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Sempach

Durchgangsverkehr: «Ich will Fakten»

Geri Wyss 20. März 2021

Der neue Sempacher Stadtpräsident Jürg Aebi erlebte ein herausforderndes und aufwühlendes Amtshalbjahr. Der 61-Jährige will die Probleme wie das Verkehrsaufkommen im Städtli pragmatisch und faktenbasiert angehen.

Feuer und Eis. Diese zwei Elemente könnten sinnbildlich stehen für die Zeit seit Anfang September bis heute, in der Jürg Aebi als neuer Stadtpräsident wirkt. Feuer, weil der 61-jährige gebürtige Berner eine aussergewöhnliche Feuertaufe erlebte. Und Eis spielte bei der jüngsten der Herausforderungen eine Rolle. Bei einem Spaziergang entlang des Surseer Triechters war Jürg Aebi vor gut drei Wochen unglücklich im Eis eingebrochen und stand danach hüfttief im bitterkalten Wasser. Mit Folgen: Sein Bein entzündete sich und er erlitt eine Blutvergiftung. Mittlerweile ist er genesen, wenn auch noch nicht ganz fit. «Doch ich bin wieder zurück und voller Tatendrang», betont Jürg Aebi.

 

Frischer Wind wird erwartet

Der ehemalige Direktor des Kantonsspitals Baselland hatte im letzten Sommer im zweiten Wahlgang gegen Bruno Rosset gewonnen. Ein Neuzuzüger, der zwar schon seit 15 Jahren in Sempach lebt, hatte das Rennen gegen einen Sempacher gemacht, der mit dem Slogan «eine vo üüs – eine för üüs» geworben hatte. Vielleicht ein Zeichen für den Willen einer Mehrheit von Wählenden, die sich einen frischen Wind im Stadthaus wünscht und für die die Verwurzelung mit Sempach nicht das zentrale Element für eine bürgernahe und gute politische Arbeit im Sinne der historischen Stadt Sempach ist. 

 

Ein schwerer Abschied

Das erste Halbjahr als Stadtpräsident war für Jürg Aebi beileibe nicht ein einfaches und geordnetes Einarbeiten in ein neues Amt. Zum einen war da Corona. Die Pandemie verunmöglichte es Aebi, der den direkten Kontakt und das persönliche Gespräch mit den Menschen liebt, sich in der Öffentlichkeit nach seinem Gusto zu präsentieren. Zum anderen, und das war noch weit einschneidender, musste er politisch «funktionieren», obwohl er von einem harten privaten Schicksalsschlag getroffen wurde. Der gesundheitliche Zustand seiner Frau Ursula Aebi-Käser, die an einer schweren Krankheit litt, verschlechterte sich im letzten halben Jahr drastisch. Sie verstarb im Januar. «Ich musste von einem geliebten Menschen Abschied nehmen, der seit meiner Jugend auch ein Kritiker, Berater und steter Gesprächspartner in allen Lebenslagen war», sagt Jürg Aebi.

 

Jürg Aebi will Fakten …

Doch er verweilt nicht in Trauer, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass er mit Optimismus in die Zukunft schaut. Projekte und anstehende Arbeiten stehen mehr als genug auf der Tagesordnung. Ein Thema, das die Menschen in Sempach seit Langem beschäftigt, ist die Aufenthaltsqualität im Städtli und damit verbunden auch das Verkehrsaufkommen. «Viel ist schon darüber geredet, viele Gedanken sind auch im Stadtrat gemacht worden», führt er kurz ein, um dann unumwunden zu sagen: «Ich will erst einmal endlich Fakten, wie hoch der prozentuale Anteil am Gesamtverkehr ist, den jene Automobilisten beisteuern, die nur durchs Städtli hindurchfahren.»

 

… als Grundlage für Lösungen

Stadtpräsident Jürg Aebi schwebt eine satellitengestützte Erhebung vor, um den Durchgangsverkehr in handfesten Zahlen festzumachen. «Wir haben eine wunderbare Umfahrung, die man benutzen soll, wenn man keine Erledigungen im Städtli zu tätigen hat», betont der Stadtpräsident. Und er weist auf etwas hin, was vielen Menschen gar nicht richtig bewusst sein dürfte. «Eigentlich ist das Befahren des Städtlis nur für Zubringerdienst gestattet.» Liegen die Fakten dereinst auf dem Tisch, habe man endlich Grundlagen, um entsprechende Lösungen zu präsentieren, die zusammen mit den Betroffenen im Städtli erarbeitet werden sollen, sagt Jürg Aebi.

 

Bürger gibt den Takt vor

Darauf baut dann auch die Gestaltung des Vorplatzes beim Luzernertor auf. Und wie genau die Schulhauskurve den ganzen Verkehr bewältigen soll. Es gehe dabei aber keineswegs nur darum, dass der Stadtrat eine fixfertige Lösung präsentieren wolle. «Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man beispielsweise die Frage nach einer Bushaltestelle auf der Fahrbahn oder in einer Busbucht vom Stimmvolk entscheiden lassen kann», erläutert Aebi. Beiden Varianten haftete dann nach seiner Vorstellung eine Abwägung der Verkehrssicherheit und ein Preisschild für den Steuerzahler an. «Meiner Meinung nach sollten die Fussgängerstreifen verlegt, und der Weg zur Schule müsste anders geführt werden.»

