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Sempach

Wenn die armen Seelen tanzen

Céline Estermann-Erni 09. November 2020

In einem überschaubaren Rahmen fand am letzten Samstag das Tuchlaubenkonzert «Hexensabbat» statt. Zwei Werke kamen in dieser Form zur Uraufführung.

«Wundern Sie sich nicht, wenn heute ein Knarzen durch das alte Gebälk geht», eröffnete Tuchlaubenbotschafterin Brigitta Loosli die Konzerte, «denn heute ist Hexensabbat». Was damit gemeint ist, sollte das Publikum bald erfahren. Für den Konzertabend hatte das Ensemble Kalydon mit seinen Gästen ein schaurig-schönes Konzertprogramm zusammengestellt, angefangen mit der Napf- und Nebelsuite von Claudia Muff. Ursprünglich habe sie es für Posaune, Akkordeon und Kontrabass komponiert, sagte Akkordeonistin Claudia Muff nach dem Konzert. Das Arrangement für die spezielle Besetzung dieses Ensembles, bestehend aus Piano, Trompete, Klarinette, Akkordeon, Gesang und Kontrabass, umzuschreiben, nahm denn auch mehrere Stunden in Anspruch. «Gerade auch die Sopranstimme hinzuzufügen war herausfordernd, aber die Texte von Al Imfeld passen hervorragend», ist Muff überzeugt.

Und das Resultat liess sich eindeutig hören. Das fünfsätzige Werk war ein Sammelsurium von Hörerlebnissen – jodelähnliche Akkorde gingen in
einen schwermütig-sehnsüchtig anmutenden Choral über, der Siebenachteltakt wechselte sich mit dem Dreivierteltakt ab und lud zum makabren Tanz, und Blas- und Klopfgeräusche taten ihr Übriges zum schaurigen Unterton der Suite.

 

Die Tragik der Hexenverfolgungen

Nach einem Ausflug in die zauberhafte Welt von Dvořáks Oper Rusalka, bei dem Katharina Benz die Arie im tschechischen Original vortrug, folgte mit Malleus Maleficarum eine weitere Uraufführung. Das Ensemble hatte für die drei Konzerte «Hexensabbat» bei Daniel Hess eine Komposition zum entsprechenden Thema in Auftrag gegeben. Malleus Maleficarum, benannt nach dem mittelalterlichen Dokument «Hexenhammer», das die Hexenverfolgung legitimierte, ist ein dreisätziges Werk, welches verschiedene Aspekte der brutalen Inquisitionen musikalisch darstellen soll. «Es war mir wichtig, die tragische Thematik auch aus Sicht der verfolgten Frauen zu erfassen», sagte der Komponist, welcher extra für die Uraufführung angereist war. Gerade im zweiten Satz, in den eine historisch belegte Petition an den Kaiser von einer zu Unrecht verurteilten Frau integriert ist, vermochte den aufmerksamen Zuhörer emotional zu berühren.

 

Von der Sträggele in Sempach

Nach zwei weiteren Klassikern, dem deutschen Volkslied «Ich hab die Nacht geträumet» und dem «Dance macabre» von Camille Saint-Saëns, folgte der krönende Abschluss in Form einer Sage, untermalt durch eine instrumentale Geräuschkulisse. Schauspieler Norbert Kientzl, der mit unheimlichen, dramatischen Intermezzi einen roten Faden durch das Abendprogramm gesponnen hatte, erzählte die Sage des ungehorsamen Mädchens vom Sempacher Meierhof, das von der Sträggele geholt und ins Mülital verschleppt wurde, aus dem man noch heute in den Fronfastennächten das Weinen des Kindes hören könne.

Unter grossem Beifall endete damit ein trotz widriger Umstände gelungener Konzertabend und entliess das Publikum in die dunkle Nacht, in der vielleicht noch das ein oder andere Scheunentor offengelassen wurde.

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