Am Dienstag vor einer Woche hatte die Schweizerische Post bekanntgegeben, dass sie weiterhin an 2000 bedienten Standorten festhalten will, jedoch für 170 Filialen neue Lösungen mit Partnern sucht. Potenziell von einer Umwandlung betroffen ist im Raum Surental/Sempachersee die Post in Triengen. Die Post in der Oberstadt 12 in Sempach hingegen bleibt erhalten. «Diese Ankündigung hat uns ausserordentlich gefreut», sagt dazu Franz Willi, Verwaltungsratspräsident der Städtli Gwärb AG und Miteigentümer der Liegenschaft Oberstadt 10 und 12. Dass der Erhalt der Post in Sempach als eigenständige Filiale eine besondere Genugtuung für ihn darstellt, hat seine Gründe. Die Eigentümer der Städtli Gwärb AG haben sich zusammen mit dem Stadtrat Sempach dafür eingesetzt, dass die Post im Herbst 2018 in die ehemaligen Räumlichkeiten der CKW in der Oberstadt 12 einziehen konnte.
Post bringt Frequenzen
Dazu muss man kurz die Vorgeschichte beleuchten. Mit dem Kauf der alten Post an der Luzernerstrasse 2 und dem darauffolgenden Abriss hatte die Stadt Sempach für eine freie Sicht auf die alte Stadtmauer gesorgt. Damals hatte die Post aber auch entschieden, in Sempach künftig nur noch eine Agentur mit einem Partner betreiben zu wollen. «Das wollten und konnten wir nicht akzeptieren», erzählt Franz Willi rückblickend, denn «die Post ist ein attraktiver Dienstleister und wesentlicher Frequenzbringer im Städtli und bereichert den breiten Branchenmix». Will heissen, dass dank der Postfiliale viele Menschen ins Städtli kommen und dort weitere Besorgungen machen, wovon auch andere Geschäfte profitieren. Die Post sei somit für das Gewerbe im Städli ein wichtiger Partner.
CKW-Auszug war Chance
Als die CKW ihre Sempacher Geschäftsstelle in die Allmend verlegte, erachtete man diesen Standort für eine neue Postfiliale als ideal. «Wir setzten uns mit allen Beteiligten an einen Tisch», erzählt Franz Willi, «und so konnten wir schliesslich erreichen, dass die CKW ihr Stockwerkeigentum der Städtli Gwärb AG verkaufte und die Post einwilligte, an diesem Standort eine neue Filiale zu eröffnen.» Dies passierte dann am 1. Oktober 2018. Seither können die Kundinnen und Kunden in modernen, hellen Räumen am Schalter ohne Panzerglas ihre Postgeschäfte erledigen. «In einer Filiale werden alle Dienstleistungen angeboten, im Gegensatz zu einer Agentur», ruft Franz Willi in Erinnerung. «Die Post in Sempach hat zudem sehr attraktive Öffnungszeiten.» Er sieht aber anderorts Vorteile einer Agentur, namentlich die längeren Öffnungszeiten. «Wir sind wirklich froh, dass die Filiale bis Ende 2028 erhalten bleibt. Wir sind uns aber auch bewusst, dass danach eine Neubeurteilung erfolgt und wieder alles offen ist.»
Mehrere Kriterien massgebend
Auf Anfrage wollte die Post aus wettbewerbstechnischen Gründen keine Auskunft zu den Frequenzen in der Postfiliale Sempach geben und auch keine Zukunftsaussichten wagen. Man wende bei den jeweiligen Filialen keine fixen Regeln an, sondern wäge individuell ab, sagt Patrick Stöpper, Mediensprecher der Post. «Wichtig bleiben nebst wirtschaftlichen Kriterien die Erreichbarkeit sowie eine nationale Ausgewogenheit. Beispielsweise werden wir darauf achten, dass in jeder Raumplanungsregion der Schweiz eine Filiale bestehen bleiben muss.» Patrick Stöpper ergänzt, dass die Schweiz das engste Postnetz in Europa habe. «Das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben.»
Schalterberatung per Video
Die Post investiert in den nächsten vier Jahren über 100 Millionen Franken in die Weiterentwicklung der Filialen. Ob aus diesem Topf auch Gelder in die Filiale Sempach fliessen werden, kann Patrick Stöpper nicht sagen. Die Post stehe erst am Anfang der Strategie- und Umsetzungsperiode. «Wir suchen grundsätzlich immer nach neuen Möglichkeiten, unsere Filialen für unser Kundinnen und Kunden noch attraktiver zu machen. Aktuell läuft in verschiedenen Filialen ein Pilot mit der Remote-Videoberatung.» Statt am Schalter können sich die Kundinnen und Kunden bei Bedarf in Kabinen per Videoanruf beraten lassen, was beispielsweise auch die Wartezeiten an Postschaltern verringern kann. Patrick Stöpper: «Der Test läuft sehr gut, aber ich kann Ihnen heute nicht sagen, ob ein solches neues Format eventuell auch seinen Weg in die Filiale Sempach findet.»