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Sempach

Cassis mahnte zu Demut und Dankbarkeit

Geri Wyss 03. Juli 2019

Mit Aussenminister Ignazio Cassis besuchte seit acht Jahren wieder einmal ein Bundesrat die Gedenkfeier zur Schlacht bei Sempach. In seiner Rede sprach er sich entschieden gegen Alleingänge aus. Robert Küng erlebte seinen letzten offiziellen Auftritt als Regierungsrat.

Es war ein weiterer prächtiger und heisser Sommertag, der sich am vergangenen Sonntag über Sempach gelegt hatte. Das Städtli bunt beflaggt, Tambouren, die Harmoniemusik Sempach, historische Kriegergruppen, ehemalige Schweizergardisten, hohe Gäste – bei ihrem Weg zum Festgottesdienst flankiert von einem Fahnenmeer. So kennt man die Gedenkfeier seit Jahren. Und doch passierte Bemerkenswertes. 

Da war einmal der besondere Gast aus Bern. Die vielen Feiernden durften wieder einmal einen Bundesrat willkommen heissen. Vor acht Jahren war dies zum letzten Mal der Fall gewesen. Bundesrat Ignazio Cassis stand inmitten von lokaler und kantonaler Politprominenz und Armeevertretern im Städtli und genoss den Aufenthalt in Sempach sichtlich. Er stand auch für Foto- und Videoaufnahmen zur Verfügung – und das waren nicht wenige –, bevor sich der Magistrat mit der ganzen Feiergemeinschaft in die Kirche St. Stephan begab, um die Festrede zu halten. 

 

Magistraler Dank

Dort bedankte er sich erst einmal bei Robert Küng. Der FDP-Parteikollege hatte am Tag der Gedenkfeier seinen letzten offiziellen Arbeitstag als Luzerner Regierungsrat. Küng sollte später ebenfalls noch einige Worte an die Gäste in der bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrkirche richten; er, der Willisauer, dessen Heimatort Gastgemeinde an der Gedenkfeier war. Doch erst gehörte die Bühne Ignazio Cassis. Er wob seine Rede um die Schlagworte Gemeinschaftssinn, Solidarität, Demut und Dankbarkeit. Die Schweiz sei eine Schicksalsgemeinschaft, die sich schon in der Alten Eidgenossenschaft bewährt habe. Damals, 1386,  habe man sich entschlossen dem Heer des Habsburgischen Herzogs Leopold III. entgegengestellt. Der Sage nach hatte sich der Nidwaldner Truppenführer Arnold von Winkelried in die Speere der Feinde geworfen und sich geopfert, um den Eidgenossen eine Gasse zu schlagen. «Winkelried mag nicht real sein, doch als Symbol für Brüderlichkeit und Opferbereitschaft hat er auch heute noch seine Berechtigung», hielt Ignazio Cassis fest, der sich im Interview in unserer Gedenkfeierbeilage vom 27. Juni zur faktenbasierten Geschichte bekannt, aber mythologische Helden als bedeutsam für die Identität eines Landes bezeichnet hatte. Mit Gemeinschaftssinn und Solidarität hätten die Eidgenossen damals Nachteile gegenüber den übermächtig scheinenden Habsburgern wettgemacht.

 

Dankbare Regierungsvertreter

Von solch schlimmen kriegerischen Ereignissen sei die Schweiz schon lange verschont, schlug Cassis den Bogen zur jüngeren Vergangenheit und zu heute. «Dafür sollten wir Demut und Dankbarkeit zeigen», mahnte der Aussenminister, um dann gleich auch auf das gegenwärtige Umfeld der Schweiz zu sprechen zu kommen. «Die Schweiz liegt mitten in Europa. Wir sind verstrickt mit Nachbarn und weiter entfernten Ländern.» Das sei lebens- und überlebenswichtig. Mit Zitaten aus der Rede von Bundesrat Giuseppe Motta an der Sempacher Gedenkfeier von 1936 ging Cassis auf eine grosse kriegerische Bedrohung ein. Es sei eine martialische Rede gewesen, welche im damaligen Kontext mit Recht so ausgefallen sei. Und sie habe gezeigt, dass die Schweiz bereit sei, ihre Freiheit und Unabhängigkeit mit allen Mitteln zu verteidigen. 

Regierungsrat Robert Küngs Rede war ebenfalls von Dankbarkeit erfüllt für all die Jahre und die Begegnungen, die er dank seiner politischen Tätigkeit habe erleben dürfen. Er schlug auch eine Bresche für den Gemeinschaftssinn, der heute oftmals hinter Eigeninteressen verdeckt sei. Darum habe er auch verschiedentlich erleben müssen, dass das Finden von Lösungen und Kompromissen in der Politik schwieriger geworden sei. 

 

«Das Menschsein verteidigen» 

Festprediger Lukas Niederberger, der Theologe ist hauptberuflich bei der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft tätig, setzte die Seligpreisungen aus der Bergpredigt von Jesus in ein Verhältnis mit den säkularen Werten, die in der Präambel der Bundesverfassung festgehalten sind. «Selige Menschen sind jene, die ihre Menschlichkeit und ihr wahrhaftes Menschsein auch gegen Widerstände und Rückschläge verteidigen und entfalten». In der Präambel werde unter anderem als Ziel genannt, die Demokratie zu fördern und Verantwortung gegenüber der Schöpfung wahrzunehmen. Mehr Demokratie wäre möglich, in- dem den Ausländern das Wahl- und Stimmrecht gegeben würde, tönte Niederberger an. Und bezugnehmend auf die festgelegten Klimaziele sagte er, es gebe noch viel zu tun, bis diese erreicht werden könnten. «Anlass zur Hoffnung gibt jedoch die junge Generation.» Nachdem die Sporanistin Claudia Oleas-Siegrist aus Eich die Schweizer Nationalhymne mit dem neuen Text – hervorgegangen aus einem Wettbewerb der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und wieder etwas Besonderes an der diesjährigen Gedenkfeier – vorgetragen hatte, erhoben sich später noch alle Feiernden für die geltenden Hymne, den Schweizerpsalm mit dem Auftakt: «Trittst im Morgenrot daher ...». 

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