Das Städtli Sempach bietet gegenwärtig ein etwas skurriles Bild. Während ein Restaurant trotz eingestelltem Betrieb die Gartenterrasse eingerichtet hat, bedient der Take-away immer noch Kunden. Die meisten Geschäfte sind wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Nur vereinzelt sind Passanten auszumachen. Viele der üblicherweise begehrten Parkplätze stehen leer. Vor der Apotheke-Drogerie Faden befindet sich ein kleines Zelt. Grosse, gelb-rote Plakate informieren über die Hygienemassnahmen des Bundes, welche den rasanten Anstieg der Ansteckungen mit dem Virus mildern sollen. Eine Person von der Feuerwehr befragt die Menschen, mit welchen Anliegen sie das Pharmaziegeschäft betreten möchten. «Wir nehmen vor dem Eingang eine Triage vor», erläutert der Inhaber der Apotheke-Drogerie Faden, Cyrill Faden. Es gehe darum, Leute, die sich krank fühlten, und Risikopatienten der aktuellen Corona-Pandemie – Menschen ab 65 Jahren und solche mit Vorerkrankungen –, vom Betreten der Räumlichkeiten abzuhalten. «Sie können sich telefonisch mit uns in Verbindung setzen. Jemand vom Personal steht hinter dem Schaufenster, um die Kundin oder den Kunden zu beraten. Danach bringen wir die gewählten Produkte nach draussen. Risikopatienten werden auf der Strasse bedient.»
Triage zum Schutz von allen
Es gehe darum, in der angespannten Situation die Menschen, die in die Apotheke kämen, und auch das Personal möglichst gut vor einer Ansteckung zu schützen. «Drinnen halten sich nie mehr als drei bis vier Kunden auf», erzählt Cyrill Faden weiter. Dadurch halte man die vom Bund empfohlenen Abstände ein und sorge für nur kurze Kontakte. Mit den Telefonaten sei auch für jene Menschen, die draussen stünden, jederzeit die Beratung gewährleistet. «Die meisten Menschen haben vollstes Verständnis für die Massnahmen, ist es doch auch zu ihrem Schutz», erzählt Cyrill Faden. Sensibilisierung und Bewusstsein für korrektes Verhalten nähmen immer mehr zu, stellt der Apotheker mit Genugtuung fest. So schienen beispielsweise ältere Menschen nun doch weitgehend zu Hause zu bleiben. Und doch brauche es weitere Überzeugungsarbeit. «Die Corona-Pandemie verlangt nach solchen Massnahmen, wie sie der Bundesrat angeordnet und empfohlen hat», unterstreicht Faden.
Mangelware Alkohol
Ein nach wie vor begehrtes und gleichsam rares Gut sind Desinfektionsmittel, welche die Apotheke-Drogerie Faden mittlerweile wieder selber herstellen kann, wenn auch nur in geringen Mengen. Hauptsächlich fehle es an ausreichenden Mengen Alkohol für die Herstellung, die eigentlich einfach sei: «Nebst ebendiesem Alkohol braucht es Wasser, etwas Befeuchtungsmittel und Aromastoffe.» Da Desinfektionsmittel in erster Linie in Spitälern, Heimen, bei Arztpraxen und bei der Spitex eingesetzt werden müssten, müsse man sparsam sein. «Wir händigen momentan ein Fläschchen pro Person aus, aber nur, wenn es sich um Risikopatienten handelt.» Die Menschen verstünden dies im Grossen und Ganzen. «Die Volksgesundheit geht vor», sagt der Apotheker.
Schnaps zum Desinfizieren
Weil Trinksprit fehlt, ist die Herstellung von Desinfektionsmitteln gedrosselt. Nun helfen Brennereien wie die Hecht Distillerie AG in Sempach aus.
Bald werden in Sempach grössere Mengen Desinfektionsmittel verfügbar. Die Hecht Distillerie AG stellt seit Kurzem selber solche Mittel her und bietet sie ab sofort in Flaschen à 20 und 100 cl sowie im 10-Liter-Bidon an. Das kleinste Gebinde kostet 9 Franken, der Liter 35 Franken und der Bidon 350 Franken. Eine Ausnahmebewilligung des Bundesamtes für Gesundheit, um die Engpässe zu beheben, ermöglicht diese Produktion. Andere Brennereien haben bereits diesen Schritt gemacht, etwa die Diwisa in Willisau.
Schnäpse aufdestillieren
Da der Alkohol, genauer der Trinksprit, nirgends mehr erhältlich ist, springen die Brennereien in die Bresche. «Wir destillieren Schnäpse nochmals auf, um sie als hochprozentigen Grundstoff für Desinfektionsmittel zu verwenden», erzählt Geschäftsführer Daniel Hecht. «Dadurch ersetzen wir den Trinksprit.» Ein Denaturierungsmittel sorge zusätzlich dafür, dass dieser Alkohol ungeniessbar gemacht werde. Die Krux ist einerseits, dass es sich um Kernobstdestillate handelt, die auch noch nach diesen Früchten schmecken. Andererseits sind die Herstellungskosten deutlich höher, als sie mit Trinksprit wären. Zu beziehen ist das Desinfektionsmittel im Getränkeladen der Distillerie.