 

Seeallee: Jahr der Bewährung

Viel zu reden gab in den letzten zwei Jahren auch die Seeallee und ein ebenfalls hohes Aufkommen (mit Autos) an Erholungssuchenden, die an prächtigen Sommerwochenenden die Gestade am See belagerten. Mit einem neuen Nutzungskonzept, das unter anderem Einweggrills und Campingmobiliar verbot, versuchte der Stadtrat mehr Ordnung zu schaffen. Ein Gemeindeordnungsdienst patrouillierte in der letzten Sommersaison erstmals in der Seeallee, mehr Abfalleimer standen bereit und die Parkmöglichkeiten blieben auf den Parkplatz Seevogtey beschränkt – ausser bei Grossanlässen.

 

Schraube wird angezogen

Bei den Parkplätzen stellt nun Jürg Aebi in Aussicht, dass auch bei grossem Andrang im Sommer die Notparkplätze in Betrieb genommen werden sollten, um unnötigen Suchverkehr zu vermeiden. «Und wir mussten auch erkennen, dass sich die Menschen gleichwohl auf der Wiese niederlassen, auch wenn diese schlechter gemäht ist», blickt Jürg Aebi zurück. Doch das heisse mit Bestimmtheit nicht, dass dies nun einfach toleriert werde – im Gegenteil. «Der Gemeindeordnungsdienst wird zu unterschiedlichen Zeiten unmissverständlicher als noch im letzten Jahr auf die geltenden Regeln hinweisen.» Eine deutliche Entlastung erhofft sich der Stadtpräsident vom fixen Grill in der Seeallee. Es handle sich um ein Elektromodell, wie man es beispielsweise auch auf australischen Campingplätzen vorfinde, «einfach in der Handhabung, praktisch im Unterhalt und leicht zu reinigen».

 

Jungen eine Stimme geben

Ein Versprechen aus dem Wahlkampf hat Jürg Aebi bereits umgesetzt. Er hat eine Kommission für die Jungen ab 16 Jahren ins Leben gerufen. Die «Beratungskommission junger Sempacher» will er immer wieder an den Tisch holen und auch in Vernehmlassungen einbinden. «Ich will den Jungen in Sempach eine Stimme geben.» Jugendliche aller politischer Couleur zu finden war für Aebi aber nicht mal so einfach. «Es hat sich gezeigt, dass jene, die sich heute schon öffentlich engagieren und zu Wort melden, eher aus dem Lager Mitte-Links kommen. Doch konservativ denkende Jugendliche rechts der Mitte müssen genauso eingebunden sein.»

 

Die Stadt als Firma

Die Entflechtung der strategischen und operativen Aufgaben bei der Stadt Sempach verfeinert sich unter dem neuen Stadtpräsident Jürg Aebi weiter. Der neue Stadtpräsident trägt die Philosophie einer Firmenführung nach Sempach.

 

Bereits seit einigen Jahren ist eine Geschäftsleitung installiert mit Markus Frey, Bereichsleiter Finanzen, Rolf Meier, Leiter des Bauamtes und der Aktuarin Barbara Fischer, unter der Leitung von Stadtschreiber Adrian Felber. Als Berater und Bindeglied zum Stadtrat fungiert Jürg Aebi. «In der Vergangenheit waren die Kompetenzen noch zu wenig genau abgegrenzt», sagt Aebi. Und es sei vorgekommen, dass ein Stadtrat in guter Absicht in der Verwaltung aktiv geworden sei, was zu Unstimmigkeiten habe führen können. «Dies war in der Regel eine Folge zu wenig exakt formulierter Abläufe.» Was er aber auch habe erkennen müssen: Bisweilen seien Kritiken oder Unmut hinter dem Rücken von jenen geäussert worden, die hätten direkt angesprochen werden sollen. «Für mich ist eine transparente und respektvolle Kommunikation das A und O», hält der neue Stadtpräsident fest. Das gelte nicht nur zwischen der Verwaltung und dem Stadtrat, sondern auch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und dem Stadthaus. 

 

Direkt reden miteinander

Er betrachte die Organisation der Stadt Sempach wie diejenige einer Firma. «Der Stadtrat ist wie ein Verwaltungsrat, der die strategischen Geschicke managt», führt Jürg Aebi aus. Die Steuerzahler und Stimmberechtigten seien die Aktionäre, die ihren Segen geben müssten, wie das Geld zu verwenden sei und wohin die Firma steuere. «Die Geschäftsleitung erledigt zusammen mit der Verwaltung das operative Geschäft. Und wenn man ein Problem hat, dann sucht man das direkte und offene Gespräch.»

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