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Sempach

Den Flächen mangelt es an Qualität

pd 19. Juni 2019

Verlust der Artenvielfalt ist in aller Munde. Auch in Sempach herrscht Artenverlust. Dagegen ankämpfen möchte eine Vernetzungskommission, die den Landwirten bei der Biodiversitätsförderung beratend zur Seite steht. Josef Blum und Ladina Saluz haben die Sempacher Woche auf einen Rundgang durch Sempachs Biodiversitätsförderflächen mitgenommen.

Das Zirpen der Feldgrillen verstummt allmählich, die Margerite – sie galt vor 30 Jahren noch als Allerweltspflanze – kommt dank den Biodiversitätsförderflächen wieder vermehrt vor und der letzte Waldameisenhaufen ist bereits vor rund zehn Jahren aus den Sempacher Wäldern verschwunden: Der Verlust der Arten wird oft nur schleichend wahrgenommen, doch er passiert. Gewisse Regionen sind vom Artenverlust stärker betroffen als andere, aber er geschieht überall. So auch in Sempach, wo sich vor gut 16 Jahren eine Gruppe engagierter Leute zu einer Vernetzungskommission zusammensetzte und sich seither aktiv für  den Erhalt der Arten auf dem Gemeindegebiet einsetzt. «Ziel des Vernetzungsprojektes, einer vom Bund mit 90 Prozent und der Standortgemeinde mit 10 Prozent geförderten Massnahme, ist es, die natürliche Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erhalten und zu fördern», sagte Josef Blum, Agronom und Mitglied der Sempacher Vernetzungskommission. In Sempach werde das Vernetzungsprojekt von einer Gemeindekommission betreut und umgesetzt. Zwei Projektphasen wurden seit 2003 abgeschlossen, nun habe die dritte Phase begonnen. Die Ergebnisse der ersten beiden Phasen zeigen, dass in Sempach 23 von 26 direktzahlungsberechtigten Landwirten am Vernetzungsprojekt teilnehmen und  insgesamt 12 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Biodiversitätsförderfläche genutzt wird. Es fehlt also nicht an ökologischen Ausgleichsflächen, diese weisen aber punkto Qualität noch reichlich Steigerungspotenzial auf. «In Sempach liegt die Vernetzungsbeteiligung weit höher als der kantonale Durchschnitt. Das ist natürlich sehr erfreulich, trotzdem aber mussten wir feststellen, dass der Bestand gewisser Leitarten kaum bis gar nicht erhöht wurde», so Ladina Saluz, Vertreterin UEK und ebenfalls Mitglied des Vernetzungsprojektes. «Es ist schon traurig, feststellen zu müssen, dass die Zauneidechse, der Gartenbaumläufer, der Aurorafalter usw. auf unserem Gemeindegebiet nahezu ausgestorben sind.» Gemeinsam mit Josef Blum hat sie kürzlich zu einem Rundgang durch das Gebiet oberhalb des Wirtshauses zur Schlacht und rund um den «Schlachthof» eingeladen. Die Begehung zeigte verschiedene Beispiele von teilweise natürlichen sowie gezielt neu angelegten Biodiversitätsförderflächen.

 

Extensiv statt intensiv

Aufgrund der über die Jahre vermehrt betriebenen intensiven Landwirtschaft sowie des stetigen Wachstums von Siedlungsgebieten hat der Artenverlust in der Tier- und Pflanzenwelt stark zugenommen. Gefordert sind vor allem die Landwirte. «Wenn Krautsäume nicht intensiv, sondern mit geringem Eingriff durch den Menschen, bewirtschaftet werden, bleiben Lebensräume für viele verschiedene Tierarten erhalten. Weiter arbeiten wir daran, bestehende Lücken im Vernetzungsplan zu füllen, indem wir die Landbesitzer beim Pflanzen von beispielsweise Hecken oder extensiven Blumenwiesen beratend unterstützen. Wir stellen Landwirten, die Blumenwiesen neu ansäen, das Saatgut zur Verfügung. Solche Flächen dienen als Verbindungsflächen verschiedener Biotope», erklärte Blum. So geschehen auch beim «Schlachthof», wo er vor 15 Jahren selbst zusammen mit der Jagdgesellschaft bei der Pflanzung einer Hecke mitangepackt hatte. «Es ist essenziell, dass solche Ausgleichsflächen nicht zu dicht sind. Das dichte Wiesengras, das vorrangig als Viehfutter genutzt wird, setzt sich aus nur wenigen Arten zusammen und bietet auch nur wenigen Tieren einen Lebensraum. Blumenwiesen können bis zu 60 verschiedene Pflanzenarten aufweisen. Wenn aus einem Katalog von etwa 70 Arten deren sechs in einer Wiese vorhanden sind, so wird bei uns Qualitätsstufe II erreicht. Dieses Ziel möchten wir bei mehr Wiesen erreichen.» Eine erfreuliche Entwicklung beobachtet die Vernetzungskommission bei den Weihern: In den letzten Jahren hat sich die Anzahl Weiher auf Sempacher Boden verdoppelt. «Die Stillgewässer müssen gepflegt werden, sonst wachsen sie zu. Vor allem für Pflanzen- und Tierarten, die in feuchter Umgebung gedeihen, ist ein Weiher perfekter Lebensraum», so Saluz. 

 

Jeder Einzelne kann mithelfen

Vergleiche man das Gebiet rund um den «Schlachthof» heute mit seinem Zustand vor 30 Jahren, würde man ein komplett anderes Bild vorfinden. «Es wurde bereits sehr viel getan – nicht nur hier. Solche Beobachtungen kann man überall in der Gemeinde machen. Das Flächenziel haben wir weitgehend erreicht. Jetzt gehts darum, die Qualität dieser Flächen zu verbessern. Dazu appellieren wir an die Landbesitzer in Sempach», fasste Josef Blum zusammen. Man sei davon überzeugt, dass die Erhaltung der Artenvielfalt und Nahrungsmittelproduktion sich nicht zwangsläufig ausschliessen. Und wer sich auf kleiner Ebene gegen den Artenverlust stark machen will, kann dies auch im hauseigenen Garten tun: «Wichtig ist, dass man einheimische Pflanzen verwendet, die als Nahrungsquelle heimischer Tiere dienen können. Hilfreich sind auch kleine Blumenwiesen sowie Ast- oder Steinhaufen, die vor allem für Insekten und Reptilien Lebensraum schaffen. Ein reiner Steingarten ist eine Wüste: Nur wenige Tierarten fühlen sich in einer solch monotonen Umgebung wohl», schloss Ladina Saluz.

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