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Region

Weizen unter der Lupe

pd 12. Juni 2019

Am Dienstagabend vor einer Woche versammelten sich rund 50 Landwirte und Interessierte bei der Weizenplattform ausgangs Nottwil Richtung Sempach. Die Organisatoren präsentierten die ersten Ergebnisse ihrer Praxisversuche und berichteten viel Wissenswertes über verschiedene Weizensorten, Fungizide und Getreidebeizmittel.

Wer derzeit mit dem Auto durch Nottwil in Richtung Sempach fährt, findet auf der linken Seite ausgangs Dorf ein Landi-Plakat mit der Aufschrift «Praxisversuche» vor. Was es damit auf sich hat, präsentierten Vertreter der fenaco Genossenschaft in Zusammenarbeit mit der Landi am Dienstagabend, 4. Juni, im Rahmen einer rund zweistündigen Infoveranstaltung. Auf einem ehemaligen Rapsfeld in der Nähe des Nottwiler Sidlerhofes wurden im vergangenen Oktober pro Quadratmeter 325 Weizenkörner von insgesamt elf verschiedenen Weizensorten gesät. So entstand im Laufe der letzten knapp elf Monate eine ca. 20’000 m2 grosse regionale Weizenplattform. Diese wurde in verschiedene Streifen unterteilt, bei denen jeweils eine unterschiedliche Fungizidstrategie angewendet wurde. So wurden die verschiedenen Weizensorten einerseits im Extenso-Anbau, wo, ausser einem Herbizid, komplett auf den Einsatz von Fungiziden verzichtet wird, und andererseits bei einer einmaligen sowie einer doppelten
Fungizidanwendung miteinander verglichen.  Gemäss fenaco-Pflanzenschutzberater Reto Bucheli, der die Plattform gemeinsam mit Beat Kaufmann, Betreiber des Sidlerhofes, betreut, liefern die Praxisversuche gegenwärtig noch keine stichhaltigen Ergebnisse, da man sich derzeit noch im ersten Jahr und somit in der ersten Phase befinde. «Wir werden die unterschiedlichen Methoden jedoch wiederholen, sodass in einem Jahr genauer eruiert werden kann, wie die verschiedenen Sorten in dieser Region mit den unterschiedlichen Fungizidstrategien korrespondieren.»

 

Erste Plattform seit 2014

Die Pflanzenbauabteilung der fenaco plant solche Weizenversuche schweizweit. Ziel dieser Praxisversuche sei es zum einen, mit den gewonnenen Erkenntnissen die Qualität und Erträge der Bauern positiv zu beeinflussen. Zum anderen bemühe man sich damit aber auch, die Bevölkerung auf einen sinnvollen und bewussten Umgang mit Pflanzenschutzmitteln zu sensibilisieren. Mit der Trinkwasserinitiative und der Pestizidinitiative, die beide im kommenden Mai vors Volk kommen sollen, sei dieses Thema aktueller denn je, waren sich die Organisatoren sicher. 

Die letzte Betreibung einer regionalen Weizenplattform im Kanton Luzern liegt fünf Jahre zurück. Dass nun Nottwil als Standort für eine neue Plattform dient, ist kein Zufall. «Dadurch, dass sich das Feld in einer Senke in unmittelbarer Nähe des Sees befindet, ist die Feuchtigkeit in dieser Region vergleichsweise hoch und der Krankheitsdruck für Pflanzen gross. Vor allem Mehltau, eine der häufigsten und bekanntesten Pflanzenkrankheiten, hat in dieser Region leichtes Spiel. Umso interessanter ist es also, die verschiedenen Sorten auf ihre Krankheitsanfälligkeit im Vergleich mit unterschiedlichen Fungizidstrategien zu testen», erklärte Andreas Mahrer, Mitarbeiter UFA-Samen. 

 

Beizungen stehen unter Kritik

Nachdem Plattform-Betreuer Reto Bucheli die Veranstaltungsteilnehmer über den Versuch selbst und unterschiedliche Pflanzenkrankheiten und Kollege Andreas Mahrer über die verschiedenen Weizensorten sowie neueste Züchtungen informierte, folgte das Referat von BASF-Berater Christoph Steiner. Er lieferte Wissenswertes über einen neuen, temperaturunabhängigen – und noch nicht zugelassenen – Weizenwachstumsregler sowie ein neues Getreidebeizmittel, das derzeit in der Schweiz nur zu Experimentalzwecken zugelassen und ebenfalls auf der Weizenplattform getestet wird. «Im Gegensatz zu anderen herkömmlichen Beizmitteln, mit denen Auflaufkrankheiten behandelt werden, verfolgt diese neue ‘Systiva-Beizung’ das primäre Ziel, Krankheiten bereits in jungem Wachstumsstadium zu eliminieren», so Christoph Steiner. Ob das Getreidebeizmittel in Zeiten wie diesen, in denen Fungizidspritzungen und Beizungen generell reger öffentlicher Kritik ausgesetzt sind, zugelassen wird, warf unter der Anwesenden ein grosses Fragezeichen auf.

Nach den drei rund halbstündigen Referaten liessen die Teilnehmenden beim Sidlerhof den Abend bei einem kleinen Imbiss und einem kühlen Getränk zur Erfrischung in geselliger Runde ausklingen. Dies bot auch die Gelegenheit, über das kürzlich Gehörte im Plenum zu diskutieren.

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