das Wohnzimmer mit Sofa und Fernseher. «Schöner Wohnen hat ein viel grösserer Stellenwert als früher. Damals stand zum Beispiel eher noch das Auto im Fokus, womit man sich einen Status setzte, aber heute will man sein eigenes Heim schön gestalten und das auch zeigen», so Ivo Kreienbühl.
Mehr Geld für Küchen
Der ehemalige Wauwiler Gemeindepräsident ist bereits seit über 30 Jahren in dieser Branche tätig und begleitet die Kundschaft der Kawa Design AG bei fast so vielen Bad- wie Küchenumbauten. Generell werde für ein modern eingerichtetes Zuhause mehr Geld ausgegeben, denn «vor 30 Jahren leistete man sich beispielsweise eine schöne Natursteinabdeckung in der eigenen Küche, was heute bereits bei Mietwohnungen zur Standardausführung gehört». Neben den Materialien werde auch immer mehr Wert auf Apparate gelegt, die besseren Komfort bieten. Oft ist neben einem normalen Backofen auch ein Combi-Steamer zu finden. Laut dem stellvertretenden Geschäftsführer überlegen sich Investoren heute sogar vermehrt, diese bei Neubauten mit entsprechenden Mietwohnungen einzubauen.
Steuerung per App als Zukunft?
Auch der multifunktionale Wasserhahn, der neben dem üblichen Leitungswasser extra kaltes, kochend heisses oder sogar Sprudelwasser spendet, ist einer der Apparate, der an Interesse gewinnt. Das jedoch vor allem im Bereich von Eigentumswohnungen oder Häusern. Was für Ivo Kreienbühl künftig noch zum Standard werden könnte, ist die Bedienung der Geräte per App vom Mobiltelefon aus. Digitale Smart-home-Systeme gibt es schon länger auf dem Markt und sollen der Benutzerin nicht nur das Leben in der eigenen Wohnung vereinfachen. 2017 machte der «Tagesanzeiger» ein Experiment und testete einen WLAN-Zwischenstecker, der bei der Heimautomatisierung unterstützen soll. «Der Stromverbrauch wird in der App über die Zeit protokolliert, sodass man gerade bei grossen Verbrauchern einen Eindruck bekommt, was sie an Energiekosten verursachen», war in diesem Artikel zu lesen.
Individuelle Gestaltung muss sein
Dass sich das Wohnen von früher zu heute so sehr gewandelt hat, liegt laut Ivo Kreienbühl mitunter an Social Media: «Das Werbung oder das Vergleichen miteinander über die sozialen Kanäle bringt die Leute dazu, mehr zu wollen.» Die verbesserte Technologie bei Geräten, die in der Wohnung zu finden sind, zieht auch einen ökologischeren Umgang mit Strom oder Wasser zur Folge, als es noch vor 30 Jahren der Fall war. «Weil sich in unserer Gesellschaft praktisch alles um Fortschritt dreht, muss sich auch diese Branche stetig steigern.»
Eine individuelle Gestaltung der eigenen vier Wände werde zudem immer mehr gewünscht, da sich Individualität praktisch zum Trend entwickelt habe. Deshalb trauen sich laut Kreienbühl Kundinnen und Kunden vermehrt, Neues auszuprobieren: «Zum Beispiel wird der Parkettboden vom Wohnzimmer heute oft bis in die offene Küche gezogen, um den Raum optisch zu vergrössern. Früher dachte man, dass Parkett in der Küche eher bedenklich ist und der Boden nicht lange halten wird.»
Mehr Auswahl an Materialien
Auch die Materialwahl hat sich mit der Zeit verändert: Vor 30 Jahren wurde die Küche oft weiss gehalten und die Arbeitsplatte war meist schwarz. Heute sind komplett dunkle Küchen, Chromstahlplatten oder Keramik bei entsprechenden Raumverhältnissen angesagt. Die Auswahl an natürlichen Materialien und täuschend echten Holzimitationen wird grösser. Das entsprechende Material, perfekt verarbeitet, ist für die Langlebigkeit entscheidend. Dies sei einer der Gründe, wieso nicht in erster Linie die Gestaltung an sich, sondern eher die komfortablen Küchengeräte eine Küche heute teurer machen würden. Mehr Komfort bedeutet auch mehr Geld, aber «schönes und angenehmes Wohnen muss nicht immer teurer sein. Es hat mehr damit zu tun, was man selbst möchte und wie man die Wünsche umsetzt», so Kreienbühl.
Die Baupläne von heute zeigen meist offene Grundrisse, während in alten Gebäuden eher geschlossene Wohnungen vorzufinden sind. Dabei kommt es darauf an, wie man den bestehenden Raum in funktionaler und ästhetischer Hinsicht nutzt, wenn das Bad oder die Küche einer Eigentumswohnung umgebaut werden soll. So kann ein Mehrwert erzeugt werden, der den Bewohnern viel Freude bereitet, aber auch die Arbeit erleichtert.